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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kleinbauernhaus, Taglöhnerhaus |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2013 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Aus dem 17./18. Jahrhundert stammendes ehemaliges Strohdachhaus kleinbäuerlicher Prägung. Das charakteristisch abgewalmte Gebäude hat nebst seiner äusseren Form und inneren Raumstruktur wesentliche Teile des konstruktiven Aufbaus, insbesondere auch die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion bewahrt. Eine geringfügige Erweiterung des Wohnteils, verbunden mit dem Ersatz der ehemaligen hölzernen Aussenwände durch Backsteinmauerwerk, könnte mit der im frühen 20. Jahrhundert verbreiteten Heimarbeit in Verbindung stehen, mit der die kärglichen Einkünfte aus der Landwirtschaft aufgebessert wurden. Als einem der letzten Vertreter der in Unterentfelden traditionell verbreiteten Strohdachhäuser kommt dem Gebäude ein erheblicher bau- und sozialgeschichtlicher Zeugenwert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Kleinbauernhaus an der Eppenbergstrasse war früher Teil einer locker angeordneten historischen Häuserzeile, welche sich westlich der alten Dorfkerne von Unter- und Oberentfelden und der umgebenden Wässermatten den Waldrand entlang zog. Auf der Michaeliskarte um 1840 ist diese perlschnurartige Bebauung im "Wallenland" und "Am Holtz" noch schön ersichtlich, in der Folge wurden die alten Siedlungsstrukturen durch die flächig sich ausbreitende Neubautätigkeit weitgehend verwischt [1]. Den rauchgeschwärzten Bohlenwänden und der Hochstud-Dachkonstruktion nach zu schliessen, dürfte das Haus aus dem 17./18. Jh. stammen. Der Brandkatastereintrag von 1875 weist es als "Wohnhaus mit Scheune, von Holz, mit 6/7 Strohdach und 1/7 Ziegeldach, aus. Eigentümer waren Elisa und Rosa Staufer, die Töchter des Viehhändlers Joseph Staufer [2]. Später gelangte die Liegenschaft in die Hände von Johannes Dätwyler. 1921 erfolgte der Wechsel von Stroh- auf Ziegelbedachung, und vermutlich zur gleichen Zeit hat man den Wohnteil geringfügig verlängert und die ursprünglichen hölzernen Aussenwände durch Backsteinmauerwerk ersetzt. Das ehemalige Kleinbauernhaus steht schon seit einiger Zeit leer und ist stark renovationsbedürftig. |
Beschreibung: | Das charakteristisch abgewalmte Haus ist in West-Ost-Ausrichtung traufständig an die Eppenbergerstrasse gestellt. Ursprünglich dürfte es sich um einen etwas kürzeren Baukörper mit Wohnteil, Tenn und Stall gehandelt haben (Mittertennhaus), später wurde dieser westseitig um ein Futtertenn erweitert und mit einer massiven Stirnmauer samt Halbwalm abgeschlossen. Im Heuraum ist die Bauphase mit dem rauchgeschwärzten Dachgerüst des Kernbaus mit der jüngeren Fortsetzung deutlich zu erkennen. Beim Kernbau handelt sich um eine für Strohdachhäuser typische Hochstudkonstruktion mit Firstständern ("Hochstüden"), Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und längsversteifender Windstrebe. Die hier vorliegende Konstellation mit nur zwei Hochstüden – der eine zwischen Wohnteil und Tenn durchlaufend, der andere über dem Wohnteil abgefangen – ist beispielhaft für die engen Wohnverhältnisse der kleinbäuerlichen Bevölkerung. Wie aus der Baugeschichte herauszulesen ist, dürfte das Haus mit Ausnahme der scheunenseitigen Stirnmauer bis ins frühe 20. Jh. vollumfänglich aus Holz bestanden haben. Von der ursprünglichen Bohlenständerkonstruktion erhalten geblieben sind die Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn sowie die roh belassenen Binnenwände im Gadengeschoss. Hier ist denn auch eine zweite, bau- und sozialgeschichtlich interessante Hauserweiterung im Bereich des Wohnteils beispielhaft nahvollziehbar. Das alte, rauchgeschwärzte Ständergerüst mit verblatteten Kopfhölzern endet ungefähr 1 Meter vor der heutigen Stirnwand. Diese wie auch die Traufseiten sind mit Backsteinen vermutlich aus dem frühen 20. Jh. aufgemauert. Es ist davon auszugehen, dass der Wohnteil 1921, im Zusammenhang mit der Umdeckung von Stroh auf Ziegelbelag, um gut einen Meter verlängert, neu mit Backsteinen aufgemauert und mit grösseren Fensteröffnungen versehen wurde. Die Beweggründe für diesen recht aufwändigen Eingriff sind nicht abschliessend geklärt, doch ist ein Zusammenhang mit einer gewerblichen Nutzung wahrscheinlich. Der herkömmliche vierteilige Wohnungsgrundriss mit Küche und Kammer auf der nördlichen Strassenseite sowie Stube und Nebenstube im südlichen, rückwärtigen Bereich wurde bei der Hauserweiterung beibehalten. Beim schlichten Wand- und Deckentäfer wie auch der vierteiligen Füllungstür dürfte es sich um Ausstattungselemente des späteren 19. Jh. handeln. Demgegenüber ist der auf gedrechselten Balusterfüssen stehende grüne Kachelofen mit einfachem Fries im Sockelbereich und am Gesims der Umbauphase von 1921 zuzuschreiben. Bemerkenswert ist das mit Sonne, Vogel- und Blattmotiven hübsch gestaltete Ofentürchen an der seitlich anschliessenden Sitzkunst. Am Scheunentrakt erwähnenswert sind die beiden holzgenagelten Tenntore, welche noch aus der Bauzeit des Hauses stammen könnten. |
Anmerkungen: | [1] Drei kleinbäuerlich geprägte Häuser im "Wallenland" sind noch im Bauinventar der Gemeinde Oberentfelden aufgeführt (OFE919, OFE920, OFE921). [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0030: Brandkataster Gemeinde Unterentfelden. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Unterentfelden 203 b1/7. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=119836 |
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