Hauptmenü

Zurück

Archäologische Zeugen eines Stadtbrands

Drohnenaufnahme der Grabungsfläche inmitten der Zofinger Altstadt.

Eine Untersuchung im Vorfeld eines Neubaus in Zofingen brachte Zeugen des Stadtbrands von 1462 zum Vorschein – und ein rätselhaftes Fundament.

Im Zusammenhang mit einem Neubauprojekt an der Schafgasse in der Altstadt von Zofingen hat die Kantonsarchäologie im Frühling 2024 eine Ausgrabung durchgeführt. Die Fundstelle befindet sich in der Oberstadt nahe der Rathausgasse und des Niklaus-Thut-Platzes. Bis im März 2024 stand hier die sogenannte Sennscheune. Wie bauarchäologische Untersuchungen ergaben, wies diese im Kern eine in die Zeit von 1462 zurückreichende Ständerbaukonstruktion auf, die sehr wahrscheinlich nach dem damaligen Stadtbrand errichtet wurde. Der Bau erfuhr 1839 eine Erneuerung, die das Erscheinungsbild des Gebäudes bis zuletzt prägte.

Reste des Stadtbrands

Blick auf die Innenseite einer Hauswand mit Balken und weissem Vertputz dazwischen.
Die Westwand der Sennscheune nach dem Rückbau. Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Verschiedene Spuren wie ein älteres Portal in der Brandmauer zur Liegenschaft Rathausgasse 5 wiesen schon darauf hin, dass es hier eine zusammenhängende Bebauung vor dem Stadtbrand von 1462 gab. Da die Scheune nicht unterkellert war, hoffte man auf noch vorhandene archäologische Strukturen. Tatsächlich fanden sich aus der Zeit der Scheunennutzung Reste von Lehmstampfböden sowie Mauern und Fundamente der Binnen- und Aussenwände. Diese überlagerten einen Brandhorizont, der aus Ascheschichten, verziegeltem Lehm und Brandschutt bestand. Er stammt vermutlich vom Stadtbrand im Jahr 1462.

Ein rätselhaftes Fundament

Blick auf die freigelegte Grabungsfläche mit dem runden Fundament.
Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Vor dem Brand hatte man das Areal offenbar anders genutzt. Der Brandschutt überdeckte nämlich ältere Strukturen, die vermutlich zu einer gewerblichen Nutzung gehörten. Neben einem kleineren Ofen und einer Arbeitsgrube konnte der rätselhafte Rest eines runden Mauerzugs mit einem Durchmesser von über drei Metern dokumentiert werden. An einer Seite schloss sich ein mit dünnen Asche- und Holzkohleschichten überdeckter, stark brandgeröteter Lehmboden an. Die runde Mauer diente womöglich als Unterbau eines grossen Backofens oder aber für eine Installation, die im Zusammenhang mit einer Giesserei steht.

Die Zinngiesserei ist in Zofingen als Gewerbe seit dem Mittelalter belegt. Wenig nördlich konnten bei Ausgrabungen im Jahr 1978 bereits Reste eines mutmasslichen Schmelzofens dokumentiert werden. Schliesslich lässt sich aber auch eine Interpretatiuon als Treppenturmfundament nicht komplett ausschliessen. Weitere Recherchearbeiten und Vergleichsbeispiele führen hoffentlich zur Entschlüsselung dieses kleinen Rätsels.