INV-BRU914 Vindonissa-Museum (= BRU839.008), 1911-1912 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRU914
Signatur Archivplan:BRU914
Titel:Vindonissa-Museum (= BRU839.008)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Brugg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Innenstadt
Adresse:Museumstrasse 1
Versicherungs-Nr.:805
Parzellen-Nr.:349
Koordinate E:2657810
Koordinate N:1259566
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657810&y=1259566

Chronologie

Entstehungszeitraum:1911 - 1912
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Museum
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Albert Froelich (1876-1953), Architekt, Charlottenburg (Berlin) und Brugg
Würdigung:Das 1912 fertiggestellte Vindonissa-Museum ist ein Gesamtkunstwerk, wie es als Museumsbau in der Schweiz selten in dieser Vollständigkeit erhalten ist. Der bedeutende Brugger Architekt Albert Froelich verband hier Baukunst, Skulptur, Malerei und Kunsthandwerk im Sinne der Jugendstilbewegung. Das bis heute praktisch unverändert gebliebene Gebäude erfüllt städtebaulich eine Scharnierfunktion zwischen der Altstadt und der offenen, durch Gärten gegliederten Überbauung des Neuquartiers. Gleichzeitig ist das von der heutigen Gesellschaft Pro Vindonissa gegründete Museum ein wichtiger Zeuge bildungsbürgerlicher Kultur in Brugg in der Belle Epoque.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1897 gegründete "Antiquarische Gesellschaft von Brugg und Umgebung" (heute Gesellschaft Pro Vindonissa) begann mit systematischen Grabungen auf dem Areal des Amphitheaters von Vindonissa. Am Anfang des Vindonissa-Museums stand also ein Denkmalschutzgedanke, dessen Bestreben es war, das materielle Erbe zu bewahren. Ähnlich Ziele verfolgte auch der kurz nach 1900 in der ganzen Schweiz entstehende Heimatschutz.
Bereits 1906 liess die Antiquarische Gesellschaft den in Brugg und Charlottenburg tätigen Architekten Albert Froelich ein Museum für die fachgerechte Aufbewahrung und Ausstellung der Fundgegenstände zeichnen. Froelich war "als Architekt in aller Munde", seit er in Berlin das Neue Schauspielhaus am Nollendorfplatz realisiert hatte [1]. Fast gleichzeitig mit dem Vindonissa-Museum entstand unweit davon Froelichs Stapferschulhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRU041).
Im Zuge der Projektentwicklung entspann sich eine Zeitungspolemik um den Museumsstandort. Der Kunstmaler Emil Anner schlug den Bau eines Römerhauses direkt neben dem Amphitheater in Windisch vor. Die Gesellschaft und der Gemeinderat von Brugg, der einen namhaften Beitrag an die Baukosten versprach, befürworteten als Standort den alten Rothausgarten neben der Altstadt. Weil nicht zuletzt auch Bund und Kanton ihre finanzielle Unterstützung vom Beitrag der Gemeinde abhängig machten, hatte Anners Projekt keine ernsthaften Chancen, realisiert zu werden.
Die im Sommer 1910 begonnen Bauarbeiten dauerten bis Frühling 1912 und kosteten rund 150'000 Franken, ein Betrag, der zusätzlich mit Hilfe von privaten Spenden aufgebracht werden konnte. Die Ausführung besorgte das Baugeschäft Gentsch, Strasser & Cie, das auch das benachbarte Stapferschulhaus baute. Die Bildhauer Wehrli (Aarau), Hinrichsen (Berlin) und Schwyzer (Zürich) zeichneten für den Aussenschmuck verantwortlich, die Skizzen dafür lieferte Froelich (wie auch für Gitter und Beschläge) selber; der Lenzburger Kunstmaler Werner Büchli besorgte die Dekorationsmalereien.
Bis heute ist der Bau fast unverändert geblieben. 1987 wurde der Fassadenputz erneuert. Museum und Steingarten wurden 2007 bis 2011 sanft renoviert, wobei die Ausstellung nach modernen museologischen Gesichtspunkten neu eingerichtet wurde. Das Museum ist immer noch Eigentum der Gesellschaft Pro Vindonissa und wird von der Kantonsarchäologie Aargau betrieben.
Beschreibung:Das Vindonissa Museum bildet an der Gabelung von Laurstrasse und Museumsstrasse den architektonischen Abschluss des Eisi-Platzes gegen Westen. Seine gedrungen monumentale Erscheinung bildet einen formalen Bezug zur naheliegenden Altstadt mit ihren mächtigen Mauern. Den wehrhaft-robusten Charakter unterstreicht das in der Sockelpartie und als Gliederungselement des Obergeschosses eingesetzte, kräftig bossierte Rustika-Mauerwerk aus Jurakalk. Den Baukörper dominiert der zweigeschossige Haupttrakt mit seiner grosszügigen, in Dreiergruppen angeordneten Befensterung. An ihn fügt sich an der Vorderfront ein Querriegel mit zwei turmartig hochgezogenen Eckrisaliten. Dieser Eingangsvorbau erinnert an den Torbau eines römischen Legionslagers und inspiriert sich am kurz zuvor ergrabenen Westtor von Vindonissa. Auf der gegenüber liegenden Seite ist ein Treppenhaus angefügt, dessen Mittelteil chorartig vorspringt. Die Dachlandschaft von Haupttrakt, Eingangsvorbau und Treppenhaus ist mehrfach abgewalmt, so auch über der breiten Gaube auf der Ostseite. Nördlich des Gebäudes erstreckt sich ein von Mauern umgebener Hof, den nach Westen ein als Lapidarium genutzter Portikus mit Ecktürmchen beschliesst.
Auffälligster Bauschmuck sind die an den Längsfassaden in einen grob verputzten Mauerstreifen eingebetteten Stuckmedaillons mit den Porträts römischer Kaiser in Terranova-Guss [2]. In der Bogennische des Haupteingangs, deren Kämpfer in Form zweier mächtiger, in Kalk gehauener Widderköpfe ausgeführt sind, ist zwischen zwei ornamental vergitterten Hochovalfenstern das ebenfalls stichbogig steinerne Türgewände mit flach reliefertem Muschelfries eingelassen. An den turmartigen Eckrisaliten verstärken die massiv geschmiedeten Fenster-Gitterkörbe den wehrhaften Charakter des Baus. Vor der Südostecke des Gebäudes steht die nach römischem Vorbild modellierte Steingruppe der Kapitolinischen Wölfin als Wahrzeichen des Museums.
Der Besucher gelangt zunächst ins Vestibül des Eingangsvorbaus, an das sich rechts die Kasse (ein ehemaliges Sitzungszimmer) und links das Büro des Konservators anschliessen. Die darüberliegende ehemalige Hauswartwohnung wird heute als Bibliothek genutzt. Das Untergeschoss beherbergt ein Büro und ein Museumsmagazin.
Der Haupttrakt besteht aus zwei übereinander liegenden Ausstellungssälen. Ihre Tragkonstruktion mit drei Paaren vierkantiger Eisenbetonfeiler gliedert die Räume in zwei schmalere Seitenschiffe und ein breites Mittelschiff. Die Pfeiler und die Wände sind im unteren Saal im Sockelbereich schwarz und darüber pompejanischrot und mit Palmettenornamenten verziert. Der obere Ausstellungsraum, der für grössere Exponate gedacht ist, schliesst im Mittelschiff mit einer Flachtonne. Diese geht in ihrer Flucht ins offene, polygonal schliessende Treppenhaus über, wo sie auf einer Reihe von als Widderköpfen gestalteten Konsolen ruht. Die Pfeilerkapitelle des oberen Saals schmücken auf Eternitplatten gemalte Gestalten aus der griechisch-römischen Götterwelt und Mäanderornamente.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Brugg 4095-2.
Anmerkungen:[1] Baumann et al. 2005, S. 491.
[2] Dabei handelt es sich um eine wetterbeständige Edelputzmasse aus Kalk, Zement und Naturstein.
Literatur:- Max Baumann et al., Brugg erleben. Schlaglichter auf die Brugger Geschichte, Baden 2005.
- Max Banholzer / Paul Bieger, Alt Brugg, Brugg 1984.
- Viktor Fricker, Die Aquarellskizzen von Emil Anner zu einer römischen Villa als Vindonissa-Museum neben dem Amphitheater und eine Zeitungspolemik, in: Brugger Neujahrsblätter, 1975.
- Zuzana Haefelin-Sonin / Klaus Speich, Das Vindonissa-Museum in Brugg. Architekturführer (Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 589, Bern 1996).
- Dorothea Hintermann, Vindonissa-Museum Brugg. Ein Ausstellungsführer, Brugg 2012.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 75.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-BRU839.008 Vindonissa-Museum (= BRU914), Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31944
 

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