Hauptmenü

Newsletter "Für die Menschen im Aargau"

"Die junge Generation ist am stärksten von den Konsequenzen der heutigen Energiepolitik betroffen"

Bild aus POWER AARGAU-Veranstaltung
Unter Strom: Der Gesamtregierungsrat produzierte während des Energiemonats Juni 2022 an den POWER AARGAU-Workshops im Stapferhaus in Lenzburg mit viel Ausdauer selbst Strom. © Kanton Aargau

Als traditioneller Energiekanton will der Aargau eine aktive Rolle spielen, um die energie- und damit auch die klimapolitischen Ziele von Bund und Kanton zu erreichen. Zu diesem Zweck setzt er unter dem Label POWER AARGAU innovative Projekte um – im Sommer und Herbst 2024 unter anderem mit Workshops für Berufsschülerinnen und -schüler im Stapferhaus in Lenzburg. Energiedirektor Stephan Attiger zu den Hintergründen und Zielen des Projekts sowie zur kantonalen Energiepolitik.

Um dieses Video anzusehen, benötigen Sie einen aktuellen Browser sowie aktiviertes JavaScript in Ihrem Browser.

Herr Regierungsrat Stephan Attiger, warum richtet sich das Projekt POWER AARGAU speziell an Jugendliche? Die ältere Generation verbraucht doch auch viel Energie?

Die junge Generation ist am stärksten von den Konsequenzen der heutigen Energiepolitik betroffen. Deshalb ist es wichtig, dass die Jugendlichen ihre Bedürfnisse einbringen und aktiv mitdiskutieren können. POWER AARGAU ist für uns eine grosse Chance, uns mit Aargauer Berufsschülerinnen und Berufsschülern über die Energiezukunft auszutauschen. Sie sind die Berufsleute von morgen und werden unsere Energiezukunft stark mitprägen. Zudem sind Jugendliche für uns als Verwaltung generell schwieriger zu erreichen. Deshalb haben wir über die Berufsschulen und mit den Workshops einen direkten "Kanal" zu ihnen gesucht und gefunden.

Was ist die Idee hinter POWER AARGAU?

Die energie- und klimapolitischen Ziele lassen sich nur erreichen, wenn alle einen Beitrag leisten. Wir wollen deshalb mit POWER AARGAU zur Wissensvermittlung im Energie- und Klimabereich sowie zur Sensibilisierung rund um das Thema Energie beitragen und wie gesagt insbesondere mit der jungen Generation ins Gespräch kommen. Die halbtägigen Workshops sollen nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam sein.

Was passiert dort genau?

Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler gehen Fragen nach wie: "Was genau ist Energie?", "Was bedeutet die Energiewende?" und "Was hat das mit mir und meinem Beruf zu tun?". Auf spielerische Art lernen sie die wichtigsten Zusammenhänge kennen, können sich von jungen Energie-Pionierinnen und -Pionieren inspirieren lassen und werden dazu ermutigt, selbst konkrete Vorschläge für ihren eigenen Beruf zu erarbeiten. Die Workshops wurden übrigens schon einmal durchgeführt: Im POWER AARGAU-Energiemonat Juni 2022 haben bereits rund 2'000 Berufsschülerinnen und Berufsschüler solche Veranstaltungen besucht. Die Rückmeldungen waren so positiv, dass wir beschlossen haben, eine neue Runde zu starten. Die Umsetzung liegt wie vor zwei Jahren beim Stapferhaus in Lenzburg.

Was ist sonst noch übrig geblieben von POWER AARGAU?

Im Rahmen von POWER AARGAU sind damals über 60 Geschichten in Audiobeiträgen und auf Plakaten entstanden, die im ganzen Kanton zugänglich waren. Sie sind heute noch aktuell. Mit Blick auf Industrie und Alltag, Dorf und Stadt, Geschichte und Gegenwart machen sie sicht- und hörbar, wie und wo die Energie den Aargau und seine Bevölkerung prägt – und umgekehrt. Die Interviews mit den Protagonistinnen und Protagonisten aus dem ganzen Kanton entstanden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Aargauer Kantonsschulklassen. So konnten wir zusätzlich zu den Berufsschülerinnen und Berufsschülern weitere Jugendgruppen aktiv einbeziehen.

Es hat damals auch ein grosses Energie-Podium stattgefunden.

Dieses Podium mit dem Titel "Wie ist die Energiewende noch zu schaffen?" mit namhaften nationalen und kantonalen Exponenten aus Politik, Behörden und Wirtschaft war für Fachpersonen und interessierte Bürgerinnen und Bürger gedacht. Mit dieser Veranstaltung wollte der traditionelle Energiekanton Aargau seine aktive Rolle in der energiepolitischen Diskussion, die er mit dem Energie-Trialog in den Jahren 2007–2010 sowie 2012–2013 erfolgreich initiiert hat, auf nationaler Ebene weiterführen. Bereits damals wurden viele relevante Fragen thematisiert, die heute wieder an Aktualität gewonnen haben – unter anderem das Thema der Energie-Versorgungssicherheit, das durch die geopolitischen Spannungen, die stark gestiegenen Preise und den hohen Liquiditätsbedarf auf den Energiemärkten zusätzliche Relevanz erhalten hat.

Dann hat der Energiemonat Juni 2022 genau zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden.

Genau, das war ein glücklicher Zufall. Wobei es falsch ist, in diesem Zusammenhang von Glück zu sprechen: Die drohende Strom- und Gas-Mangellage war damals ein sehr ernst zu nehmendes Risiko. Und es ist auch heute noch zu früh für eine Entwarnung.

Das war also keine Angstmacherei?

Nein. Das Risiko hat sich zwar verringert, aber auch, weil wir die richtigen Massnahmen getroffen haben – beispielsweise in Bezug auf die Gasvorräte. Dann hat uns der milde Winter geholfen und dass Frankreich mehr Strom produzieren konnte als erwartet. Trotzdem ist die Gefahr von Engpässen auch in den kommenden Wintern real. Den besten Schutz dagegen schaffen wir, indem wir die Energieeffizienz steigern und die erneuerbaren Energien ausbauen.

Im Energiebereich hat der Grosse Rat kürzlich einen wichtigen Meilenstein beschlossen…

Das stimmt. Das deutliche "Ja" des Grossen Rats zur Teilrevision des Energiegesetzes im April ist ein weiterer umsetzbarer und wirtschaftlich tragbarer Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energiezukunft – mit dem Ziel der Dekarbonisierung, des Erhalts der Versorgungssicherheit und des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Damit ist die dritte Säule der kantonalen Energiepolitik unter Dach und Fach, die beiden anderen sind unsere laufende kantonale Solaroffensive sowie das Förderprogramm Energie 2021–2024, das wir auch in den Folgejahren weiterführen möchten. Ende des letzten Jahrs haben wir zudem mit der Überarbeitung der Energiestrategie energieAARGAU begonnen, die aus dem Jahr 2015 stammt.

Der Energiekanton Aargau trägt hier eine besondere Verantwortung.

Ja. Wir wollen nachhaltige Lösungen finden, mit gutem Beispiel vorangehen und Vorreiter sein, auch als attraktiver Standort für innovative Unternehmen und die Forschung im Energiebereich. Die Ziele sind ein möglichst effizienter, sorgsamer Umgang mit der vorhandenen Energie und eine kostengünstige, nachhaltige Energieproduktion, möglichst ohne Einbussen beim Komfort. Das schaffen wir nur gemeinsam – Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Wir dürfen zudem nie vergessen, dass Energiepolitik auch immer Klimapolitik ist und welche Auswirkungen unsere heutigen Entscheidungen auf die Zukunft haben. Diese Verantwortung tragen wir gegenüber den nächsten Generationen – also unseren Kindern und Enkelkindern.

Mehr zum Thema