Kunstschaffende im Atelier besuchen

"A wie Atelier" steht für eine neue Erfahrung und bietet den Schülerinnen und Schülern einen direkten Einblick in die Arbeitsstätten der Kunstschaffenden. Oftmals beinhalten die Besuche auch einen kleinen Workshop, der ihnen eine Annäherung an gewisse Techniken und Materialien ermöglicht.

Alle Kunstschaffenden bieten ihr eigenes Format von "A wie Atelier" an und die Besuche sind daher sehr unterschiedlich und individuell gestaltet.

Dabei ist es auch spannend und hilfreich zu erfahren, ob die Lehrpersonen Vorstellungen und Erwartungen mitbringen. Bei meinen Atelierbesuchen haben mir die Lehrpersonen manchmal auch ein Motto, das sie gerade mit den Lernenden bearbeiten, mitgeteilt – zum Beispiel das Thema Achtsamkeit. In Absprache konnte ich dann dieses Thema, nebst meinen eigenen, aufgreifen und in den Besuch einfliessen lassen.

Ich gehe bei den Besuchen immer von einer "Tabula rasa" aus und beginne daher mit einem Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern. Den Anfang bilden dabei Fragen wie: "Wart ihr schon mal in einem Atelier? Habt ihr euch Kunst schonmal angeschaut? Wenn ja, wo?"

Ich leite dann über zu Themen in meiner eigenen Kunst und lasse den Schülerinnen und Schülern viel Freiraum, um sich umzusehen, vor Ort anzukommen und selber Fragen zu stellen oder Gedanken mitzuteilen.

m Voraus erarbeite ich einen Workshop, der ihnen die Möglichkeit bietet, gewisse künstlerische Techniken auszuprobieren und ich greife dabei viele Themen aus dem gemeinsamen Gespräch auf. Der Besuch endet immer mit einer gemeinsamen Analyse des "Gemachten" und einem Austausch über ihre Erfahrungen vor Ort.

Die Besuche bei "A wie Atelier" ermöglichen den Lernenden den unmittelbaren Kontakt zu den Arbeitsprozessen der Kunstschaffenden und fördern dadurch neue Sicht- und Denkweisen abseits des Schulalltags. Einerseits erfüllen die Besuche die Funktion der Sensibilisierung für die Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft und bieten Einblicke in ein weiteres Berufsfeld. Anderseits bringen künstlerische Arbeitsweisen Eigenschaften mit, die nicht nur die praktische Kreativität der Schülerinnen und Schüler fördern. Obwohl alle Kunstschaffenden eine individuelle Arbeitsweise aufweisen und keine Regeln vorgeschrieben sind, gibt es gewisse Prozesse, die bei allen ähnlich sind. Die Erarbeitung von neuen Ideen und die Umsetzung dieser Ideen in einem konkreten Medium oder einer Technik bilden die Grundlage jeder künstlerischen Praxis.

Die Schülerinnen und Schüler profitieren vom Einblick in diese Praxis. Kritisches Denken, Selbstreflexion, die Fähigkeit seine Gedanken und Gefühle frei auszudrücken und sie in eine "sichtbare" Form zu bringen, sich Raum zu nehmen um auszuprobieren, dabei auch Fehler zu machen und zu scheitern, sich Themen anzunähern und sich auf eine persönliche Art mit ihnen auseinanderzusetzen – jenseits von richtig oder falsch – sind dabei nur einige Fähigkeiten, die gefördert werden und auch in anderen Berufs- und/oder Lebenslagen anwendbar sind.

Besuche im Rahmen von "A wie Atelier" beinhalten immer auch einen praktischen Teil in Form eines Workshops. Das Thema und das Format des Workshops wird von den Kunstschaffenden festgelegt, oder kann auch in Absprache mit den Lehrpersonen oder direkt vor Ort mit den Schülerinnen und Schülern spontan erarbeitet werden.

Ich beschäftige mich in meiner Kunst mit Malerei, daher ergibt sich bei mir oft ein Workshop, in dem malerische Techniken ausprobiert werden. Kreatives Denken und Gestalten gehen dabei Hand in Hand.

Zum Angebot von "A wie Atelier" gibt es eine Liste von Kunstschaffenden in der Nähe auf der Webseite von Kultur macht Schule. Diese Liste ermöglicht Lehrpersonen eine Auswahl von Kunstschaffenden für einen Besuch. Auf dieser Liste haben die Kunstschaffenden ihre Webseiten hinterlegt, die Einblicke in ihre Arbeit geben.

Die Kunstschaffenden auf der Liste sind Mitglieder von "Visarte", dem Berufsverband der visuell schaffenden Künstlerinnen und Künstler in der Schweiz. Die Kunst kennt viele Medien und Techniken und genau so vielseitig sind die Ausdrucksformen der Kunstschaffenden dieser Liste – von Malerei, Zeichnung, Bildhauerei, Grafik, Fotografie, Digitalkunst, Installation bis hin zu Performance und Konzeptkunst.

Der Mehrwert eines Besuchs mit einer Kunstvermittlerin oder einem Kunstvermittler kann einerseits die Entlastung des Kunstschaffenden sein und das Bilden einer Brücke zwischen den Lernenden und den Kunstschaffenden. Ebenfalls können die Besuche gemeinsam erarbeitet werden, wobei Synergien zwischen Kunstschaffenden, Kunstvermittlerinnen oder Kunstvermittlern und Lehrpersonen entstehen. Einige Kunstschaffende – unter anderem auch ich – haben einen künstlerisch-pädagogischen Hintergrund und erfüllen dadurch eine Doppelfunktion bei den Besuchen.