"Mer cha nid nume produziere"
Im Mundart-Gedicht "Wäge de Oekologie" reflektiert der Landwirt und Schriftsteller Friedrich Walti (1933-2011) aus Dürrenäsch über die Pflege seiner Labiola-Flächen.
Friedrich Waltis Werk zeugt von tiefer Verbundenheit mit der Natur und der ländlichen Lebensweise. Wir danken dem Sohn des Autors, Friedrich Walti jun., dass er uns diesen feinsinnigen Text zur Verfügung gestellt hat.
Wäge der Oekologie
S'isch nid verbotte gschyter z'wärde,
mer händ keis Paradies uf Aerde,
doch sette mer, mer dänkt nid dra
zu euser Landschaft sörger ha.
Mer wüsse drum jo grad als Buur
s'isch Zyt, dass mer au der Natur
en Chance gähnd zum sich z'entfalte,
und do dermit mängs schöner gstalte.
Oeb Hecke oder Hochstammböim,
es sind nid eifach nume Tröim.
Mer gseht wie's wachst, mer freut sich dra,
luegt als mit andre Auge a.
Dänk a die schöne Bluemewiese,
derwäge müend de Blösch und d'Lise
doch ganz bestimmt kei Hunger lyde,
s'het no gnue früsches Gras zum Schnyde.
Mi Brache isch ei Bluemegarte,
s'het Pflänzli drinn vo allne Arte.
D'Wägwarte wachse drüberue -
brönnt d'Sonne heiss tüends d'Aeugli zue.
Und nach em nächschte Morgetau
isch s'Fäld denn traumhaft himmelblau.
Derzwüsche lüchtet's gäl und wyss,
au rot, es isch eis Paradys.
Zwöi Häsli händ sich drinn versteckt.
Es het si no kei Hund verschreckt.
D'Aeschthüüffe sind en Sach für sich
und teilne göhnd si gäge Strich,
doch so mängs Tierli brucht die Hüüffe
als Underschlupf zum drunder schlüüffe.
Wenn eine meint, s'chömm alls vergäbe,
mer heig emänt es Herreläbe
und wärd no zahlt für s'nüte tue,
so hät dä s'Muul au gschyter zue.
S'brucht alls si Pfleg, muesch Uchrut jätte.
Und wotsch für bessri Zyte bätte
für eus und euse Buurestand,
so müend mer alli Hand in Hand
Verständnis ha und au kapiere:
Mer cha nid nume produziere
und i de grosse Gänge schalte.
S'brucht beides; s'Gas gäh und s'Erhalte.
Und wenn's au nonig allne klar isch,
s'goht nume wenn mer solidarisch
enand ergänze und verstöhnd
und so i eusi Zuekunft göhnd!
Friedrich Walti