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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1914 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2021 |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Robert Wullschleger (1874–1959) |
Würdigung: | Stattliche Villa in gepflegten Heimatstilformen, die 1909 durch den Aarburger Baumeister Robert Wullschleger auf eigene Rechnung erbaut wurde und später an Fabrikant Ernst Bachmann überging. Der kompakte zweigeschossige Baukörper, der von einem weit ausladenden Mansartwalmdach abgeschlossen wird, fällt durch eine sorgfältige Putzgliederung und originell gestaltete Vorbauten nach mehreren Seiten auf. Das Gebäude ist äusserlich weitgehend im Zustand der Bauzeit erhalten und besitzt auch noch Teile der ursprünglichen Ausstattung, womit ihm erheblicher Zeugenwert für die Bau- und Wohnkultur des frühen 20. Jahrhunderts zukommt. Mit seiner markanten Stellung an der südlichen Einfallstrasse nach Aarburg besitzt es zudem einen erheblichen Situationswert schräg gegenüber dem deutlich älteren, barocken Doppelwohnhaus Hofmattstrasse 22/24 von 1790 (Kantonales Denkmalschutzobjekt AAB010) sowie dem ursprünglich auf freiem Feld stehenden, ebenfalls noch barocken Wohnhaus Paradieslistrasse 4 (Bauinventarobjekt AAB934). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Villa wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1914 durch den Aarburger Baumeister Robert Wullschleger (1874–1959) erbaut, von dem vermutlich auch die Pläne stammten [1]. Erst 1918 ging die Liegenschaft an Fabrikant Ernst Bachmann, Inhaber der Wollweberei Rothrist [2], und 1925 an dessen Witwe Leonie Bachmann-Plüss über. Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte erfolgten insbesondere im Inneren diverse Erneuerungsmassnahmen von allerdings kleinerem Umfang (neue Bodenbeläge, teilweise wohl über den alten; Ersatz der Fenster; Neuanstrich der Täfer). Das Dach erhielt in jüngerer Zeit eine Wärmedämmung. |
Beschreibung: | Die stattliche, in gepflegten Heimatstilformen gehaltene Villa erhebt sich an der Hofmattstrasse, der alten Bernstrasse, wo sie mit ihrem wuchtigen Volumen am südlichen Ortseingang markant in Erscheinung tritt. Der kompakte zweigeschossige Baukörper, der mit seiner Längsrichtung quer zum Strassenverlauf ausgerichtet ist, trägt ein ausladendes, allseitig abgewalmtes Mansartdach in der Art bernischer Barockhäuser. Die mit zwei auf drei Fensterachsen besetzten Fassaden fallen durch ihre sorgfältige Putzgliederung auf, wobei die Flächen einen schräg strukturierten Wormserputz zeigen, während die Fensterachsen vertikal durch barockisierend ausschwingende Felder in Glattputz zusammengefasst werden. Die quadratnah proportionierten, regelmässig verteilten Fensteröffnungen werden von wulstigen Kunststeingewänden gerahmt und besitzen noch die wohl bauzeitlichen, betont rustikalen Brettläden, von denen nur jene im Obergeschoss jeweils ein ovales Feld mit Jalousiefüllung zeigen. An der Ostfassade springt als Blickfang zur Strasse hin ein polygonaler Standerker mit Walmdachabschluss vor, der mit seinen Trichterfenstern ein unverkennbares Motiv des Engadinerhauses zitiert. Ihm antwortet an der ostseitigen Gartenfront ein exedraartiger, halbrunder Vorbau, der mit raumhohen französischen Fenstern in Kunststeinrahmen, schmiedeeisernen Brüstungsgittern und volutenförmigen Konsolsteinen an der Balkonbrüstung des Obergeschosses eine ebenso eigenwillige wie sorgfältige Gestaltung zeigt. Gleiches gilt für den an der Nordseite gelegenen Hauseingang, der von einer einseitigen Freitreppe mit auffallend wuchtiger Wangenmauer erschlossen wird; ein neobarock geschweiftes, kupferbeschlagenes Vordach mit verrandetem Giebelfeld stützt sich auf zwei gestauchte Holzsäulen in Volkskunstmotiven. Erhalten ist auch das von einem Kunststeingewände gerahmte bauzeitliche Türblatt mit Rautenmuster und verschlungen geschweiftem Schmiedeeisengitter. Im Kontrast zu den übrigen Fassaden zeigt der Eingangsbereich unregelmässig angeordnete Fensteröffnungen, bestehend aus einer gedrungen proportionierten Serliana (Rundbogenöffnung, flankiert von zwei Rechtecköffnungen) über dem Hauseingang sowie zwei in einem grösseren Kunststeinrahmen zusammengefassten Toilettenfensterchen. Das mit einer Biberschwanz-Doppeldeckung versehene, hochragende Dach ist in seinen Proportionen durch eine Wärmedämmung aus jüngerer Zeit etwas verändert. Die sicherlich schon ursprünglich vorhandenen, axial auf die Hauptgeschosse bezogenen Giebeldachlukarnen sind erneuert. Das Hausinnere erschliesst eine offene Treppenhalle, wie sie um 1900 modern war. Von hier werden im Erdgeschoss die Hauptwohnräume und im Obergeschoss ein Vorplatz mit Zugang zu den Zimmern betreten. Von der stilistisch zum Bau passenden bauzeitlichen Ausstattung sind Türen, einzelne Wandschränke, Radiatorengitter und insbesondere die Holztreppe erhalten, die ein gedrechseltes Staketengeländer in Heimatstilformen, eine Holzsäule in Entsprechung zum Hauseingang sowie einen volutenförmigen Antrittspfosten zeigt. Unter den heutigen Bodenbelägen dürften noch die ursprünglichen Parkettböden vorhanden sein. Das für eine Villa eher knapp bemessene Gartengrundstück im Zwickel zwischen Hofmattstrasse und Galligässchen besitzt einen schönen alten Baumbestand; im Übrigen ist es gestalterisch verändert. An der östlichen Gartenseite stösst der Erkervorbau auffallend nah an das im gleichen Zeitraum erbaute Nachbarhaus. |
Anmerkungen: | [1] StAAG, Brandkataster Aarburg. Robert Wullschleger hatte sich am Technikum Winterthur ausgebildet, so dass er als Entwerfer in Frage kommen könnte. Von ihm stammt etwa auch das als Postgebäude erbaute Geschäftshaus Pilatusstrasse 5 von 1910 (Bauinventarobjekt AAB940). Zur Person und Firma vgl. Aarburger Haushalt-Schreibmappe (später: Aarburger Neujahrsblatt), 1969, S. 54; Bezirks-Chronik Zofingen, Zürich 1946, S. 80. [2] Zur Wollweberei Rothrist vgl. den Inventareintrag zur Villa Bernstrasse 26 in Rothrist (Bauinventarobjekt ROT910) sowie Bezirks-Chronik Zofingen, Zürich 1946, S. 125. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0599-0602, Brandkataster Gemeinde Aarburg, 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138293 |
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