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Newsletter "Für die Menschen im Aargau"

Bildung als Wirtschafts- und Standortfaktor

"Bildung und Wissen sind unser Rohstoff" Bildung und Forschung sind bedeutende Treiber des Wirtschaftswachstums. Die Vernetzung der Wirtschaft mit den Bildungs- und Forschungsinstitution ist ein wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik des Regierungsrats. Denn Unternehmen und Bildungs- sowie Forschungsinstitutionen können gegenseitig voneinander profitieren, sagt Volkswirtschaftsdirektor Dieter Egli im Interview.

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Wie schätzen Sie das als Volkswirtschaftsdirektor ein: Ist der Kanton Aargau ein attraktiver Standort, was die Bildung betrifft?

Der Aargau hat als Träger- und Sitzkanton der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) an Attraktivität gewonnen. Die FHNW in Brugg-Windisch ist ein Anziehungspunkt für Studierende, aber auch für Unternehmen geworden. Ich wohne in Windisch und finde es sehr inspirierend, dass junge und motivierte Studierende dort ihr Rüstzeug für die Zukunft erhalten. Es ist auch kein Zufall, dass sich das Hightech Zentrum Aargau, das KMU dabei unterstützt, ihre Innovationsfähigkeit zu stärken, gerade in Brugg angesiedelt hat.

Wie wichtig ist es für Unternehmen, attraktive Bildungsinstitutionen vor Ort zu haben?

Bildung und Wissen sind die wichtigsten Rohstoffe der Schweiz. Dank unserem hervorragenden Bildungssystem, das weltweit zu den besten zählt, und der beinahe einzigartigen Kombination aus Schule und praktischer Arbeit in der Lehre, bringen wir viele qualifizierte Fachkräfte hervor. Mit dem starken technologischen Wandel in allen Branchen, getrieben von Dekarbonisierung, Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz, sind die Unternehmen aber auch stark gefordert. Fachwissen wird immer wichtiger, um innovativ zu sein und im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Zudem braucht der technologieorientierte Industriesektor im Aargau top ausgebildete Fachkräfte.

Also bieten Bildungsinstitutionen einen Standortvorteil, um ein Unternehmen ansiedeln zu können?

Es ist klar ein Standortvorteil, wenn wir im Kanton Aargau eine solide Bildung in der Volksschule und eine vorausschauende Berufsbildung haben, die der technischen Entwicklung und den Trends folgt. Ebenso braucht es eine Weiterbildungslandschaft für Berufsleute. Der Ausbildungsstand der Bevölkerung ist ein wichtiges Kapital – und ein zentraler Wettbewerbsfaktor und Treiber des Wirtschaftswachstums.

Tut der Aargau zu wenig, um auf seine Vorzüge aufmerksam zu machen?

Es gibt Initiativen wie beispielsweise die Plattform Work Life Aargau, wo man herausfinden kann, welche Aargauer Unternehmen es gibt, in welchen Regionen sie angesiedelt sind und ob diese auch attraktiv zum Wohnen sind, beispielsweise bezüglich Kinderbetreuungsangeboten. Der Aargau hat viel mehr zu bieten als gemeinhin bekannt. Auf diese Vorzüge müssen wir aber auch aufmerksam machen.

Können Bildungsinstitutionen auch von der Wirtschaft profitieren?

Ja, auf jeden Fall. Gerade die Fachhochschulen, die sehr praxisorientiert sind, pflegen eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Forscherinnen und Forscher können so testen, ob ihre Forschungsergebnisse auch praxistauglich sind. Zudem erhalten die Fachhochschulen direkte Forschungsaufträge von Unternehmen. Übrigens funktioniert ja auch das Hightech Zentrum in Brugg, das der Regierungsrat vor über 10 Jahren lanciert hat, nach diesem Prinzip: Wir wollen KMU mit Bildungs- und Forschungsinstitutionen vernetzen.

Doch die Topfachleute kommen aus den Universitäten. Hier hat der Aargau einen grossen Nachteil, da er keine Universitäten hat.

Das sehe ich anders. Die Fachhochschule ist mit ihrem Praxisbezug viel näher an den Unternehmen als klassische Hochschulen. Gerade bei den KMU, von denen es im Aargau viele gibt, sind die ausgebildeten Datenwissenschaftlerinnen, Ökonomen oder Ingenieurinnen der FHNW sehr gefragt. Im Aargau kommt noch die Nähe zur Forschung dazu – beispielsweise mit dem Paul Scherrer Institut (PSI) oder dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau.

Auch betreiben verschiedene Aargauer Unternehmen Forschung, beispielsweise im Forschungszentrum von ABB und Hitachi. Sie schaffen wichtige Arbeitsplätze im Kanton und tragen zur Innovationsförderung bei. Allein das PSI beschäftigt 2'200 hoch qualifizierte Mitarbeitende. Zudem kommen jährlich 2'500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Forschungsprojekte ans PSI. Wir gehen davon aus, dass mit dem Park Innovaare, der eben erst eingeweiht wurde, weitere 800 Arbeitsplätze hinzukommen und dass sich mit der Realisierung einer Hightechzone in Würenlingen weitere interessante Unternehmen im Aargau ansiedeln werden.

Wie unterstützt der Kanton kleine und mittlere Unternehmen im Bereich der Forschung?

Der Kanton setzt in seiner Wirtschaftspolitik auf die Innovationsförderung. Unternehmen sollen befähigt werden, innovativ zu sein. KMU ohne eigene Forschungsabteilung sollen einfach und unkompliziert Zugang zu geeigneten Forschungspartnern und zu den besten Technologien erhalten, um eben ihre Prozesse, Produkte und Dienstleistungen zu optimieren. Hier stehen die Standortförderung und das Hightech Zentrum Brugg den Unternehmen beratend zur Seite.

Zudem setzt der Regierungsrat auf die Förderung von klimafreundlichen Unternehmen. Mit dem Entwicklungsschwerpunkt "Förderung ressourcenschonender Innovationen" unterstützt die Standortförderung Aargauer Unternehmen bei der Entwicklung von nachhaltigen Dienstleistungen und Produkten.

Google ist wegen der ETH extra nach Zürich umgezogen. Mit welchem Unternehmen, das sich in nächster Zeit im Aargau ansiedeln wird, rechnen Sie?

Die Erfahrung zeigt, dass starke Branchen weitere Unternehmen dieser Branchen anziehen, auch Zulieferer. So entstehen sogenannte Cluster oder wirtschaftliche Ökosysteme. Starke Branchencluster im Aargau sind im Energiebereich zu finden, etwa mit ABB. Auch Pharma, Life Science und die Wertschöpfungsketten der Lebensmittelproduktion sind im Aargau stark vertreten. Weitere Schwerpunkte sind in der Kunststoffindustrie oder auch in der IT zu finden. In allen genannten Branchen gibt es im Aargau bereits zahlreiche grosse und kleine Unternehmen, die interessante Arbeitsplätze anbieten und eine hohe Wertschöpfung aufweisen. Die Chancen stehen gut, dass sich insbesondere in diesen Bereichen weitere Unternehmen ansiedeln, die von den Standortqualitäten des Aargaus und den bestehenden Clustern profitieren wollen.