U4 Luftqualität
Die Langzeit-Luftbelastung repräsentiert durch die Schadstoffe Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon stagniert in den letzten Jahren. Weiterhin sind Grenzwertüberschreitungen bei Feinstaub und Ozon feststellbar.
Eine gute Luftqualität trägt wesentlich zum Schutz der menschlichen Gesundheit und zum Erhalt der natürlichen Ökosysteme bei. Schadstoffemissionen sind deshalb auf ein langfristig unbedenkliches Niveau zu begrenzen. Besonders betroffen von schadstoffbelasteter Luft sind Kinder, ältere Personen und Asthmatikerinnen und Asthmatiker. Im Kanton Aargau werden die, aufgrund der PM2.5-Belastung verursachten Gesundheitskosten auf rund 2 Milliarden Franken geschätzt. Rund 600 Personen sterben im Kanton Aargau jährlich vorzeitig aufgrund der Luftverschmutzung (PM2.5-Belastung) (econcept 2022, Best-Guess Berechnung). Zudem können sich Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide und Ammoniak negativ auf die Qualität nährstoffarmer Lebensräume auswirken.
Der Erhalt einer guten Luftqualität bedingt insbesondere das Einhalten der Grenzwerte für die Schadstoffe Feinstaub (PM2.5 und PM10), Stickstoffdioxid (NO2) und bodennahes Ozon (O3) gemäss Luftreinhalteverordnung des Bundes. Die Feinstaub-Emissionen (PM10) sowie ihre Vorläufer-Emissionen sollen gegenüber 2005 jeweils um rund 50 % reduziert werden (Schweizerischer Bundesrat 2009). Der Kanton Aargau hat seine spezifischen Zielsetzungen bis ins Jahr 2030 im Massnahmenplan Luft 2022 festgehalten. Für PM10 wird eine Reduktion von 36 %, für PM2.5 von 24 % bis 2030, basierend auf dem Wert von 2015, angestrebt (BVU 2023).
Indikatoren: Langzeit-Luftbelastungsindex und Feinstaub
Die Luftqualität wird anhand eines Mischindex aus Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon sowie anhand der Feinstaubkonzentration in unterschiedlichen Gebieten gemessen. Beide Werte sollen sinken.
Der Indikator fasst die Schadstoffe Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid (NO2) und bodennahes Ozon (O3) in einem Mischindex als ein Mass für die chronische Belastungssituation zusammen. Ab 2018 wurden die Messstellen Suhr und Sisseln standorttypengerecht nach Aarau beziehungsweise Schupfart verlegt. Seit 2016 wurde die Berechnungsmethodik des LBI leicht angepasst.
Langzeit-Luftbelastungsindex (LBI), Baden, Suhr/Aarau, Sisseln/Schupfart, 2000 - 2023
langfristig (seit 2001) | positiv |
kurzfristig (seit 2020) | unverändert |
Der Indikator zeigt den Jahresmittelwert der Feinstaub-Konzentrationen (PM2.5) in µg/m³. Der Grenzwert gemäss Luftreinhalte-Verordnung (LRV) liegt bei 10 µg/m³.
Feinstaub (PM2.5), Aarau, Baden, Schupfart, 2018 - 2023
langfristig (seit 2018) | positiv |
kurzfristig (seit 2020) | positiv |
Stand 2024
Lufthygienische Verbesserungen aber auch Grenzwertüberschreitungen
Die Langzeitbelastung der Luft durch die Schadstoffe Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid (NO2) und bodennahes Ozon (O3) stagniert in den letzten vier Jahren bei allen drei Messstandorten auf einem geringen bis mässigem Niveau. Bei allen drei Schadstoffen hat sich die Immissionssituation im Kanton Aargau in den letzten Jahrzehnten verbessert, die Immissionsgrenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung (LRV) werden jedoch insbesondere für Feinstaub (PM10 und PM2.5) und Ozon (O3) nach wie vor überschritten (BVU 2023). Die Indexwerte der drei unterschiedlich exponierten Stationen haben sich über die Zeit weitgehend angeglichen. Dies zeigt, dass die Bebauungssituation, die Nähe zum Verkehr oder zu Industrieanlagen zunehmend eine untergeordnete Rolle spielt und der Index vermehrt ein Abbild der Hintergrundbelastung darstellt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2021 ihre neuen Luftqualitätsleitlinien vorgestellt. Die empfohlenen Luftqualitätsrichtlinien liegen deutlich tiefer als die Werte aus dem Jahr 2005 und als die Immissionsgrenzwerte der gültigen schweizerischen LRV. Dies zeigt, dass die Luftverschmutzung auch unterhalb der in der Schweiz gültigen Grenzwerte zu Gesundheitsschäden führt (econcept 2022).
Seit 2018 wird Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer (PM2.5) im Kanton Aargau gemessen. Diese ultrafeinen Stäube wie beispielsweise krebserregende Russpartikel können beim Einatmen tief in die Lungen gelangen. Die Schweiz hat auf Empfehlung der WHO den Jahresmittelgrenzwert bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter (μg/m3) definiert. Zwischen 2020 und 2023 lagen die Jahresmittelwerte bei allen Messstationen zwischen 8,1 und 10,3 μg/m3 und damit im Bereich des Grenzwerts (Jahresberichte Kantone AG/BE/BL/BS/JU/SO 2020 bis 2023). Der langjährig sinkende Trend beim PM2.5 (und beim PM10) kann auf diverse Massnahmen wie Filteranlagen bei Holzfeuerungen und der verstärkten Holzfeuerungskontrolle, aber auch die Einführung von Partikelfilter bei Fahrzeugen und Verbrennungsmotoren zurückgeführt werden.
Der Jahresmittelwert für Feinstaub PM10 liegt seit 2020 deutlich unter dem Grenzwert von 20 μg/m3. Die Überschreitungen des Tagesgrenzwerts von 50 μg/m3 PM10 haben weiter abgenommen und betrugen in den letzten vier Jahren an allen Messstationen maximal drei Tage pro Jahr. Damit werden die Vorgaben der LRV, welche vorschreibt, dass eine solche Überschreitung an drei Tagen pro Jahr vorkommen darf, aktuell eingehalten. Zwischen 2016 und 2020 waren es noch maximal 5 Tage pro Jahr.
Während den letzten vier Jahren führte insbesondere das sonnenreiche Jahr 2022 witterungsbedingt zu hohen Ozonwerten. In Schupfart wurde der Stundenmittelgrenzwert 2022 für Ozon (O3) während 282 Stunden überschritten, in Baden an 256 Stunden. Gemäss LRV darf dieser Grenzwert von 120 μg/m3 nur während einer Stunde pro Jahr überschritten werden. Mit einem Wert von 170 μg/m3 Ozon wurde in Baden im Sommer 2022 der höchste Stundenmittelwert im Kanton Aargau in den letzten vier Jahren gemessen. Bei Grenzwertüberschreitungen verursacht das aggressive Reizgas akute Symptome wie Tränenreiz, Hustenreiz und eine Verschlechterung der Lungenfunktion. Durch längerfristig hohe Ozonbelastungen nimmt die Sterblichkeit an Atemwegs- und Herz/ Kreislauferkrankungen zu (BAFU 2022). Die Stickoxid (NO2)-Immissionen haben seit 2000 kontinuierlich abgenommen. Seit 2016 wurde der Jahresmittelwert an keiner der Aargauer Messstationen überschritten (BVU 2023).
Stickstoffhaltige Luftschadstoffe können Ökosysteme durch Überdüngung und Versauerung beeinträchtigen. Im Kanton Aargau wurde die sogenannte kritische Belastungsgrenze für die Stickstoff-Deposition über die Luft im Jahr 2020 nahezu auf allen Flächen mit sensiblen Ökosystemen überschritten. Seit 2015 hat die mittlere Überschreitung der Stickstoffdeposition 2020 zudem um 9 % zugenommen (Rihm, Künzle 2023; BAFU 2024). Für die Stickstoffdeposition sind zu einem Drittel Stickoxide, zu zwei Drittel Ammoniak verantwortlich. Während die Stickstoffeinträge in Form von Stickoxiden in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen sind, konnten die Ammoniakemissionen kaum reduziert werden (BVU 2023). Dies zeigen auch die Ammoniakimmissionsmessungen an drei Aargauer Standorten mit Hilfe von Passivsammlern. An zwei Standorten haben sich die Werte seit 2010 nicht verbessert, am dritten Standort nehmen sie tendenziell zu (BVU 2024).
Herausforderungen
- Es muss damit gerechnet werden, dass die Feinstaubemissionen in den nächsten Jahren nur geringfügig abnehmen werden. Es wird zunehmend schwieriger die verbleibenden Feinstaubemissionen aus der Luft zu entfernen. Eine weitere Reduktion ist insbesondere bei den krebserregenden Russemissionen, aufgrund der Vermeidung gesundheitlicher Schäden, jedoch erforderlich und bedingt weitere Massnahmen. Da die motorischen Feinstaubemissionen tendenziell eher rückläufig sind, treten die Feinstaubemissionen aus Abrieb (z. B. Brems- oder Pneuabrieb) und Aufwirbelung aus dem Verkehr vermehrt in den Fokus.
- Die Stickstoffdepositionen sind weiterhin problematisch und beeinträchtigen empfindliche Ökosysteme. Zur notwendigen Senkung der Stickstoffeinträge ist insbesondere die Reduktion der Ammoniakemissionen herausfordernd und bedingt eine enge Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft (BVU 2023).
- Durch die Klimaänderung sind sommerliche Hitzeperioden mit trockenen und windarmen Wetterlagen häufiger zu erwarten. Diese begünstigen die Ozonbildung. Um die Ozonbelastung zu senken, müssen die Stickstoffdioxid-Emissionen (NO2) und diejenigen der flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) als Vorläufergase weiter reduziert werden.
Verweise
Für das Thema "Luftqualität" relevante SDGs der Agenda 2030
Das Thema "Luftqualiltät" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Quellen
Mitarbeit | |
---|---|
Referenzen |
|