Bau- und Bewohnergeschichte
Die um 1020/30 gegründete Habsburg bildet den Ausgangspunkt einer erfolgreichen Familiengeschichte. Hier wurde der Grundstein für die spätere Habsburger-Dynastie gelegt.
Bewohner und Besitzer
Auf dem Wülpelsberg erbaute Radbot um 1020/30 die Habsburg. Das aufstrebende Grafengeschlecht blieb bis gegen 1230 auf seiner Stammburg wohnen.
1020/30: Der Gründer Radbot
Das Eigenamt, das Gebiet zwischen Aare, Reuss und Kestenberg, gehörte zu den früh-habsburgischen Besitzungen. Auf dem Wülpelsberg erbaute Radbot um 1020/30 die Habsburg.
11./12. Jh: Die Grafen von Habsburg
Otto II., Radbots Enkel, nannte sich um 1100 als Erster seines Geschlechts „Graf von Habsburg“. Er hatte das Grafenamt im Oberelsass inne. Seine Nachkommen wohnten bis gegen 1230 auf der Stammburg.
13. Jh: Dienstadlige
Nach 1230 war die Habsburg für das aufstrebende Grafengeschlecht als Wohnsitz nicht mehr geeignet und wurde an Dienstadlige verliehen. Die Hintere Burg übernahmen die Truchsessen von Habsburg-Wildegg, die Vordere Burg ging an die Herren von Wülpelsberg und später an die Ritter von Wolen. 1371 vereinigte Henman von Wolen die beiden Burglehen.
Nachdem 1273 Graf Rudolf von Habsburg zum römisch-deutschen König gewählt worden war, verlagerte sich der Herrschaftsmittelpunkt der Habsburger immer mehr gegen Osten. Die Besitztümer in der Schweiz, in Süddeutschland und im Elsass wurden zu den sogenannten Vorlanden.
14./15. Jh: Mehrfacher Besitzerwechsel
Mit dem Einmarsch der Eidgenossen 1415 verloren die Habsburger ihre Stammburg, sie ging kampflos an Bern. Henman von Wolen musste die Landeshoheit der Berner anerkennen und überschrieb die Burg 1419 verarmt seinem Neffen Peter von Greifensee. Nach 1457 veräusserte dieser die Habsburg an die Berner, die sie 1462 an Arnold Segesser weiterverkauften. 1469 gelangte sie in den Besitz des Klosters Königsfelden.
16./17. Jh: Königsfelder Hofmeister
Nach der Klosteraufhebung im Zug der Reformation fiel die Habsburg 1528 an Bern zurück und wurde fortan von den Königsfelder Hofmeistern verwaltet. Die zu zwei Dritteln zerfallene Anlage war zeitweise durch einen Hochwächter besetzt.
20. Jh: Im Besitz des Kantons Aargau
1804 kam die Habsburg in den Besitz des Kantons Aargau. Es erfolgten mehrere Renovationsphasen der erhaltenen Hinteren Burg. Von 1978 bis 1983 wurde die Ruine der Vorderen Burg ausgegraben und konserviert. Seit 2009 ist die Habsburg Teil von Museum Aargau.
Baugeschichte
Die Habsburg wurde im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts zur Doppelburg ausgebaut. Die hintere Burg besteht bis heute, von der vorderen Burg sind die Ruinen zu sehen.
Gründungsburg
Die Gründungsburg um 1020/30 bestand weitgehend aus Holzbauten. Gemauert war nur das wehrhaft-repräsentative Wohngebäude, ein grosses mehrgeschossiges Steinhaus.
Erweiterung zur Doppelburg
Im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau zur Doppelburg. Die Vordere Burg wurde mit dem Ost- und dem Nordturm ergänzt. Das älteste noch erhaltene Bauwerk der Hinteren Burg ist der kleine Turm, der aus dem späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert stammt. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts entstand im Burghof auch eine zweigeschossige Kapelle.
Ausbau der Hinteren Burg
Mit dem Ausbau der Hinteren Burg im Westen entstanden ab 1200 der grosse Turm und die Ringmauer mit Flankierungsturm im Nordhang. Nach 1230 wurde mit dem Palas und der Hofmauer die heute noch bestehende Burganlage der Hinteren Burg geschaffen.
Abschnittsgraben
Nachdem die Vordere Burg um 1220/30 verlassen und allmählich zerfallen war, wurde die Verteidigungsfähigkeit der Hinteren Burg gegen Osten geschwächt. Durch einen im Burghof ausgehobenen Abschnittsgraben erschwerte man im 14. oder 15. Jahrhundert die Annäherung gegen die Hintere Burg.
Sanierungen unter Bern
Nach fast 300 Jahren ohne grössere Bautätigkeiten leitete Bern Sanierungsmassnahmen der Hinteren Burg ein. Palas und Innenhof wurden mehrmals umgestaltet und ausgebaut. Spätestens um 1600 gab man den Sodbrunnen im Burghof auf. Im 17. Jahrhundert erfolgte der Abbruch der Schlosskapelle und der Ruine der Vorderen Burg.
Renovationen
Nach Jahrzehnte langer Vernachlässigung der Gebäude liess der Kanton Aargau ab 1866 wiederholt Renovationen durchführen. Der aktuelle Innenausbau von Palas und Innenhof in der Hinteren Burg entstammt einem neuzeitlichen, nicht genau datierbaren Umbau und den Renovationen ab 1866.
Ausgrabungen
Nach weiteren Renovationsarbeiten in der Hinteren Burg wurden von 1978 bis 1983 die Ruine der Vorderen Burg ausgegraben und konserviert und in den Jahren 1994/95 der Burghof untersucht.