Ereignisbericht Hochwasser 8. Juli 2017
1. Ereignis
Am Samstagnachmittag, 8. Juli 2017, wurden das Gemeindegebiet von Zofingen/Oftringen und das Uerketal von aussergewöhnlichen Starkniederschlägen getroffen, welche zu massiven Überschwemmungen, Rutschungen und in der Folge zu hohen Sachschäden und Beeinträchtigung der Trinkwasserversorgung führten.
2. Sofortmassnahmen
Gleich nach dem Unwetterereignis haben die Einsatzorgane der Gemeinden zusammen mit den regionalen Führungsorganen mit den Aufräum- und Wiederinstandstellungsarbeiten begonnen und die entsprechenden Aufträge ausgelöst.
Mitarbeitende der Abteilung Landschaft und Gewässer waren vor Ort und haben zusammen mit den Gemeindebehörden Sofortmassnahmen in Auftrag gegeben. Zudem wurden Ereignisanalysen für die Gemeinden Uerkheim, Bottenwil, Zofingen, Oftringen, Safenwil und Kölliken ausgelöst. Diese sollen Aufschluss geben für zukünftige Massnahmen und allfällige Anpassungen der Gefahrenkarte.
Mit separaten Untersuchungen wird das Niederschlagsereignis meteorologisch eingeordnet und werden die Abflüsse an der Uerke nachgerechnet.
3. Meteorologische Einordnung
Innerhalb von drei Stunden fiel am 8. Juli 2017 in den Einzugsgebieten der Zofinger Stadtbäche ein Gebietsniederschlag von 85 – 90 mm. Die Einzugsgebiete der Uerke und des Köllikerbachs wurden mit Gebietsniederschlagssummen von 65 – 70 mm getroffen
Der Jahresniederschlag in Zofingen beträgt rund 990 mm. Im Monat Juli fällt durchschnittlich 105 mm Regen. Seit 1883 werden Tagessummen der Niederschläge in Zofingen gemessen und dokumentiert. Das Niederschlagsereignis vom 8. Juli 2017 mit einer Tagessumme von 81 mm oder 81 Liter/m2 ist in der 135-jährigen Zeitreihe das drittgrösste Ereignis und das einzige, das auf ein einzelnes Gewitterereignis zurückzuführen ist. Ein solches Ereignis passiert im Durchschnitt seltener als alle 100 Jahre.
4. Hydrologische Einordnung
Die Pegel der Bäche im Schadengebiet werden an der Wigger in Zofingen, an der Uerke in Holziken, am Köllikerbach in Kölliken sowie an der Suhre in Unterentfelden und Suhr gemessen. Die Wigger in Zofingen war vom Ereignis nicht betroffen.
Die Stationen am Köllikerbach und an der Suhre haben ein Ereignis in der Grössenordnung einer 5- bis 10-jährlichen Wiederkehrperiode registriert. An der Uerke bei Holziken wurde ein Pegel von 1.80 m registriert. Nachrechnungen haben ergeben, dass am gemessenen Pegel circa 25 m3/s durchgeflossen sind. Oberhalb des Pegels ist die Uerke über die Ufer getreten und zurückgestaut worden. Erste Abschätzungen mit Überflutungsmodellierungen lassen vermuten, dass der Spitzenabfluss zwischen 10 und 15 m3/s grösser war als am Pegel gemessen wurde.
Mit einer geschätzten Hochwasserspitze von 35 – 40 m3/s liegen die Abflüsse der Uerke vom 8. Juli 2017 klar über dem heutigen Wert für ein 100-jährliches Hochwasserereignis. Auch in Zofingen deuten die Schadenbilder darauf hin, dass die Grösse eines 100-jährlichen Hochwasserereignisses erreicht oder überschritten worden ist.
5. Ereignismanagement
Das Hochwassermanagement Aargau koordiniert die Programme und Massnahmen der Akteure von Kanton und Gemeinden. Das Ereignis vom 8. Juli 2017 hat gezeigt, dass das Konzept Hochwassermanagement Aargau mit den Elementen a) Hochwasser-Vorsorge, b) Wasserbau, c) Elementarschaden-Versicherung und d) Hochwasserabwehr funktioniert sowie dass die Zusammenarbeit aller Beteiligten besonnen, zielorientiert und pragmatisch erfolgte.
6. Erste Gesamtbeurteilung
Die rund dreistündigen Niederschläge im Raum Zofingen / Uerketal führten zu Hochwasser in den lokalen Bächen, intensiven Oberflächenabflüssen und überlasteten Kanalisationsleitungen mit Rückstau in Gebäude. Diese drei Ursachen führten in der Kombination zu den grossen Überflutungsflächen.
Das Hauptgewässer Wigger in Zofingen war von diesem Ereignis nicht betroffen. Es zeigte nur einen minimen Pegelanstieg und verursachte keine Überflutungen.
Mit der Gefahrenkarte Hochwasser besitzt der Kanton Aargau ein gutes Instrument zur Beurteilung der Hochwassergefährdung. Die Gefahrenkarte macht jedoch keine Aussagen zu Oberflächenabfluss und Kanalisationsrückstau. Keine Einfärbung auf der Gefahrenkarte bedeutet nicht, dass für das betreffende Gebiet keine Gefahr besteht, sondern dass zum Zeitpunkt der Erstellung der Gefahrenkarte keine Gefährdung bekannt war.
7. Weiteres Vorgehen
Die Ereignisanalyse wird fortgeführt und abgeschlossen. Anschliessend wird zusammen mit den betroffenen Gemeinden festgelegt, mit welchen Massnahmen zukünftigen Ereignissen vorgebeugt werden kann. Insbesondere in Uerkheim ist die Situation genau zu analysieren, damit ein neues Projekt auf guten Grundlagen aufgebaut werden kann.
8. Fazit
- Es war ein aussergewöhnliches Ereignis mit sich überlagernden Auslösern: Starkregenereignis, das zu überlasteten Gerinnen, starkem Oberflächenabfluss und Rückstau in den Kanalisationen führte.
- Sofortmassnahmen zur Verhinderung weiterer Schäden sind zusammen mit den Gemeinden unmittelbar nach dem Ereignis eingeleitet worden.
- Dank der guten Zusammenarbeit der betroffenen Organe konnten die Behinderungen an Verkehrsinfrastrukturen (Strasse, Schiene) schnell bewältigt werden.
- Das Ereignis wird sorgfältig analysiert, um die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Die Gefahrenkarte Hochwasser wird gegebenenfalls angepasst.
- Mit der Gefahrenkarte und dem integralen Hochwassermanagement verfügt der Kanton Aargau über eine gute Grundlage und die richtigen Instrumente.
- Das Baubewilligungsverfahren braucht in Bezug auf die Hochwassergefährdung nicht verschärft zu werden.
- Extremereignisse werden als Folge des Klimawandels in Zukunft häufiger auftreten.
Dokumente
Faktenblatt zum Ereignis vom 8. Juli 2017 (PDF, 36 KB)
Ereigniskataster mit betroffenen Gebäuden (PDF, 2,5 MB)