INV-SHE909 Speicher Stapferweg, 16. Jh. (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SHE909
Signatur Archivplan:SHE909
Titel:Speicher Stapferweg
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2015)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Schafisheim
Adresse:Stapferweg
Versicherungs-Nr.:57
Parzellen-Nr.:73
Koordinate E:2653246
Koordinate N:1247599
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653246&y=1247599

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 16th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Speicher

Dokumentation

Würdigung:Als Hälbling-Blockbau errichteter ehemaliger Kornspeicher, der anhand seiner Bauweise und des kielbogigen Eingangs ins 16. Jahrhundert einzuschätzen ist. Vom ehemals strohgedeckten Gebäude besteht noch der zweigeschossige Wandaufbau, nicht aber die ursprüngliche Dachkonstruktion. Mit seinem hohen Alter und der seltenen Hälbling-Bauweise (Halbrundhölzer) stellt das Gebäude auf aargauischem Boden eine grosse typologische Rarität dar, weshalb es trotz seines fragmentarischen Erhaltungszustandes unbedingt als schützenswert zu bezeichnen ist. Der stark verwitterte Zustand der Südwand mitsamt den Eckvorstössen macht eine zimmermannstechnische Sanierung bzw. Konservierung des Blockverbandes notwendig. Nicht zwingender Teil des Schutzumfangs ist der nördliche offene Schopfanbau samt dem übergreifenden jüngeren Dachwerk.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der zweiseitig von jüngeren Schopfanbauten umgebene Blockbauspeicher dürfte aufgrund seiner altertümlichen Machart und dem spätgotischen Kielbogensturz ins 16. Jh. einzuschätzen sein, womit er zu den absolut ältesten Speicherbauten im Kanton Aargau gehört [1]. In der Gesamtform am ehesten vergleichbar ist er mit dem strohgedeckten Speicher von Oberkulm (Kantonales Denkmalschutzobjekt OBK002; dendrochronologisch ermitteltes Baujahr von 1507/08), wobei letzterer nicht mit Hälblingen, sondern als Bohlenblockbau errichtet wurde.
Im Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "Speicher von Holz, mit Strohdach" aufgeführt. Damaliger Besitzer war Samuel Rüetschi, alt Kirchmeier; 1867 ging die Liegenschaft an Jakob Berner, Wagner, über [2].
Eine historische Aufnahme zeigt den Speicher noch mit weichem Dachbelag und einem offenen Laubengang auf der Nordseite (vgl. Bilddokumentation). Die Umdeckung auf Ziegel fand gemäss Brandkataster 1928 statt, wobei gleichzeitig wohl das neue Dach unabhängig über drei separaten Pfostenpaaren aufgerichtet wurde. Wohl aufgrund des knappen Dachvorsprungs ist die Südseite seit geraumer Zeit der Witterung ausgesetzt und bedarf einer fachgerechten Sanierung.
Beschreibung:Der zur ehemaligen bäuerlichen Liegenschaft Lenzburgerstrasse 8 gehörige Kleinbau steht im südlichen Hofareal unmittelbar am Stapferweg. Vom alten Speichergebäude aus dem 16. Jh. sind die zweigeschossigen Blockwerkwände erhalten. Diese bestehen aus roh zubehauenen, der Länge nach gespaltenen Nadelholzstämmen (sogenannten Hälblingen), die im Eckverband vorstossend verkämmt sind. Die untersten giebelseitigen Blockhölzer sind winkelförmig zubehauen. An den liegenden Schenkel der Winkelschwellen schliessen die Bodenriemen an, welche auf der östlichen Eingangsseite über die Wandflucht vorstossen und zu einer podestartigen Vorzone ausgebildet sind. Im Obergeschoss der Schauseite kragt der Blockverband um rund 30 cm vor, was als charakteristisch für alte Speicherbauten aus dem 16. Jh. zu bezeichnen ist [3].
Den zentral gesetzten unteren Speichereingang begrenzen zwei kräftige Mantelstüde. Das Sturzholz ist als Kennzeichen des spätgotischen Bauens als Kielbogen ("Eselsrücken") ausgestaltet, wie er in typenähnlicher Form auch am Speicher in Oberkulm vorzufinden ist [4]. Bemerkenswert ist auch der alte Türflügel, welcher aus stehenden, mit Holznägeln befestigten Brettern gefügt ist. Zwei ursprünglich durchlaufende Schwellenhölzer wurden nachträglich durchtrennt. In das obere Speichergeschoss gelangte man auf der Nordseite über eine Treppe und eine ausladende Laube (später ersetzt). Die Dachkonstruktion präsentierte sich ursprünglich wohl ähnlich wie diejenige beim Oberkulmer Strohdachspeicher, in Form eines von Firstsäulen gestützten Rafendachs. Das heutige, von 1928 stammende Dach zieht sich über den gesamten Gebäudekörper und ist konstruktiv nicht mit dem alten Speicherkern verbunden.
Anmerkungen:[1] Vgl. hierzu Räber 2002, S. 391.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0442-0445: Brandkataster Schafisheim 1850-1938.
[3] Vergleichsbeispiele Blockbauspeicher von Oberkulm (1507/08), Wittwil (1562), Gränichen (1580), Gränichen/Schönenwerd (1588), Buchs (16. Jh.), Hägglingen (16. Jh.); Ständerbauspeicher Lupfig (1583). Vgl. hierzu Räber 1996, S. 369; Räber 2002, S. 391, 394.
[4] Vgl. Räber 2002, S. 400-401.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002 (Abb. 199, 737).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0442-0445: Brandkataster Schafisheim 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Schafisheim, VII-17/17.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130082
 

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