INV-BES936 Villa Landhausweg 10, 1890 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BES936
Signatur Archivplan:BES936
Titel:Villa Landhausweg 10
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2016)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorstatt
Hist. Name Objekt:Villa Kunstmaler Eichenberger
Adresse:Landhausweg 10
Versicherungs-Nr.:70
Parzellen-Nr.:948
Koordinate E:2658151
Koordinate N:1235027
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658151&y=1235027

Chronologie

Entstehungszeitraum:1890
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Würdigung:Villa in Formen zwischen Spätklassizismus und Neorenaissance, die 1890 für den Zigarrenfabrikanten Rudolf Eichenberger erbaut wurde und lange das Wohnhaus des Beinwiler Malers Paul Eichenberger war. Das Gebäude, das mit Ausnahme eines nordseitigen Anbaus am Äusseren im wesentlichen intakt erhalten ist, fällt durch seine stattliche Erscheinung und den markanten Mittelrisalit auf. Zusammen mit seinen Nachbarhäusern bildete es lange den südseitigen Auftakt des Beinwiler Strassendorfs; gleichzeitig schliesst es als jüngstes Glied eine Reihe ähnlich gestalteter Bauten ab, die seit dem mittleren 19. Jahrhundert entlang der Luzernerstrasse entstanden waren (Bauinventarobjekte BES932-935) und als anschauliches Dokument für den Aufschwung des Fabrikdorfs im mittleren 19. Jahrhundert das Ortsbild von Beinwil am See bis heute massgeblich prägen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1890 für Rudolf Eichenberger, Cigarrenfabrikant errichtet, wobei der Eintrag auf ein „Wohnhaus v. Stein & Holz, 3 gew[ölbte] Keller“ lautet [1]. Der Bauherr hatte 1865 zusammen mit Rudolf Erismann die Firma „Eichenberger & Erismann“ gegründet, die später unter dem Markennamen „E3“ (eigtl. zwei gegenständige E) bekannt war und zu den vier grossen Beinwiler Zigarrenfabriken gehörte [2]. Später war die Liegenschaft das langjährige Wohnhaus des bekannten Beinwiler Malers Paul Eichenberger (1891-1984), Sohn von Emil Eichenberger und Enkel des Bauherrn [3].
Im mittleren 20. Jh. wurde der Garten nach den Plänen des bekannten Zürcher Gartenarchitekten Walter Leder neu gestaltet [4]. Im gleichen Zeitraum erhielt das Gebäude einen kleinen nordseitigen Anbau sowie zwei Dachaufbauten.
Beschreibung:Das stattliche, villenartige Wohnhaus steht in der „Vorstatt“ an der Luzernerstrasse, wo es zusammen mit dem als Fabrikgebäude der Tabakfabrik „Landhaus“ genutzten ehemaligen Bauernhaus Vers.-Nr. 71 und den anschliessenden, jüngeren Fabrikationsgebäuden von Süden her lange den Auftakt des Beinwiler Strassendorfs bildete. Es steht mit seinen Architekturformen zwischen Spätklassizismus und Neorenaissance und bildet so nicht nur räumlich, sondern auch stilistisch den Abschluss einer Reihe ähnlich gestalteter, seit der Mitte des 19. Jh. entstandener Häuser entlang der Luzernerstrasse. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau wird über dem Kniestock von einem flach geneigten Walmdach abgeschlossen. Die über die Seetalbahn zur Strasse gerichtete Schaufassade besitzt als Hauptakzent einen die Traufe durchstossenden, übergiebelten Mittelrisalit, der beidseitig von je einer Achse von Einzelfenstern flankiert wird. Die Seitenfassaden sind dreiachsig ebenfalls mit Einzelfenstern besetzt.
Die sorgfältig gearbeiteten, stark profilierten Sandsteingewände setzen im Obergeschoss mit geometrisch ornamentierten Brüstungsfeldern auf einem umlaufenden Gurtgesims auf und werden von konsolengesützten, geraden Verdachungen bekrönt. Sie tragen hölzerne Jalousieläden. Nur schwach profilierte erhöhte Putzlisenen fassen die Gebäudekanten; das Kranzgesims wird von einem wuchtigen Konsolenfries gebildet. Der Mittelrisalit ist im Obergeschoss durch einen breiten, konsolengestützten Balkon akzentuiert. Dieser wird über eine ebenso breite, mit Pilastern und Architrav gerahmte Türöffnung betreten, die ursprünglich unterteilt war, und besitzt ein gebauchtes Gusseisengeländer. Über zwei eng gestellten Kniestockfensterchen wird der Mittelrisalit von einem klassizistisch ausgeschiedenen Giebelfeld mit Zahnschnittfries abgeschlossen. Im Erdgeschoss lag hier ursprünglich wohl der Hauseingang, der später wegen der unmittelbar vor dem Haus entlangführenden Seetalbahn auf die Rückseite verlegt wurde.
Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Gegen Süden und Westen wurden im mittleren 20. Jh. Lukarnenaufbauten ergänzt. Aus derselben Zeit stammt ein etwas störender Anbau auf der Nordseite des Hauses (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Die Gartengestaltung des mittleren 20. Jh., die schon in den 1990er Jahren nur noch in Ansätzen sichtbar war [5], scheint stark verändert.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[2] Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des Gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 172, 174.; VAMUS, Datenbank Industriekultur: http://www.vamus.ch/industriekultur/index.cfm, Art. 'Eichenberger & Erismann, Cigarren & Tabakfabrikation' (Zugriff 23.11.2016); Hektor Ammann et al., Lenzburg – Kulm. Heimatgeschichte und Wirtschaft (Bezirkschroniken des Kantons Aargau, Bd. 3), Zürich / Aarau 1947, Inserateteil, S. 94f.
[3] Zu Paul Eichenberger vgl. SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz: http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4000458&lng=de (Zugriff 23.11.2016); http://www.kunstbreite.ch/Kuenstlerwerdegaenge_aargau_eichenberger_paul.htm (Zugriff 23.11.2016).
[4] ICOMOS-Liste historischer Gärten.
[5] Ebd.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Beinwil am See 4131-1.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131198
 

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