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U1 Bodenverbrauch durch Siedlungsentwicklung

In Bezug auf die hochwertige Siedlungsentwicklung nach innen macht der Kanton Aargau weitere Fortschritte. In den letzten 10 Jahren wurde die jährliche Bebauung von Boden in der Bauzone mehr als halbiert. Dennoch bleibt der anhaltende Bodenverbrauch durch die Siedlungsentwicklung herausfordernd.

Boden ist ein nicht erneuerbares und begrenztes Gut. Der Verbrauch an unbebautem Boden für die Siedlungsentwicklung und die Entwicklung der Verkehrsinfrastrukturen soll entsprechend eingedämmt und die Siedlungsentwicklung nach innen weiterverfolgt werden. Gemäss der vom Bundesrat am 8. Mai 2020 beschlossenen Bodenstrategie wird angestrebt, dass in der Schweiz ab 2050 netto kein Boden mehr verbraucht wird. Das Überbauen von Boden ist weiterhin möglich. Gehen dabei aber Bodenfunktionen verloren, müssen diese an einem anderen Ort durch Bodenaufwertung kompensiert werden (Bundesrat 2020).

Der Richtplan setzt die Grösse des Siedlungsgebiets (21'950 ha) mit einem Planungshorizont bis 2040 fest. Ein sorgsamer Umgang mit dem Boden erfordert eine Verlangsamung der Bodenversiegelung durch den Bau von Gebäuden, Strassen und weiteren Infrastrukturen innerhalb des Siedlungsgebiets aber auch im Kulturland sowie in Naturräumen. Die Nutzfläche pro Person, Mobilitätsbedürfnisse aber auch die Art der Nahrungsmittelproduktion haben einen Einfluss auf den Bodenverbrauch. Überbaute Flächen führen zu einem Verlust an naturnahen Landschaften und Lebensräumen sowie von landwirtschaftlichen Produktionsflächen und zu Beeinträchtigungen des Wasserhaushalts.

Indikatoren: Bauzone und überbaute Bauzone sowie Wachstum Bevölkerung und Wachstum überbaute Wohn- und Mischzone

Der Bodenverbrauch wird anhand des Verhältnisses zwischen der flächenmässigen Entwicklung der Bau­zonen im Vergleich zu überbauten Bauzonen sowie anhand des Verhältnisses zwischen Bevölkerungswachstum und Wachstum an überbauten Wohn- und Mischzonen gemessen. Die Bauzonenreserven sollen möglichst langsam und flächeneffizient genutzt werden, das Bevölkerungswachstum soll sich entkoppeln.

Der Indikator zeigt die bisher überbauten und die totalen Bauzonen. Als Bauzonen gelten Wohn- und Mischzonen, Industrie- und Gewerbezonen, Zonen für öffentliche Bauten und Anlagen sowie Grün- und Spezialzonen.

Bauzone und überbaute Bauzone, Aargau, 2000 - 2023

Daten: BVU, Abteilung Raumentwicklung 2024a
Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2000)Bauzone: positiv; überbaute Bauzone: negativ
kurzfristig (seit 2020)Bauzone: positiv; überbaute Bauzone: positiv

Der Indikator zeigt das indexierte Wachstum der Bevölkerung im Vergleich zum Zuwachs an überbauten Wohn- und Mischzonen, die ca. 70 % der gesamten Bauzonen ausmachen.

Entkoppelung Wachstum Bevölkerung und Wachstum überbaute Wohn- und Mischzone, Aargau, 2000 - 2023

Daten: BVU, Abteilung Raumentwicklung 2024a
Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2000)positiv
kurzfristig (seit 2020)positiv

Stand 2024

Siedlungsentwicklung nach innen auf Kurs

Per Ende 2023 umfasste die Bauzone im Kanton Aargau 20'579 ha und damit rund einen Siebtel der gesamten Kantonsfläche. Sie ist seit 2014, der Inkraftsetzung des revidierten Raumplanungsgesetzes und anschliessend durch den neuen Richtplan (2015), mit geringen Schwankungen konstant. 2023 waren 90,6 % der Bauzone überbaut. 1999 waren es 79 %. Die städtischen Gebiete in den Räumen Aarau und Baden wiesen 2023 einen Überbauungsgrad von mehr als 93 % auf. Mit weniger als 87 % ist der Überbauungsgrad im Wynental und im Fricktal kantonsweit am geringsten. Seit 1999 betrug der Zuwachs an überbauter Bauzone durchschnittlich 114 ha pro Jahr. In den letzten Jahren konnte der jährliche Bodenverbrauch in der Bauzone deutlich gesenkt werden. 2015 betrug er 130 ha pro Jahr, 2023 waren es noch 55 ha (BVU 2024b).

Der Zuwachs der Bevölkerung steigt stärker an als der Zuwachs an überbauter Wohn- und Mischzone. So nahm die Bevölkerung seit 2020 um 4,78 Prozentpunkte zu, die Fläche der überbauten Wohn- und Mischzone um 0,99 Prozentpunkte. Der Trend zur Entkoppelung des Bevölkerungswachstums von der Zunahme an überbauter Wohn- und Mischzone hat sich weiter verstärkt. Diese Tendenz zeigt sich auch bei der Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner die auf einer Hektare überbauter Wohn-, Misch- und Zentrumszonenfläche leben. Diese hat sich von 47 im Jahr 2010 auf 51 im Jahr 2022 erhöht. Die höchste Einwohnerdichte ist im Limmattal (Baden Regio) zu beobachten (67 Einw./ha). Vier der fünf am dichtesten bewohnten Aargauer Gemeinden liegen hier. Spitzenreiter sind Spreitenbach (113 Einw./ha) und Neuenhof (99 Einw./ha). Die tiefste Dichte weist die Region Suhrental auf (37 Einw./ha) (BVU 2024b).

Die Wohnfläche pro Person betrug im Kanton Aargau 2021 im Mehrfamilienhaus 46,5 m2 (1990: 35,9 m2). Im Einfamilienhaus waren es 2021 56,0 m2 (1990: 45,3 m2). Beide Werte liegen über dem Schweizer Durchschnitt von 43,4 m2 (Mehrfamilienhaus) respektive 55 m2 (Einfamilienhaus). Die Wohnfläche pro Person weist im Kanton Aargau weiterhin eine leicht steigende Tendenz auf. Mit 66,5 % im Jahr 2021 hat der Kanton Aargau zudem einen deutlich höheren Anteil an Einfamilienhäusern bezogen auf die Gebäude mit reiner Wohnnutzung, schweizweit waren es 56,9 % (BFS 2023). Es werden jedoch weniger Einfamilienhäuser neu gebaut als früher. Gebremst wird die Zunahme der Einwohnerdichte durch die Alterung der Bevölkerung und durch neue Lebensformen mit kleineren Haushaltsgrössen.

Gemäss der Arealstatistik Schweiz werden im Kanton Aargau 2018, 11,8 % der Gesamtfläche als versiegelte Fläche (befestigte Flächen, Gebäude, Treibhäuser) ausgewiesen. Nach den Kantonen Genf, Baselstadt und Zürich, weist der Kanton Aargau damit den vierhöchsten Versiegelungswert auf. Gegenüber 1982 hat die versiegelte Fläche im Kanton Aargau um 42 % zugenommen (BFS 2021). Bezogen auf die Siedlungsfläche (Industrie- und Gewerbeareal, Gebäudeareal, Verkehrsflächen, besondere Flächen) betrug der Versiegelungsgrad 2018 im Kanton Aargau 72 %. Gesamtschweizerisch waren es 2018 mit 63 % deutlich weniger.

Schweizweit liegen 36 % aller Siedlungsflächen ausserhalb der Bauzonen. Pro Jahr wächst die Fläche um über 700 ha. Analysen zeigen, dass sich die Zunahme der Verkehrsflächen ausserhalb der Bauzonen immer mehr abgeschwächt hat. Die Zunahme der Gebäudeareale verharrt demgegenüber seit Jahrzehnten auf demselben Niveau (ARE 2023).

Herausforderungen

  • Die Siedlungsentwicklung nach innen, welche ganz­heitlich geplante Siedlungen mit hoher Wohnquali­tät anstrebt, ist und bleibt die wichtigste Aufgabe. Gründe dafür sind das anhaltende Bevölkerungs­wachstum sowie die Vorgaben der Bundesverfas­sung und des Raumplanungsgesetzes.
  • Im Kanton Aargau sind die Kernstädte, die urbanen Entwicklungsräume, die ländlichen Zentren sowie die Wohn- und Arbeitsplatzschwerpunkte die Fokusräume der gesellschaftlichen und wirtschaft­lichen Entwicklung. Die Siedlungsentwicklung in diesen Räumen braucht hohe Qualitäten um Akzeptanz zur räumlichen Veränderung bei der Bevölkerung zu gewinnen.
  • Die Entwicklung und Transformation des Siedlungs­bestands müssen sowohl die Kapazitäten für das prognostizierte Wachstum schaffen als auch den Herausforderungen durch den Klimawandel (An­passung an Hitze, Starkniederschläge), den Bio­diversitätsverlust (Durchgrünung, Artenvielfalt) und die Energiewende (Effizienz, graue Energie) begeg­nen.
  • Das Planen und Bauen hat sich an knappe Materia­lien und Ressourcen, an der vorhandenen Bausub­stanz und am Kreislaufprinzip auszurichten.
  • Der Wandel und die Alterung der Gesellschaft bringt veränderte Bedürfnisse des Wohnens, Arbeitens und Erholens und macht die Anpassung noch anspruchsvoller.
  • Ausserhalb des Siedlungsgebiets geraten schöne Landschaften und natürliche Lebensräume weiter unter Druck. Die Planung und Lenkung der ver­schiedensten Nutzungsansprüche (z. B. an Erho­lung, Ernährung, Ökologie und Infrastruktur) und insbesondere die Bewahrung ruhiger sowie in der Nacht dunkler Räume bedarf besonderer Anstren­gung.
  • Die wachsende Bevölkerung hat nebst den Aus­wirkungen auf das Siedlungsgebiet auch Auswir­kungen auf den Bodenverbrauch ausserhalb des Siedlungsgebiets durch wachsende Ansprüche an die Verkehrsinfrastruktur.

Spotlight Klima

Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen, welche ein nachhaltiges Handeln erfordern. Die Spotlights-Klima beleuchten ausgewählte Massnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel

Klimafit in die Zukunft - Beratungsangebot für Anpassung an den Klimawandel

Das Projekt unterstützt Gemeinden und Private fachlich bei der Analyse, bei der Entwicklung, Priorisierung und Umsetzung von Klimaanpassungsmassnahmen und bei der Kommunikation gegenüber der Bevölkerung. Mit dem kostenlosen Beratungsangebot werden interessierte Gemeinden bei der Analyse bis zur Umsetzung von Massnahmen fachkundig begleitet. Ziel ist, auf mindestens 3 % der gemeindeeigenen versiegelten Fläche innerhalb der Projektlaufzeit von drei Jahren eine spürbare Temperaturreduktion von 3 °C zu erreichen.

"Die Erkenntnisse sind oft allgemeingültig, die Massnahmen müssen danach aber sehr lokalspezifisch geplant werden. Gerade kleinere und mittlere Gemeinden können von diesem Angebot profitieren, weil wir auch die Bevölkerung miteinbeziehen, beispielsweise mit einem Klima-Spaziergang durch die Gemeinde."
Nana von Felten, Fachstelle Klima

Verweise

Poster mit allen Symbolen der 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (UNO) in Quadraten, welche alle eine eigene Farbe haben.

Für das Thema "Bodenverbrauch durch Siedlungsentwicklung" relevante SDGs der Agenda 2030

Titelbild des Nachhaltigkeitsberichtes 2024 des Kantons Aargau; Collage mit Grafiken und Fotos aus dem Kanton passend zu den verschiedenen Themenbereichen des Nachhaltigkeitsberichts

Das Thema "Bodenverbrauch durch Siedlungsentwicklung" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:

Quellen

Mitarbeit
Referenzen
  • Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2023): Monitoring Bauen ausserhalb Bauzonen, Bern: ARE
  • Bundesamt für Statistik BFS (2023): Gebäude- und Wohnbaustatistik, Bern: BFS
  • Bundesamt für Statistik BFS (2021): Arealstatistik, Bern: BFS
  • Bundesrat BR (2020): Bodenstrategie Schweiz, Bern: BAFU
  • Departement Bau, Verkehr und Umwelt BVU, Abteilung Raumentwicklung (2024a): Fläche Bauzone und überbaute Bauzone, Datenlieferung, Aarau: BVU
  • Departement Bau, Verkehr und Umwelt BVU, Abteilung Raumentwicklung (2024b): Raumbeobachtung 2023, Aarau: BVU