Kühlwirkung des Waldes
An heissen Tagen ist es im Wald deutlich kühler als im Offenland oder im Siedlungsraum. Die Häufigkeit und Intensität von Hitzeperioden steigt zunehmend und die Kühlwirkung des Waldes gewinnt damit an Bedeutung. Um die Kühlwirkung des Waldes besser zu verstehen, hat die Abteilung Wald eine Studie in Auftrag gegeben.
Unterschiedliche Kühlwirkung bei Tag und in der Nacht
Die Resultate dieser Studie im Rahmen des Entwicklungsschwerpunkts Klima zeigen, dass für die Kühlwirkung des Waldes am Tag und in der Nacht andere Prozesse verantwortlich sind.
Wald als kühler Erholungsort am Tag
Warum es im Wald kühler ist als auf dem Offenland wissen wir intuitiv eigentlich alle: Schatten. Die direkte Sonnenstrahlung trifft nicht auf den Waldboden, sondern auf die Oberfläche der Baumkronen, welche sich daraufhin erwärmt. Je dichter das Kronendach, desto weniger Sonnenstrahlung dringt überhaupt erst bis zum Waldboden und dadurch kann sich die Luft im Wald weniger erwärmen als im Offenland.
Zudem wird von den aufgeheizten Baumkronen Energie in Form von Wärme an die Luftschicht darüber abgegeben. Gleichzeitig fliesst Energie in die Verdunstung von Wasser aus den Blättern. Dies führt dazu, dass sich die Luft im Wald weniger erwärmt.
Diese Kombination aus Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung und tieferer Temperatur bereitet uns eine angenehme Abkühlung und zeichnet den Wald als unentbehrlichen Erholungsort aus.
Nächtliche Kaltluftproduktion
In der Nacht entsteht über unbebauten Flächen kalte Luft. Somit trägt auch der Wald zu dieser sogenannten Kaltluftproduktion bei.
Eine Oberfläche kühlt durch die Abstrahlung von Wärme in der Nacht ab und entzieht der Luft darüber Wärme. Dabei bildet sich direkt über der Oberfläche eine Schicht aus kalter Luft.
Während die Kaltluft über dem Offenland direkt über dem Erdboden entsteht, bildet sie sich in Wäldern bereits weiter oben in der Baumkrone und sickert von dort in den Stammraum hinunter. Weil sich die Kaltluft beim Absinken aus den Baumkronen mit der etwas wärmeren Luft im Stammraum vermengt, ist die schlussendlich bodennahe Kaltluft im Wald wärmer als jene über dem Offenland.
Im Gegensatz zum Offenland sorgt das windgeschützte Mikroklima im Wald für häufigere Kaltluftproduktion, da diese dort auch in nicht windstillen Nächten stattfindet.
Siedlungen am Hangfuss profitieren
Während die Luft, welche in der Nacht über dem Offenland entsteht, kühler ist als über bewaldeten Flächen, wird im Wald in der Nacht hingegen mehr Kaltluft produziert. Dabei spielt die Art der Bewirtschaftung der Waldfläche nur eine untergeordnete Rolle.
Ist ein Gefälle vorhanden, fliesst die bodennahe Kaltluft ab. Im Wald findet dies aufgrund der Baumstämme und dem Unterwuchs weniger rasch statt als im Offenland. Insbesondere Siedlungen am Hangfuss können von der einströmenden Kaltluft profitieren.
Hauptrolle des Waldes
Damit der Mensch von der nächtlichen Kaltluftproduktion profitieren kann, muss ein Abfluss hin zu und in die Siedlungen stattfinden. Der Wald kann dabei helfen, über dem Offenland entstandene Kaltluft in Richtung der Siedlungen zu lenken.
Während Hitzeperioden spielt der Wald zudem eine entscheidende Rolle als kühler Erholungsraum am Tag. Aufgrund der strengen Waldgesetzgebung wird der Boden, auf welchem heute Wald wächst, auch in Zukunft nicht versiegelt. Mit dem Anstieg der Temperaturen und des Siedlungsdrucks gewinnt die Erhaltung des Waldes weiter an Bedeutung.