INV-TEG901 Reformierte Pfarrkirche (= TEG839.001), 1662-1664 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-TEG901
Signatur Archivplan:TEG901
Titel:Reformierte Pfarrkirche (= TEG839.001)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Tegerfelden
Adresse:Dorfstrasse
Versicherungs-Nr.:26
Parzellen-Nr.:466
Koordinate E:2664046
Koordinate N:1267714
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2664046&y=1267714

Chronologie

Entstehungszeitraum:1662 - 1664
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)

Dokumentation

Würdigung:Die reformierte Pfarrkirche wurde zwischen 1662 und 1664 anstelle eines kleineren, damals von beiden Konfessionen benutzten Vorgängerbaus neu gebaut. 1795 erfuhr das Gotteshaus eine ostseitige Verlängerung und erhielt seinen bestehenden mächtigen Chorturm. Im Rahmen einer Renovation von 1958 wurde die klassizistische Innenausstattung entfernt und das Innere vollständig modernisiert. Als chorloser rechteckiger Predigersaal ist das Tegerfelder Gotteshaus typologisch mit den gleichaltrigen Saalkirchen von Gränichen (Denkmalschutzobjekt GRA002), Birr (Denkmalschutzobjekt BIR003) und Lenzburg (Denkmalschutzobjekt LEN003) verwandt. Zur Ausstattung gehören fünf Kabinettscheiben, welche beim Bau der Kirche gestiftet wurden (Denkmalschutzobjekt TEG002). Am südlichen Dorfeingang von Tegerfelden gelegen, nimmt der mächtige Baukörper eine beherrschende Stellung im Ortsbild ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Am Standort der heutigen reformierten Kirche diente seit dem Einzug der Reformation ein kleines Gotteshaus beiden Konfessionen zur Ausübung ihres Glaubens. Grabungen von 1956 haben gezeigt, dass dieser Vorgängerbau eine gotische Kirche mit polygonalem Chor gewesen ist [1]. Nach der Weihe der neu erbauten Kirche von Unterendingen (1661) trat auch in Tegerfelden der Wunsch nach einer neuen Kirche auf, zumal der bauliche Zustand des alten Gebäudes schlecht war. Am 6. April 1662 erfolgte die Grundsteinlegung für eine reformierte Kirche und Ende Jahr war das Gebäude bis zum Dach aufgeführt. Eine von den katholischen Ständen durchgesetzte Baueinstellung wurde im Laufe des folgenden Jahres wieder aufgehoben, worauf der Kirchenbau zu Ende geführt und am 27. März 1664 feierlich eingeweiht werden konnte [2]. Verantwortlich für die Bauarbeiten war Rudolf Spiess, Zimmermeister von Brugg [3], während Jakob Meier von Nerach als Maurermeister tätig war [4]. Jakob Steigmeier von Brugg stellte zusammen mit Andreas Baumgartner von Weiach die geschnitzten Chorstühle her.
1795 erhielt Maurermeister Johannes Wohlfahrt von Niederglatt den Auftrag, die zu klein gewordene Kirche um acht bis neun Schuh zu verlängern "und statt des bisher hölzernen einen um fünf Schuh erhöhten Steinernen Turm zu erstellen". Es wurden eine Erweiterung des Dachstuhls nach Osten sowie erhebliche Reparaturen vorgenommen. Die Kosten samt Glocken und Turmumbau betrugen 4125 Gulden. Der Stand Zürich, der die Kollatur in Tegerfelden ausübte, trug zum Umbau 1000 Gulden und 14 Zentner Metall für die neu zu giessenden Glocken bei, welche von Johann Füssli aus Zürich angefertigt wurden.
Die Orte Zürich, Bern, Glarus, Brugg und Regensberg schenkten der Gemeinde zum Bau der Kirche einige Wappenscheiben (Denkmalschutzobjekt TEG002). 1868/69 beauftragte der Kanton als Besitzer des Kirchenchors den Glasmaler Wehrli, zusätzliche Fenster einzusetzen. Wehrli schuf die Wappenmalereien der Tegerfelder Familien Deppeler und Hauenstein, das Aargauer Wappen (gestiftet von alt Grossrat und Kirchenpfleger Johann Hauenstein von Unterendingen) sowie zwei Christusdarstellungen im Chor (Christus mit Brot und Wein; der Auferstandene).
1958 wurde unter Leitung von Architekt Walter Hunziker aus Brugg das gesamte Kircheninnere erneuert. 1998 fand am Gebäude und Turm eine umfassende Aussenrenovation statt, wobei zusätzlich der Dachstuhl verstärkt und ein neuer Boden verlegt wurde [5]. 2011 erfolgte unter tatkräftiger Mitwirkung der Bevölkerung eine neuerliche Innenrenovation des Gotteshauses.
Beschreibung:Die geostete, quer zum Tal gestellte Saalkirche ist ein Mauerbau mit axial im Osten angefügtem massivem Turm. Das Schiff trägt ein leicht geknicktes Steildach und zählt an den Traufseiten fünf masswerklose Spitzbogenlichter. Der Turm weist einen quadratischen Unterbau mit profiliertem Kranzgesims auf. Die Ecken des ebenfalls quadratischen, leicht zurückversetzten und mit einem pyramidenförmigen Helmaufsatz versehenen Oberbaus sind abgeschrägt. Ins Kircheninnere gelangt man durch einen rundbogigen Eingang an der Westseite, der von einem jüngeren Pultdach geschützt und von Rundfenstern flankiert wird. Im oberen Bereich dieser Front ist ein weiteres Rundlicht eingelassen. Vor der Renovation von 1958, bei der die gesamte Innenausstattung weichen musste, schmückte ein schlichter Säulenportikus mit Walmdach und darüber liegendem spitzbogigem Fenster die Eingangsfront (vgl. historische Aufnahmen Bilddokumentation).
Der Innenraum gestaltet sich als einschiffiger Saal, der in einen um eine Stufe erhöhten Chor ausläuft. Bis zur Renovation von 1958 hatte der Saal sein klassizistisches Interieur von 1795 bewahrt. In einer Nische der Chorostwand stand ein neugotischer Orgelprospekt. An der nördlichen Kirchenschiffwand befanden sich eine Kanzel mit darunter liegendem Taufstein in reinem Empirestil. Ein neugotischer Taufstein nahm die Mitte des u-förmig angeordneten Chorgestühls ein. Die Empore auf der Westseite wurde von zwei zentral platzierten Säulen gestützt. Ihre Brüstung schmückten zwei grosse Girlanden und ein zentraler Stern. Die Kirchenschiffwände erhielten durch aufgemalte Pilaster und Rahmungen eine harmonische Gliederung. Die Decke wies ein stuckiertes Randprofil und Mittelmedaillons auf. Der Boden war mit zweifarbigen Zementplatten ausgelegt. Ein radförmiger Hängeleuchter mit aufgesetzten Türmchen beleuchtete den Raum am Übergang zwischen Chor und Kirchenschiff (vgl. historische Aufnahmen Bilddokumentation). Das Dachgebälk, eine Hängekonstruktion mit liegendem Stuhl, ist weitgehend noch im Originalzustand erhalten.
Anlässlich der Renovation von 1958 hat man an der östlichen Abschlusswand eine spitzbogige, mit roten Ziegelsteinen zugemauerte Nische freigelegt (ursprüngliche Funktion nicht bekannt). 1967 wurden darin vier gusseiserne Evangelistenfiguren von Peter Hächler aufgehängt. An der Westseite trennte man einen Vorraum als Foyer mit Taufstein vom Kirchenschiff ab und schuf eine neue Empore mit Orgel. Kanzel, Altartisch, Empore und Orgel sind genauso wie die Flachdecke und die in Firstrichtung angeordnete Bestuhlung aus hellem Nadelholz gearbeitet, während der Boden mit Tonplatten belegt ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Tegerfelden 4320-02.
Anmerkungen:[1] Mitteilung über die Grabung in der reformierten Kirche von Tegerfelden von Dr. Bosch im Aargauischen Heimatverband 1956.
[2] Zur Baugeschichte vgl. Füllemann 1990, S.153-163.
[3] Rudolf Spiess, der später wie sein Vater das Amt des städtischen Werkmeisters innehatte, wirkte auch andernorts mit: 1639 Umbau der ehemaligen Lateinschule in Brugg (Stettler/Maurer 1953, S. 293), 1642-50 Schloss Kasteln (Stettler/Maurer 1953, S. 372), Bau der Pfarrkirche von Gränichen 1661-63 nach Plänen des bernischen Werkmeisters Abraham Dünz (Stettler 1948, S.148-149, Abb. 112).
[4] Eventuell ist er mit jenem Jakob Meyer identisch, der 1680 beim Umbau eines von der Stadt Brugg erworbenen Doppelhauses mitwirkte (Stettler/Maurer 1953, S.311, Anm. 2).
[5] Vgl. Füllemann 1990, S.153-163.
Literatur:- Karl Füllemann, Chronik der Gemeinde Tegerfelden, Tegerfelden 1990.
- Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953.
- Michael Stettler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen, Basel 1948.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=116211
 

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