Region Lenzburg
Das Strassennetz in der Region Lenzburg stösst an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Die Folge davon sind längere Staus auf den Zufahrtsachsen, Ausweichverkehr ins untergeordnete Strassennetz und Behinderungen für die Busse des öffentlichen Verkehrs. Mit dem Verkehrsmanagement Region Lenzburg und seinen Massnahmen erfolgt eine Optimierung der Gesamtleistungsfähigkeit des Verkehrssystems.
Verschiedene Verkehrsknoten in der Region Lenzburg sind in den Spitzenzeiten am Morgen und am Abend überlastet, was zu langen Staus und starken Behinderungen des öffentlichen Busverkehrs führt. Besonders stark betroffen ist die Kernumfahrung von Lenzburg mit den Knoten Freiämterplatz, Seetalplatz und Bleiche, das Zentrum von Wildegg mit dem Knoten Zentrumskreisel sowie Seon mit der Kantonsstrasse K 249 und dem Knoten Dössegger. Hohe Belastungen gibt es auch auf den Achsen zu den Autobahnanschlüssen Lenzburg und Aarau Ost. Hier kommt es regelmässig zu Staus im Zentrum und auf den Zufahrtsstrecken. Bei Problemen auf der Autobahn gibt es eine Kumulation der Effekte, wodurch das Strassennetz im Raum Lenzburg praktisch zum Erliegen kommt. Gemäss Prognose wird der Verkehr im Raum Lenzburg weiter zunehmen, was zu einer Verschärfung der Verkehrsprobleme führen wird. Ohne geeignete Massnahmen wird die Erreichbarkeit in der Region Lenzburg weiter abnehmen, wodurch sich die Standortattraktivität für die gesamte Region verschlechtern wird.
Ziele
Übergeordnete Ziele
Mit dem Verkehrsmanagement Lenzburg werden folgende übergeordneten Ziele verfolgt:
- Erhöhung der Fahrplanstabilität im öffentlichen Verkehr durch Busspuren, Busbevorzugung an Lichtsignalanlagen oder Zuflusssteuerungen und Haltestellen (Fahrbahnhalt, Busschleusen). Die Betriebskosten im öffentlichen Verkehr werden durch die Minimierung von Verlustzeiten bei überlasteten Strassen optimiert.
- Kanalisierung des motorisierten Individualverkehrs auf die vorhandenen Zufahrtsachsen mit dem Ziel einer gleichmässigen, optimalen Auslastung dieser Achsen und Knoten durch rechtzeitige Information, durch Lenken, Leiten und Steuern des Verkehrs (Bewirtschaftung des Verkehrs)
- Wahren des Handlungs- und Entwicklungsspielraums der Region Lenzburg
Spezifische Projektziele
Aus den übergeordneten Zielen ergeben sich folgende spezifischen Projektziele:
- Gewährleistung der Fahrplanstabilität des öffentlichen Verkehrs (öV) durch Minimierung der negativen Auswirkungen durch den motorisierten Individualverkehr (MIV)
- Kanalisieren des MIV auf die vorhandenen Hauptverkehrsachsen
- Optimierung der Gesamtleistungsfähigkeit des Verkehrssystems durch gleichmässige Auslastung des Verkehrsnetzes unter Berücksichtigung der Strassenhierarchie
- Verlagerung des Staus aus Zentren an die weniger sensible Siedlungsperipherie
- Aufrechterhaltung der Erreichbarkeit durch Gewährleistung eines funktionierenden Verkehrssystems
- Wahrung und punktuelle Verbesserung der Bedingungen für den Langsamverkehr betreffend Sicherheit, Komfort und Attraktivität
Massnahmen
Das Verkehrsmanagement Region Lenzburg umfasst verschiedene Massnahmen, welche wie folgt thematisch unterschieden werden:
- Steuerung und Lenkung des Verkehrs
- Netzschutz und Staumanagement
- Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs zur Verbesserung der Fahrplanstabilität
- Punktuelle bauliche Verbesserungen der bestehenden Verkehrsanlagen
- Information der Verkehrsteilnehmenden über Verkehrssituation und Routenwahl
Teilkonzepte
Lenzburg
Die Strategie für das Teilkonzept Lenzburg sieht vor, dass der Verkehr möglichst auf den Hauptachsen über die Kernumfahrung und den Freiämterplatz gebündelt wird, damit der Ausweichverkehr nicht weiter zunimmt. Auf dem Abschnitt auf der Kernumfahrung zwischen den Knoten Bleiche und Freiämterplatz soll ein möglichst flüssiger Verkehrsablauf sichergestellt werden. Es soll aus beiden Seiten jeweils nur so viel Verkehr in die Kernumfahrung einfahren, wie auf diesem Abschnitt verarbeitet werden kann. Dafür muss auf beiden Seiten der Kernumfahrung der Verkehr zurückgehalten werden. Der aus Richtung Seon, Schafisheim/Hunzenschwil und Ammerswil einfahrende Verkehr muss vor dem Knoten Bleiche zurückgehalten werden. Der Verkehr aus Richtung Autobahnanschluss Lenzburg bzw. Knoten Neuhof und von Möriken-Wildegg muss beim Knoten Seetalplatz und beim Knoten Freiämterplatz zurückgehalten werden. Dafür ist auf allen Zufahrtsachsen ein Staumanagement mit entsprechenden Dosiermöglichkeiten erforderlich. Die Kapazitäten beim Knoten Freiämterplatz, welche durch den Ausbau entstehen, können unter anderem zur Verbesserung der Busbevorzugung oder Verlängerung der Grünphasen für Fussgänger genutzt werden. Damit Ausweichverkehr verhindert werden kann, sind auf den potenziellen Ausweichrouten entsprechende Massnahmen vorzusehen. Am Knoten Neuhof ist sicherzustellen, dass die Achse vom Autobahnanschluss Lenzburg Richtung Bünztal staufrei gehalten wird.
Für das Teilkonzept Lenzburg gelten folgende Zielsetzungen:
- Priorisieren des öffentlichen Verkehrs
- Sicherstellen Betrieb auf Hochleistungsstrasse
- Gewährleisten der Verbindung von/nach Bünztal (K 123)
- Leistungssteigerung Freiämterplatz für Verbesserung Abfluss aus Zentrum Richtung Autobahn A1 ("Stadtentleerung")
- Einrichten Netzüberlastungsschutz im Überlastungsfall
Seetal
Die Strategie für das Teilkonzept Seetal sieht vor, dass der Verkehr vom Seetal Richtung Autobahn auf der Kantonsstrasse K 246 gebündelt wird. Aufgrund des Kapazitätsengpasses beim Kreisel Kehrbrunnen in Schafisheim ist auf der Zufahrt ein Staumanagement vorgesehen. Gleichzeitig sind für den Bus öV-Bevorzugungsmassnahmen vorzusehen. Auf der Achse von Suhr nach Hunzenschwil und auf der Kantonsstrasse K 379 Lenzburgerstrasse sind Massnahmen zur Plafonierung des Ausweichverkehrs geplant. Der Netzabschnitt zwischen Seon, Lenzburg, Schafisheim und Hunzenschwil mit den Kantonsstrassen K 249, K 246 und K 247 soll betrieblich besser abgestimmt werden. Es muss sichergestellt werden, dass der aus Seon abfliessende Verkehr auch verarbeitet werden kann. Für das Teilkonzept Seetal gelten folgende Zielsetzungen:
- Priorisierung des öffentlichen Verkehrs
- Betriebsoptimierung auf den Kantonsstrassen K 249 und K 246
- Einrichten Netzüberlastungsschutz mit flankierenden Massnahmen zur Unterbindung von Ausweichverkehr/Schleichverkehr
Aaretal
Die Strategie für das Teilkonzept Aaretal sieht vor, dass der Durchgangsverkehr von Brugg Richtung Aarau auf der Aaretal-/Bruggerstrasse gebündelt wird und dass der Ausweichverkehr durch Rupperswil sowie durch Auenstein und Veltheim nicht weiter zunimmt. Der Abschnitt zwischen den Knoten Zentrumskreisel Wildegg K26 und dem Kreisel Bären K28 soll möglichst staufrei gehalten werden.
Für einen reibungslosen öV-Betrieb ist im Zentrum von Wildegg eine öV-Bevorzugung vorzusehen, damit der Bus aus Richtung Möriken ohne Zeitverlust zum Bahnhof gelangen und von diesem wieder wegfahren kann. Da der Bahnhofplatz umgebaut wird, werden die Busse aus Veltheim und Auenstein zukünftig nicht mehr durch die Jurastrasse fahren, sondern auf der Nordseite des Bahnhofs anhalten. Für den Netzüberlastungsschutz soll auch die Zufahrt über die Jurastrasse von der gegenüberliegenden Seite der Aare dosiert werden, damit bei der Einmündung in die Bruggerstrasse weniger Leistungsfähigkeitsprobleme auftreten.
Damit der Verkehrsfluss im Zentrum von Wildegg sichergestellt werden kann, muss der Verkehr auf den Zufahrtsachen bewirtschaftet werden. Der Verkehr aus Richtung Brugg muss vor dem Kreisel Bären zurückgehalten werden. Damit der Stau nicht ins Siedlungsgebiet von Holderbank und Schinznach Bad zurückreicht, sind kaskadenförmig weitere Dosierstellen auf der Bruggerstrasse vor Holderbank und vor Schinznach Bad notwendig. Aus Richtung Aarau muss der Verkehr vor dem Zentrumskreisel zurückgehalten werden. Damit der Stau nicht im Siedlungsgebiet liegt, wird eine erste Dosierstelle am Siedlungsrand erstellt. Kaskadenförmig ist eine weitere Dosierung beim Kreisel K 112/K 244 (Aaretal-/Bruggerstrasse) westlich von Wildegg vorgesehen.
Damit Ausweichverkehr verhindert wird, sind auf den potenziellen Ausweichrouten entsprechende Massnahmen vorzusehen. Dabei handelt es sich einerseits um die Ausweichroute auf der anderen Aaretalseite via Veltheim und Auenstein, sowie um die Verbindung durch die Gemeinde Rupperswil.
Für das Teilkonzept Aaretal gelten folgende Zielsetzungen:
- Priorisierung des öffentlichen Verkehrs
- Kanalisieren auf Hauptverkehrsachsen, unterstützt durch flankierende Massnahmen
- Einrichten Netzüberlastungsschutz und Schaffen von Bewirtschaftungsräumen
- Ausweichverkehr stabilisieren
Grossraum Lenzburg
Die Strategie für das Teilkonzept Grossraum Lenzburg betrachtet die Schnittstelle zwischen den einzelnen Teilkonzepten. Ein wichtiger Punkt ist die Koordination der Massnahmen zwischen den Teilgebieten. Die Strategie sieht eine grossräumige Verkehrslenkung auf den Mittellandverteiler (Autobahn A1) vor. Die Priorisierung des öffentlichen Verkehrs soll auch im gesamten Grossraum Region Lenzburg konsequent umgesetzt und zwischen den Teilgebieten koordiniert werden.
Zur Umsetzung der Massnahmen des Verkehrsmanagements Lenzburg sind auch umfassende Anpassungen an den bestehenden Knotensteuerungen notwendig. Mit der Umsetzung des Verkehrsmanagements Lenzburg ist ein übergeordneter Verkehrsrechner erforderlich (bereits vorhanden), welcher die Steuerung der Knoten-Lichtsignalanlagen und Dosieranlagen global über den gesamten Projektperimeter übernimmt. Schliesslich sind potenzielle Ausweichrouten mit einem Monitoring zu überwachen, damit bei einer starken Zunahme des Ausweichverkehrs frühzeitig reagiert werden kann. Sollten auf diesen Achsen eine starke Zunahme beim Ausweichverkehr festgestellt werden, sind entsprechende flankierende Massnahmen zu entwickeln.
Für das Teilkonzept Grossraum Lenzburg gelten folgende Zielsetzungen:
- Koordination Massnahmen zwischen Teilgebieten
- Grossräumige Verkehrslenkung auf der Autobahn A1
- Flankierende Massnahmen zur Reduktion des Ausweichverkehrs Monitoring