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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1888 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Historismus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Villenartiges spätklassizistisches Wohnhaus, das 1888 für Theodor Eichenberger-Bleuler errichtet wurde. Das sorgfältig renovierte Gebäude, das sich in der äusseren Erscheinung weitgehend intakt präsentiert, fällt durch seine herrschaftlich gestaltete Strassenfassade mit übergiebeltem Mittelrisalit wie auch durch seine guten Proportionen auf. Zusammen mit einer Reihe ähnlich gestalteter Gebäude entlang der Luzernerstrasse (Bauinventarobjekte BES932-934, 936) bildet es eine Baugruppe, die den Aufschwung des Fabrikdorfs im mittleren 19. Jahrhundert anschaulich dokumentiert und das Ortsbild von Beinwil am See bis heute massgeblich prägt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Gebäude wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1888 errichtet und dort als „Wohnhaus von Stein & Holz mit 2 Veranda [sic] u. 4 gew[ölbten] Kellern“ eingetragen. Bauherr war Theodor Eichenberger-Bleuler, der zusammen mit seinem Bruder Eduard die vom gemeinsamen Vater Johann Jakob Eichenberger gegründete Tabakfabrik führte [1]. Auf einem Bauplatz unmittelbar südlich des elterlichen Wohnhauses und der Fabrik errichtet, erschien das Gebäude fortan ebenfalls auf Briefköpfen und Werbeplakaten der Firma (vgl. Bilddokumentation). Eine deutliche Wertsteigerung im Jahr 1905 verweist vielleicht auf die Umgestaltung des Verandavorbaus an der südlichen Giebelseite [2]. Vor einigen Jahren wurde das Haus zurückhaltend renoviert. |
Beschreibung: | Das stattliche, villenartige Wohnhaus ist in zeittypischen spätklassizistischen Formen gehalten und erhebt sich, bergseits von der Luzernerstrasse etwas zurückversetzt, in einem Gartengrundstück. Es handelt sich um einen zweigeschossigen verputzten Mauerbau von vier auf drei Fensterachsen, der auf einem vergleichsweise hohen Sockel aufsetzt und von einem flach geneigten Satteldach abgeschlossen wird. Zur Strasse wendet sich ein Mittelrisalit mit klassizistisch ausgeschiedenem Giebelfeld, welcher der traufseitigen Schaufassade ein herrschaftliches Gepräge verleiht. Die Kanten des gut proportionierten Hauptbaukörpers werden von gequaderten Ecklisenen gerahmt, die mit ihrer Kapitellzone stirnseitig zu den Giebelansätzen überleiten. Das Erdgeschoss ist mit einer Putzbänderung als Sockel ausgezeichnet und wird von einer umlaufenden, an den Gebäudekanten verkröpften Geschossgurte abgeschlossen. Ein Zahnschnittfries vermittelt stirn- wie auch traufseitig zur Dachuntersicht. Die schlank proportionierten Rechteckfenster werden von sorgfältig gestalteten Hausteingewänden gerahmt, die mit ihrer kräftigen Profilierung ebenso wie der übrige Bauschmuck den Formen des späteren 19. Jh. entsprechen. Jene im Obergeschoss besitzen mit Ausnahme der Rückfassade gerade Verdachungen und setzen mit einem geometrisch ornamentierten Brüstungsfeld auf einer umlaufenden Geschossgurte auf; die Obergeschossfenster des Mittelrisalits sind durch dreieckige Verdachungen zusätzlich akzentuiert. Sämtliche Fenstergewände tragen hölzerne Jalousieläden. Typisches spätklassizistisches Dekorationsmotiv sind jeweils drei Okuli (Rundfenster), welche die beiden Giebelfelder akzentuieren. Einen Blickfang bildet der der doppelgeschossige Verandavorbau an der südseitigen Stirnfassade, der nach dem Brandkatastereintrag aber bereits ursprünglich vorhanden war, seine heutigen Formen wohl in der Zeit um 1900 erhalten hat. Das als Korbbogenlaube gestaltete erste Obergeschoss wurde nachträglich verglast; darüber setzt im Dachgeschoss ein Balkon mit Schmiedeeisengeländer auf. An der durch die Vegetation kaum einsehbaren nördlichen Stirnseite liegt ein ebenfalls nachträglich umgestalteter Eingangsvorbau, der mit zierbeschnitzten Pfosten dem Heimatstil der Zeit um 1900 entspricht. Einfacher gestaltet ist die rückwärtige Traufseite, die mit drei Achsen von Einzelfenstern versehen ist; daneben liegt halbgeschossig versetzt der ursprüngliche Hintereingang, der heute als Hauseingang dient. Das Dach ist heute mit Falzziegeln eingedeckt. (Inneres nicht gesehen.) Der umgebende Garten besitzt einen schönen alten Baumbestand, der das Haus von der Strasse her teilweise verdeckt. Er wird zur Seetalbahn hin von einer wohl bauzeitlichen Einfriedigung mit Schmiedeeisengitter begrenzt. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938; zur Zigarrenfabrik vgl. Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des Gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 167-175 sowie VAMUS, Datenbank Industriekultur: http://www.vamus.ch/industriekultur/index.cfm, Art. 'Eichenberger J. J., Eduard Eichenberger Söhne' (Zugriff 23.11.2016). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Peter Steiner et al., Pfarrei Reinach: Kirchenbuchdaten (1549-1820), Häuserfotos (1872-2012). Reinach, Leimbach, Menziken, Burg, Beinwil am See, CD-Rom, Hrsg.: Historische Vereinigung Wynental, 2012 (Fotografien). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131015 |
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