Gute Noten für den Aargauer Wald: Ergebnisse der zweiten Bevölkerungsumfrage im Kanton Aargau
Die zweite Bevölkerungsumfrage zum Aargauer Wald bestätigt frühere Erhebungen: Der Wald als Raum für Erholung und für Freizeitaktivitäten geniesst bei der Bevölkerung einen hohen Stellenwert und ist Garant für eine hohe Lebensqualität. Intakte Erholungs- und Freizeiträume machen den Aargau als Wohnkanton attraktiv und stellen damit einen wichtigen Standortfaktor dar.
Der Aargauer Wald ist für seine Bevölkerung mit all seinen Funktionen von grosser Bedeutung: Er lädt ein zur Erholung, gestaltet die Landschaft, produziert Holz, bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen und schützt vor Naturgefahren. Eine 2020 von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) durchgeführte Bevölkerungsumfrage beleuchtet das Verhältnis der Menschen zu ihrem Wald. Dieses sogenannte "Waldmonitoring soziokulturell (WaMos3) wurde für den Kanton Aargau nach 2010 zum ersten Mal wiederholt und zeigt nun auch Veränderungen in der Zeit. Es erlaubt daneben auch Vergleiche mit der Bevölkerung aus der gesamten Schweiz.
Wald gefällt
Die Aargauerinnen und Aargauer sind ihrem Wald gegenüber äusserst positiv eingestellt. Sie messen ihm aus vielen Gründen hohe Bedeutung zu, an erster Stelle, weil er Lebensraum ist für Tiere und Pflanzen. An zweiter und dritter Stelle folgen die Sauerstoffproduktion und der Schutz vor Naturgefahren. Ebenfalls hohe Werte erreichen der Beitrag zum Klimaschutz (CO₂-Speicherung), die Holzproduktion und der Temperaturausgleich während Hitzeperioden. Der Wald gefällt und macht zufrieden: 94 Prozent der Befragten aus dem Kanton Aargau gefällt ihr meistbesuchter Wald entweder sehr oder eher gut, 93 Prozent sind mit ihrem Waldaufenthalt absolut oder eher zufrieden. Dieser positiven Einstellung steht eine wachsende Besorgnis über den Zustand des Waldes gegenüber.
Die finanziellen Beiträge des Kantons zur Sicherung der Waldleistungen geniessen ebenfalls breite Unterstützung. Zudem fühlt sich Bevölkerung des Kantons Aargau zum Thema Wald mehrheitlich gut oder eher gut informiert.
Wald soll erhalten bleiben
Mit 92 Prozent spricht sich die Aargauer Bevölkerung überaus deutlich für die Beibehaltung des geltenden Rodungsverbots aus. Die Unterstützung ist im Kanton Aargau mit seinem hohen Bedarf nach Siedlungsfläche praktisch gleich hoch wie in der ganzen Schweiz, was zum Ausdruck bringt, dass dem Siedlungsdruck nicht auf Kosten des Walds nachgegeben werden soll. Gut 80 Prozent der Aargauerinnen und Aargauer finden es zudem richtig, als Ersatz für ausnahmsweise bewilligte Rodungen in der Nähe eine gleich grosse Waldfläche zu pflanzen. Nur 18 Prozent sprechen sich für eine Lockerung aus, die auch andere Ersatzmassnahmen für den Natur- und Umweltschutz erlauben würde.
Insgesamt hat knapp die Hälfte der Befragten im von ihnen meist besuchten Wald Veränderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel bemerkt. Die Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel finden Unterstützung – so etwa die Förderung und Neupflanzung von Baumarten, die an das zukünftige Klima angepasst sind oder das Fällen kranker Bäume.
Wald tut gut
Die Wälder sind im Kanton Aargau für die Bevölkerung schnell erreichbar. Die Aargauerinnen und Aargauer nennen am häufigsten die gute Luft, Naturerlebnisse und das Interesse an der eigenen Gesundheit als Motiv für ihre Waldbesuche. Am meisten zieht es die Befragten in den Wald, um dort zu spazieren oder zu wandern, um die Natur zu beobachten oder um einfach zu verweilen. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage aus dem Aargau ist mit 93 Prozent eher oder absolut zufrieden mit ihren Waldbesuchen. Gegenüber 2010 ist der Anteil der Zufriedenen sogar noch gestiegen und liegt 5 Prozent höher als in der ganzen Schweiz. Sechs von sieben Aargauerinnen oder Aargauern fühlen sich nach einem Waldbesuch denn auch viel oder etwas entspannter als vorher.
Mit 59 Prozent fühlt sich die Mehrheit der Waldbesucherinnen und Waldbesucher aus dem Kanton Aargau nicht durch andere Erholungssuchende gestört. Allerdings ist dieser Anteil seit 2010 deutlich geschrumpft: Damals waren es noch 76 Prozent. Am häufigsten fühlen sich die Aargauerinnen und Aargauer mit je rund einem Drittel aller Befragten durch Abfall und Vandalismus gestört, gefolgt von Bikes und Mountainbikes mit Elektrounterstützung, von normalen Mountainbikes und von Festen oder Partys mit je rund einem Viertel der Antwortenden. Weitere häufige Störungsursachen sind Radfahren, Hundeausführen und Reiten.
Naturlehrpfade, Feuerstellen und Bänke sind die beliebtesten Erholungseinrichtungen der Aargauer Wälder, gefolgt von Waldhütten und Unterständen. 83 Prozent der Befragten sind zufrieden mit der Menge der Erholungseinrichtungen im von ihnen meistbesuchten Wald.
Wald wird gut bewirtschaftet
Die Aargauerinnen und Aargauer sind mit der Pflege und Holznutzung des Waldes zufrieden. Werden im Wald Bäume gefällt und dabei Wege gesperrt, bewerten vier von fünf Personen aus dem Kanton Aargau dies neutral oder positiv. Auch das Liegenlassen geschlagener Äste und Stämme ist für drei Viertel der Befragten nicht störend. Knapp zwei Drittel der Aargauerinnen und Aargauer finden, dass in der Schweiz gerade die richtige Menge Holz geerntet wird.
Knapp drei Viertel der Aargauerinnen und Aargauer befürworten es, umgestürzte oder tote Bäume generell zu räumen. Ein Viertel findet es ausreichend, wenn die Räumung sich auf Wege beschränkt, und nur ein Prozent ist dafür, überhaupt nichts zu tun.
Vier von fünf Aargauerinnen oder Aargauern befürworten es, wenn Restholz aus Sägereien zur Energieversorgung verbrannt wird. Ähnlich hoch ist die Unterstützung der energetischen Nutzung nicht anders verwertbarer Holzernteresten. Beim Kauf von Holzprodukten legen am meisten Aargauerinnen und Aargauer Wert auf eine umweltverträgliche Produktion, gefolgt von der sozial fairen Herstellung, der Herkunft aus der Schweiz, dem schönen Aussehen und – zuletzt – dem günstigen Preis.
Wald ist überlebenswichtig
Die Bevölkerung des Kantons Aargau misst der Lebensraumfunktion des Waldes höchste Bedeutung zu. Gleichzeitig gehen 79 Prozent der Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer davon aus, dass die Zahl der Tier- und Pflanzenarten im Schweizer Wald in den letzten 20 Jahren abgenommen hat. Im Vergleich zu 2010 ist die Besorgnis stark gestiegen. Unter den Bedrohungsursachen der Biodiversität nennen die Aargauerinnen und Aargauer mit einem Drittel der Antworten am häufigsten den Klimawandel. Danach folgen eingeschleppte Pflanzen, Tiere und andere Schadorganismen, die Ausdehnung von Siedlungen und die allgemeine Umweltverschmutzung durch Luftschadstoffe.
Gut zwei Drittel der Aargauerinnen und Aargauer befürworten Waldreservate, in denen kein Holz geschlagen wird. Die Mehrheit der Befragten befürwortet zudem, dass bestimmte Gebiete zugunsten der Wildtiere strengen Schutz geniessen, und dass Wildtiere vor Störungen durch Freizeitaktivtäten bewahrt werden. Eine Mehrheit ist dafür, dass Grosssäuger in der Schweiz leben. Am grössten ist die Akzeptanz des Luchses, gefolgt von Wolf, Wildschwein und Bär.
Viele Tiere, Pflanzen und Pilze benötigen in ihrem Lebensraum tote Bäume oder am Boden liegende morsche Äste und Stämme. Den Aargauerinnen und Aargauern gefallen solche totholzreichen Wälder mehrheitlich. Im Kanton Aargau wird Totholz etwas positiver bewertet als im gesamtschweizerischen Durchschnitt.