INV-RUA917 Soldatendenkmal der 5. Division, 1940 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RUA917
Signatur Archivplan:RUA917
Titel:Soldatendenkmal der 5. Division
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Norden (Dokumentation Verein zur Restaurierung des Denkmals 2018)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Rüfenach
Ortsteil / Weiler / Flurname:Linde, Villigerfeld
Adresse:Linde, Villigerfeld
Parzellen-Nr.:443
Koordinate E:2659506
Koordinate N:1262443

Chronologie

Entstehungszeitraum:1940
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Kleinbauten und -anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Denkmal

Dokumentation

Autorschaft:Ernst Leu (1913-1994)
Inschriften:"5. DIVISION AKTIVDIENST 1939-45" (unterer Rand), "SAP.KP.1/5 AKTIVDIENST 1940" (Sockel)
Würdigung:Denkmal der 5. Division, das an den Einsatz der an der nördlichen Hauptverteidigungslinie stationierten Soldaten und der zivilen Bevölkerung während des Aktivdienstes 1939-1940 erinnert. Der Gedenkstein in Form einer langen gewölbten Betonwand, auf die ein Wandbild mit lebensgrossen Figuren angebracht ist, bildet mit den zwei mächtigen Lindenbäumen im Villigerfeld eine weithin sichtbare Anlage. Das vom Artilleriegefreiten Ernst Leu in Fresko- und Putztechnik geschaffene Bild hebt sich durch den Verzicht auf jegliche Heroisierung hervor, indem die Soldaten, der Bauer und die Mutter bei ihrer damaligen alltäglichen Aufgabe gezeigt werden. Seinerzeit zur Hebung der Moral errichtet, appelliert das Denkmal an die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen, die Landesgrenzen zu verteidigen und die Bevölkerung zu schützen. Das Soldatendenkmal ist aufgrund seiner besonderen Entstehungsumstände, der mit ihm verbundenen Intention sowie der künstlerischen Umsetzung einzigartig und von besonderem historischen Zeugenwert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Als Reaktion auf die Kapitulation der Franzosen 1940 änderte das Schweizer Militär seine Verteidigungsstrategie und zog sich weitgehend aus dem Mittelland ins Reduit in den Alpen zurück. Nachdem die im Aargau zwischen Aare und Rhein stationierten Soldaten der 5. Division während Monaten Hunderte von Befestigungsbauten erstellt hatten, mussten sie nun ihre Verteidigungslinie aufgeben und die Zivilbevölkerung alleine zurücklassen. Die Verunsicherung war gross, da alle bisherigen Anstrengungen vergebens schienen. Der zuständige Kommandant Eugen Bircher initiierte deshalb, im Grenzgebiet zur Hebung der Moral einen Gedenkstein zu erstellen [1].
Die Aufgabe wurde dem in der 5. Division eingeteilten, damals 27-jährigen Artilleriegefreiten und gelernten Kunstmaler Ernst Leu (1913-1994) übertragen. In Bezug auf die künstlerischen Mittel (Malerei), die Motivwahl und den Standort nahm Leu die Schaffung eines Denkmals als schwierigste seiner bisherigen Aufgaben wahr. Weil das Denkmal der Witterung ausgesetzt war, entschied er sich für die Freskotechnik. Zur Motivwahl äusserte er sich rückblickend: "Als Motiv kam nur etwas echt Schweizerisches, Bodenständiges in Frage. Da war der Wehrwille, so wie wir Soldaten ihn gezeigt haben, das Gegebene. Nicht Hurra-Patriotismus, nein, schlicht und einfach zeigen wie wir Schweizer gewillt sind, unsere Grenzen zu verteidigen. Das waren meine leitenden Gedanken, als ich den Entwurf schuf. Mit elf arbeitenden Figuren im Vordergrund, die sich zur Mitte in ein Befestigungswerk konzentrieren, versuchte ich den ehernen Willen, unsere Grenzen zu verteidigen, darzustellen. Rechts im Hintergrund die Schweizerin, wie sie ihre Kind pflegt; links der pflügende Bauer, der für die Nahrung sorgt. […] Mögen alle, die an diesem Gedenkstein vorbeikommen, daran erinnert werden, dass wir diesen Willen, unsere Grenzen zu erhalten, als heilige Verpflichtung von Generation zu Generation weiterzugeben haben." Während die Betonmauer erstellt wurde, fertigte Ernst Leu den Entwurf an. Für die Anbringung des Wandbilds benötigte er neun Tage. Anlässlich der Einweihung wurden sogar eine Sonderpostkarte und eine Soldatenmarke herausgegeben. Von den oberen militärischen Vorgesetzten wurde die ganze Aktion als Selbstbeweihräucherung gedeutet, weshalb sie dem Anlass am Eidgenössischen Bettag 1940 fernblieben. [2]
Die sich ehemals nur auf die Jahre 1939-40 beziehende, am unteren Rand des Denkmals aufgemalte Beschriftung wurde später durch Bronzelettern ersetzt: "5. DIVISION AKTIVDIENST 1939-45". Das ursprünglich in Freskotechnik auf den frischen Verputz gemalte Wandgemälde wurde 1958 vom Künstler eigenhändig mit einer farbigen Putztechnik überarbeitet, wobei die Darstellung flächiger und das Motiv an einigen Stellen sogar etwas abgeändert wurde: Der Soldat am rechten Bildrand steht seither mit dem Gewehr auf dem Arm Wache, während die beiden Soldaten am linken Rand mit dem Pickel eine Grube ausheben. 2017 konnte die inzwischen verblasste Zweitfassung dank der Initiative eines zur Finanzierung gegründeten Vereins fachgerecht restauriert werden.
Beschreibung:Das Denkmal befindet sich nahe der Gemeindegrenze im Villigerfeld, an der von Brugg nach Villigen führenden Strasse. Schon auf der Michaeliskarte von 1840 ist an dieser Stelle eine grosse Linde eingezeichnet. Heute sind es zwei mächtige Bäume, die zur Strasse hin den Rahmen der Anlage bilden. Der etwas zurückversetzte Gedenkstein gestaltet sich als übergrosser Bildfries, bestehend aus einer konkav gebogenen, rund 3 Meter hohen und 12 Meter langen Betonwand mit Freskomalerei auf einem Muschelkalksockel. Im Vordergrund des pastellfarbenen, vornehmlich in Grau-, Blau-, Gelb-, Orange- und Brauntönen gehaltenen Wandbildes sind neun Soldaten bei Bauarbeiten dargestellt. Sie heben einen Schützengraben aus und erstellen eine Befestigung. Ein weiterer ist am linken Bildrand hinzugetreten, hat die Jacke ausgezogen und krempelt soeben die Ärmel hoch, während am rechten Bildrand ein elfter Soldat Wache hält. Im Hintergrund pflügt ein Bauer mit seinem Ochsen das Feld, und eine mit dem Rücken zum Betrachter sitzende Mutter, hält ein kleines Kind auf dem Arm. Dahinter erhebt sich ungefähr in der Bildmitte die kegelförmige Silhouette des Bruggerbergs.
Die Darstellung zeigt eine Momentaufnahme des Alltags, wie er sich hier um 1940 abgespielt hat. Sie ist als Würdigung des zivilen und militärischen Einsatzes während des Aktivdienstes von 1939-1940 zu verstehen. Im Wissen um die Entstehungsumstände erscheint die Bildwand mit den lebensgrossen Figuren an ihrem Aufstellungsort wie ein symbolischer Schutzschild gegen den von Nordosten erwarteten Angriff. Da die Soldaten ins Reduit in den Alpen verlegt wurden, sollte an ihrer Stelle das Wandbild der zurückbleibenden Zivilbevölkerung moralischen Rückhalt geben. In Bezug auf das Bildthema, das die mühevolle, alltägliche Arbeit im Gebiet der Grenzbesetzung zeigt, ist die Malerei dem Realismus zuzuordnen. Aufgrund der überarbeiteten maltechnischen Ausführung gestaltet sich das Wandbild seit der ersten Restaurierung von 1958 durch den Künstler grafischer als in seiner ursprünglichen Fassung.
Anmerkungen:[1] Allgemeines zu Entstehung und Restaurierungsgeschichte: Soldatendenkmal Villigerfeld - Ein Denkmal, das der Armeeführung nicht gefiel. www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/ein-denkmal-das-der-armeeführung-nicht-gefiel; Max Rudolf, Das Denkmal der 5. Division (Materialsammlung mit Einleitung von Max Rudolf), Birmenstorf 2016 (Kantonale Denkmalpflege Aargau).
[2] Ansprache von Eugen Bircher bei der Einweihung des Gedenksteins sowie Erläuterungen des Künstlers zum Wandbild: "Der Gedenkstein der 5. Division auf Zweilinden bei Rein", in: Brugger Neujahrsblätter 1941, S.37-40, Zitate S. 39-40.
Literatur:- Brugger Neujahrsblätter 1941, S. 37-40.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Dokumentation des Vereins "Restauration Denkmal 5. Division im Villigerfeld".
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Quellensammlung des Vereins "Restauration Denkmal 5. Division im Villigerfeld".
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134362
 

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