DSI-BUS006 Postweg 1, Ev.-ref. Pfarrkirche, 1950 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-BUS006
Signatur Archivplan:BUS006
Titel:Postweg 1, Ev.-ref. Pfarrkirche
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Buchs (AG)
Adresse:Postweg 1
Versicherungs-Nr.:972
Parzellen-Nr.:570
Koordinate E:2647771
Koordinate N:1248903
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2647771&y=1248903

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):7/8/2024
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:1950

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)
Epoche / Baustil (Stufe 3):Nachkriegsmoderne

Dokumentation

Autorschaft:Alfred und Heinrich Oeschger, Zürich
Bau- und Nutzungsgeschichte:Durch Beschluss der Kirchgemeindeversammlung im Jahr 1944 und nach Zustimmung durch den Grossen Rat erfolgte per Anfang 1946 die Abtrennung der Kirchgemeinde Buchs-Rohr von der Muttergemeinde Suhr. Aus einem bereits 1945 veranstalteten Projektwettbewerb mit zehn Teilnehmern gingen die Gebrüder Alfred (1900-1953) und Heinrich (1901-1982) Oeschger in Zürich als Sieger hervor; deren bekanntestes Werk bildet der wenige Jahre später erbaute Flughafen Zürich-Kloten. 1949 war Baubeginn; 1950 konnte der Neubau eingeweiht werden.
Beschreibung:Die reformierte Pfarrkirche befindet sich südlich der Mitteldorfstrasse, wo sie mit ihrem um einige Treppenstufen erhöhten Vorbereich auf dem spitz zur Strasse hinzulaufenden Grundstück eine Platzsituation definiert. Zur Bauzeit der Kirche war der Zwickel zwischen Mitteldorfstrasse und Bahnlinie noch unbebaut, nur entlang der Strasse befanden sich Gebäude. Die Verdichtung bettete die Pfarrkirche und die zugehörigen Bauten der Kirchengemeinde in die wachsende Siedlungsstruktur ein. Die reformierte Pfarrkirche Buchs ist ein knapp aus der Nord-Süd-Achse ausgedrehter Längsbau aus verputztem Mauerwerk unter Satteldach mit im Südwesten angebautem Turm und Pfarrsaal. Die Pfarrkirche ist mit ihrer Verbindung moderner und traditioneller Architekturformen dem damals beliebten "Landistil" zuzuordnen. Dem entspricht auch das gestalterische Aufbrechen der axialsymmetrische Grunddisposition des Kirchenschiffs durch verschiedene Elemente. Chorseitig ist der Baukörper des Kirchenschiffs seitlich verbreitert, um die Pfarrräumlichkeiten aufzunehmen. Im Winkel
zwischen Anbau und Kirchenschiff befindet sich der Kirchturm. Nach Süden schliesst der eingeschossige Saaltrakt an. Die nach Nordwesten gerichtete Hauptfassade besitzt ein grosses, trichterförmig eingeschnittenes Rundfenster, darunter liegt ein ziegelgedecktes Pultdach, das auf ganzer Breite des Kirchenschiffs eine Vorhalle bildet und von quer gerichteten Muschelkalkpfeilern mit abgeschrägten Kanten und zwei seitlichen, aus demselben Material aufgemauerten Wandscheiben gestützt wird. Unter dem Dach führen, asymmetrisch angeordnet, der breite segmentbogige Haupteingang mit wuchtigen, gefelderten Türblättern und westlich ein schmaler Nebeneingang in die Kirche. Zwischen den Eingangstüren sind kleine quadratische Fenster angeordnet. Die östliche Schiffwand ist bis auf den kunstverglasten Chorbereich gänzlich fensterlos, während sich auf der Westseite neben dem Turm vier hohe Fensterschlitze öffnen. Die zwei gestaffelten quadratischen Fenster im Norden der Westfassade machen die Tiefe der Empore an der Fassade ablesbar. Der als Betonskelettbau realisierte, ebenfalls verputzte Turm ist in den unteren Geschossen als massiver Baukörper mit auffällig kleinen Treppenhausfensterchen ausgebildet. Die Schallgeschosse waren ursprünglich zwischen den vertikalen Rippen offen und wurden nachträglich aus akustischen Gründen durch Metalllamellen verschlossen. Den Blickfang bilden vier grosse, in Dunkelrot und Gold gehaltene Zifferblätter, von denen die beiden längsseitigen wiederum asymmetrisch an die Turmkante gerückt sind. Zwischen den Turm und den Kirchgemeindesaal, der in gleicher Flucht ebenfalls vor die Schiffwand vorgerückt ist, spannt sich eine kurze Eingangslaube in analoger Gestaltung zur grösseren Vorhalle. Eine Segmentbogentür im Turmschaft gibt Zutritt zu den Pfarrräumlichkeiten.
Das Kirchenschiff ist durch den im Westen eingezogenen Chorbereich und die nach beiden Seiten differenzierte Befensterung asymmetrisch gestaltet. Der Zugang erfolgt unter einer Empore, die an ihrer Westseite die Orgel aufnimmt, während der grössere, zum Saal hin weiter vorkragende Bereich bestuhlt ist. Weitgehend intakt erhalten ist die bauzeitliche Ausstattung, die durch eine sorgfältige Detaillierung und hochwertige handwerkliche Ausführung auffällt. Die Schiffwände sind hell verputzt und setzen sich farblich von der wuchtigen, am Heimatstil orientierten Balkendecke aus unbehandeltem Weichholz ab. Die als Seltenheit ebenfalls original erhaltenen Beleuchtungskörper gliedern sich in eine Reihe einflammiger Wandleuchter mit Messingarm und Glasaufsatz zur Linken, einen grossen, aus denselben Bauteilen konstruierten Leuchter über dem Abendmahlstisch und eine Reihe abgehängter Blech-Pendelleuchten zur Rechten. Der polierte Kalksteinboden, der heute noch im erhöhten Chorbereich besteht, bedeckte ursprünglich vielleicht auch das Kirchenschiff. Letzteres zeigt heute einen Bodenbelag aus Terrakottaplatten, der vom Einbau einer Fussbodenheizung um 1980/90 stammt. Abendmahlstisch und Bankreihen sind wuchtige Möbelstücke; feingliedriger detailliert sind die ebenfalls holzsichtige Kanzel, die Emporenbrüstung und die Türblätter. An der Chor-Stirnwand hängt ein vom Grafiker Ernst Keller entworfener Wandteppich mit dem Bibelspruch «Einer ist Euer Meister[,] Christus[,] ihr aber seid Brüder», welcher mit der von Keller auch in der Plakatkunst gepflegten Fokussierung auf die Typografie an die Betonung der Schrift in der reformierten Konfession anschliesst. Das grosse Fenster in der östlichen Chorflanke fasst seit 1971 eine von Felix Hoffmann geschaffene, in starken Buntfarben gehaltene Glasmalerei zum biblischen Gleichnis vom Grossen Gastmahl, die vom Künstler mit der Darstellung eines Autos und von Hippies bewusst in die Gegenwart versetzt wurde. Der achteckige Taufstein von Eduard Spörri hat Kelchform und ist an der Oberkante mit den Evangelistensymbolen geschmückt. Die Pfarrräumlichkeiten sind mit Schreinerarbeiten und einem Kalksteinboden in den Erschliessungsbereichen in Entsprechung zum Kirchenraum ebenfalls sorgfältig detailliert. Der Kirchgemeindesaal besitzt eine hölzerne Flachtonne. Im Inneren des Turms ist die aussen verputzte Betonkonstruktion zu erkennen. Als Glockenstuhl dienen Rippen des Betonskeletts, an denen die Auflager der eisernen Glockenjoche befestigt sind. Das Geläute besteht aus fünf Glocken. Der zusammen mit der Kirche gestaltete Vorplatz ist zur Mitteldorfstrasse hin von einer niedrigen Terrassenmauer abgeschlossen, in der sich nach beiden Seiten breite Treppenaufgänge öffnen. Die Spitze des Grundstücks wird von einer markanten Baumgruppe eingenommen. Seitlich vor der Kirche ist ein konischer, achteckiger Muschelkalkbrunnen aufgestellt."
Den Taufstein schuf der bekannte Wettinger Bildhauer Eduard Spörri (1901-1995)7. Der Entwurf zum Wandteppich stammte von dem in Buchs aufgewachsenen und an der Zürcher Kunstgewerbeschule tätigen Grafiker Ernst Keller (1861-1968); die Ausführung erfolgte 1951 durch die Textilgestalterin Elsi Giauque (1900-1989) und ihre Mitarbeiterin Käthi Wenger in Ligerz. Die Firma Metzler lieferte die ebenfalls 1951 aufgestellte Orgel, Rüetschi in Aarau das Geläute. Erst 1971 folgte die grossformatige Glasmalerei des bekannten Aarauer Malers, Glasmalers und Illustrators Felix Hoffmann (1911-1975) an der östlichen Chorseite.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Kurzinventar Sakralbauten ab dem 20. Jahrhundert (Kantonale Denkmalpflege Aargau 2009).
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

Related units of description

Related units of description:Mutiert von:
SAK-BUS005 Buchs, Reformierte Pfarrkirche mit Kirchgemeinderäumen, 1949-1950 (Dossier (Spezialinventare))

Mutiert von:
INV-BUS915 Ev.-ref. Pfarrkirche, 1949-1950 (Dossier (Platzhalter))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141422
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds