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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1938 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2021 |
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Dokumentation |
Würdigung: | In qualitätvollen Heimatstilformen gehaltenes, stattliches Einfamilienhaus, das 1938 durch den Oltner Architekten Fritz von Niederhäusern für Gemeindeammann und Metzgermeister Hans Hofmann errichtet wurde. Das am Äusseren wie auch im Inneren weitgehend intakt erhaltene Gebäude ist als verputzter Mauerbau ausgeführt und wird von einem geknickten Satteldach mit Pfannenziegeln abgeschlossen. Es zeigt eine eigenwillige, aber gekonnte Verbindung von mehrheitlich traditionellen Formen mit einigen modernen Elementen, die sich etwa im grafisch geordneten Nebeneinander von Symmetrie und Asymmetrie an der Eingangsfassade oder im Spiel verschiedener Fensterformen äussert. Auch besticht der Bau durch seine sorgfältige Fassaden- und Detailgestaltung wie auch die hochwertige Ausführung. Im Inneren hat sich die bauzeitliche Ausstattung mit sorgfältigen Holzarbeiten erhalten. Als Werk eines zu seiner Zeit bekannten Oltner Architekten, der in seiner Stadt etliche prägende Bauten hinterlassen hat, dokumentiert das Gebäude die konservative und gleichzeitig künstlerisch anspruchsvolle Wohnhausarchitektur der späten 1930er-Jahre. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Einfamilienhaus wurde 1938 für Metzgermeister und Gemeindeammann Hans Hofmann errichtet. Die Pläne stammten vom regional bekannten Oltner Architekten Fritz von Niederhäusern (1876– 1955), der insbesondere in seiner Stadt in der Zwischenkriegszeit eine ganze Reihe prägender und architektonisch wegweisender Bauten realisieren konnte und auch etwa den bemerkenswerten Umbau des Aarburger «Bären» (Kantonales Denkmalschutzobjekt AAB009) von 1923 geleitet hatte [1]. Abgesehen von einem Garagenanbau, dem Ersatz von Fenstern und Läden sowie der üblichen Modernisierung von Küche, Nasszellen und Haustechnik hat das Gebäude im Lauf der Zeit nur vergleichsweise geringfügige bauliche Veränderungen erfahren. |
Beschreibung: | Das stattliche Einfamilienhaus ist südlich des alten Ortskerns, um die Tiefe der Vorfahrt zurückversetzt, an die Hofmattstrasse gelagert, wo es sich zur Entstehungszeit noch allein auf dem weitgehend unbebauten Gelände der Wiggerebene erhob; heute wird der zugehörige Garten von der Tunneleinfahrt der Ortskernumfahrung tangiert. Es handelt sich um einen qualitätvollen Heimatstilbau der-1930er Jahre, der in der Gesamtkomposition wie auch der Fassadengestaltung gleichzeitig moderne Elemente aufnimmt. Der zweigeschossige längliche Baukörper ist als Mauerbau mit zeittypischem Rillenputz ausgeführt und wird in traufständiger Ausrichtung zur Strasse von einem steilen, unten geknickten Satteldach abgeschlossen. Zur Strasse richtet sich die in zeittypischer Weise als Rückfront gestaltete Westfassade, die in der grafisch wirkenden Anordnung der Fassadenöffnungen ein gekonntes Spiel mit traditionellen und modernen Elementen zeigt. Der Hauseingang bildet zusammen mit zwei kleinen Erdgeschossfenstern sowie den bandartig zusammengefassten Obergeschossfenstern eine streng axialsymmetrische geordnete Gruppe innerhalb der insgesamt asymmetrisch aufgebauten Fassade. Er wird von einem wuchtigen, sehr traditionell wirkenden gelblichen Kunststeingewände gerahmt und besitzt noch das dazu passende Türblatt mit stark plastischer, rautenförmiger Aufdoppelung. Einer moderneren Gestaltung entsprechen das knapp proportionierte Vordach sowie die mit dem Hauseingang gruppierten Fensteröffnungen, die gewändelos ausgebildet und nur mit markanten Fensterbänken ausgestattet sind. Im Obergeschoss sind ein liegendes sowie zwei flankierende, annähernd quadratische Fensteröffnungen mit der durchlaufenden Bank zu einem die Horizontale betonenden Fensterband zusammengefasst. Die kleinen Erdgeschossfensterchen sind mit einem schlichten Rautenmuster vergittert. In sicherlich absichtsvollem Kontrast zur Gestaltung der Öffnungen steht die feine Sprossierung der Fensterflügel. Ein einziges Fenster neben der südlichen Gebäudekante zeigt eine konventionellere Gestaltung mit ebenfalls gelblichem Kunststeingewände und Jalousieläden (in Metall erneuert), wie sie an den übrigen Fassaden mehrheitlich vorkommt. Die Dachuntersicht zeigt in betont rustikaler Gestaltung die Balkenvorstösse. Nordseitig stösst auf zurückversetzter Bauflucht ein Garagenanbau an das Haus, der sich auf der Gartenseite als offene Halle fortsetzt. Jüngeren Datums ist die angebaute zweite Garage (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Konventioneller gestaltet ist die von der Strasse her ebenfalls prominent in Erscheinung tretende zweiachsige Giebelfront auf der Südseite. Ein zum Garten hin gerichteter, rechteckiger Verandavorbau trägt gleichzeitig einen Obergeschossbalkon. Im wiederum rautenförmig gestalteten Schmiedeeisengeländer sind die Initialen «HE», vermutlich für Hans Hofmann und seine Ehefrau, eingelassen. Eine einprägsame Form erhält die Fassadenfläche durch die konsolenartig ausschwingenden Fassadenpartien unter dem Dachansatz. Die nach Osten gerichtete Gartenfront zeigt wiederum die für den Bau charakteristische Spannung zwischen traditionellen und modernen Formen, indem vier konventionelle Fenster mit Kunststeingewänden und Jalousieläden in eigenwilligem Kontrast zu einem grossflächigen, gewändelosen Wohnzimmerfenster und den Balkonausgängen mit Rollläden stehen. Ebenfalls in modernen Formen gehalten ist eine asymmetrisch an das Haus gefügte, kubische Gartenhalle, die im Obergeschoss von einer die Horizontale betonenden Balkonbrüstung abgeschlossen wird. Das Dach ist mit Pfannenziegeln eingedeckt, wie sie in den 1930er-Jahren beliebt waren. Auf dem First erhebt sich eine Wetterfahne mit dem Baujahr 1938 und den Initialen «HE» entsprechend dem Balkon. Der Hauseingang öffnet sich auf eine doppelgeschossige Treppenhalle, von der aus das grosse Wohnzimmer auf der Gartenseite, die Küche auf der Nordseite sowie ein kleines Zimmer in der Südwestecke betreten werden. Der Zugang zum Erkerzimmer in der Südostecke erfolgt über das Wohnzimmer. Der bauzeitliche Innenausbau ist weitgehend erhalten. Der Gang besitzt einen zeittypischen Bodenbelag aus Solnhofer Platten sowie eine Holztreppe mit expressionistisch beschnitztem Antrittspfosten. Die Zimmertüren orientieren sich mit den nicht weiter gegliederten, durchgehenden Weichholzblättern an betont modernen Formen. Eine spezielle Gestaltung zeigt das als Arvenstube in Heimatstilformen ausgeführte Wohnzimmer, zu der wiederum das querrechteckige Panoramafenster samt textilem Radiatorengitter in eigenwilligem Kontrast steht. Das Erkerzimmer besitzt eine hell furnierte Täferdecke mit schmalen Stegen, von denen mittig eine originelle, offene Glasleuchte mit Metallfüssen aus der Bauzeit abgehängt ist. Zwischen den beiden Wohnräumen vermittelt eine bauzeitlich moderne Schiebetür. Beide Räume besitzen jüngere Parkettböden. Die Obergeschossräume werden von einer offenen Galerie aus erschlossen, die mit einem sorgfältig gestalteten, holzsichtigen Weichholztäfer in zurückhaltend modernen Formen ausgekleidet ist. Das Dach besitzt einen vollständigen Bretterunterzug aus der Bauzeit. |
Anmerkungen: | [1] Akten zur Baueingabe (ohne Pläne) im Baugesuchsarchiv der Gemeinde. Nach einer Reihe bedeutender, noch ganz dem Neoklassizismus verpflichteten Bauten der 1920er-Jahre (Sitz der Usego, Hotel «Schweizerhof» und Friedenskirche in Olten) wandte sich Fritz von Niederhäusern bereits in den späten 1920er-Jahren dem Neuen Bauen und später, wie das hier beschriebene Einfamilienhaus zeigt, entsprechend den allgemeinen Zeitströmungen dem Heimatstil zu. Zu seinen wichtigsten Werken im Sinn des Neuen Bauens gehören das Hotel «Astoria» in Olten und zwei grosse Lagerhauskomplexe in Burgdorf sowie Winterthur. Vgl. Roland Wälchli, Der Oltner Architekt Fritz von Niederhäusern, in: Oltner Neujahrsblätter, Bd. 54, 1996, S. 73-77; Werk, 1956, Chronik, S. 15*f. (Nekrolog). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Quellen: | - Gemeinde Aarburg, Baugesuchsarchiv: Baueingabe 1938. - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0599-0602, Brandkataster Gemeinde Aarburg, 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138294 |
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