INV-REI919 Zigarrenfabrik "Hediger & Cie.", 1894-1895 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-REI919
Signatur Archivplan:REI919
Titel:Zigarrenfabrik "Hediger & Cie."
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2011)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Reinach (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Alzbach
Adresse:Alzbachstrasse 33
Versicherungs-Nr.:178
Parzellen-Nr.:1711
Koordinate E:2655648
Koordinate N:1234234
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655648&y=1234234

Chronologie

Entstehungszeitraum:1894 - 1895
Grundlage Datierung:Brandkataster; Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Würdigung:Das 1894-95 für die Zigarrenfabrik „Hediger & Cie.“ erstellte Produktions- und Magazingebäude ist ein gut proportionierter spätklassizistischer Zweckbau von eindrücklicher Fernwirkung. Es fügt sich in Firsthöhe und Quergiebeln geschickt in den Rhythmus der älteren Wohn- und Gewerbebauten des Alzbachs ein, mit welchen es ein industriegeschichtlich bedeutendes Ensemble bildet (vgl. Bauinventarobjekt REI917). Der bis auf wenige An- und Umbauten im ursprünglichen Zustand erhaltene Bau birgt im Innern grosszügige, gut belichtete Hallen und eine intakte Stützenkonstruktion aus gusseisernen Säulen und Unterzügen. Dem zeilenförmigen Baukörper kommt darüber hinaus eine erhebliche ortsbauliche Qualität als Trennriegel zwischen der im Norden angesiedelten Industrie und dem südlich angrenzenden Wohngebiet zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde das "Fabrikgebäude von Stein, Rieg und Holz" 1894 durch die Firma "Hediger & Cie." errichtet. Eine Passerelle verband es von Anfang an mit dem östlich benachbarten Wohn- und Färbereigebäude der Gebrüder Gautschi, in welchem Rudolf Hediger-Strössler zusammen mit Samuel Erismann 1889 die Zigarrenfabrik gegründet hatte. Das neue, zur Erweiterung des Betriebs errichtete Gebäude verfügte über drei Keller mit Eisenbalken und war mit einer Warmwasserheizung ausgestattet. Hier befanden sich auch die Anlagen zur Wässerung des Tabaks. In den grossen Hallen der beiden Hauptgeschosse waren das Tabaklager, die Zigarrenproduktion und die Spedition untergebracht, während die Erzeugnisse auf dem Dachboden getrocknet wurden.
Spätestens 1899 wurde der Verbindungsgang zum älteren Fabrikgebäude von 1835 zweigeschossig geführt [1]. Der abgewalmte Toilettenanbau in der Nordostecke kam vermutlich schon kurze Zeit später hinzu, der Schacht für den Warenlift im fortgeschrittenen 20. Jh. Nach der Einstellung der Produktion durch die "Hediger & Cie" 1971 wurden die Räume von der neuen Eigentümerin, der Firma Villiger Söhne AG in Pfeffikon, bis in die jüngere Zeit als Tabaklager genutzt [2].
Beschreibung:Langgestreckter, traufständiger Fabrikbau mit zwei Hauptgeschossen und geradem Satteldach mit zwei beidseits des Firsts ausgebildeten Zwerchgiebeln. Der südlich der Alzbachstrasse dorfauswärts an die bereits bestehenden Wohn- und Geschäftshäuser der Familien Gautschi und Hediger gereihte Bau ist aufgrund der Strassenführung letzteren gegenüber leicht abgewinkelt, übernimmt optisch jedoch auf der repräsentativeren Gartenseite die Fassadenflucht der Nachbargebäude (vgl. Bauinventarobjekte REI917 und Albzbachstrasse 31).
Der über vierzig Meter lange Baukörper zählt vierzehn Achsen, wobei die Dachaufbauten jeweils drei Achsen einnehmen. Die mit Blockgesims und Falz versehenen Fenstergewände sind aus Zementguss gefertigt. In den beiden Hauptgeschossen sind die hochrechteckigen Fenster auffallend grosszügig dimensioniert. In die Giebelfelder sind unter dem First Zwillingslichter kleineren Formats eingelassen. Gemäss einer Darstellung der Zeit um 1900 waren ursprünglich zwei traufseitige Eingänge zur Strasse vorhanden, die jeweils die Mittelachsen der übergiebelten Partien besetzten. Während sich das Erscheinungsbild der Anlage von Süden her weitgehend intakt präsentiert, weist die strassenseitige Front mit dem Schacht eines Warenlifts sowie einem Toilettenanbau unter Walmdach aus der Zeit um 1900 bauliche Eingriffe auf, welche die ursprüngliche Symmetrie stören. An der westlichen Stirnfront befindet sich ein Balkon für die direkte Anlieferung oder Herausgabe von Waren.
Der bis heute aktuelle Eingang ist in der Mitte der östlichen Giebelseite angelegt. Bis vor wenigen Jahren besass er noch die bauzeitliche Historismus-Tür mit den neubarocken Fenstergittern (siehe Fotodokumentation). Das Treppenhaus, das noch die hölzerne Wangentreppe mit dem gedrechselten Antrittspfosten und ebensolchen Staketen besitzt, ist in der nordöstlichen Gebäudeecke untergebracht. Von den Zwischengeschossen aus sind jeweils die Toilettenräume im Anbau erschlossen. In den Hallen, welche fast die gesamte Geschossfläche einnehmen, werden die weitgespannten Deckenbalkenlagen durch hölzerne Unterzüge (Obergeschoss) bzw. Eisenträger (Erdgeschoss) und zweireihig angeordnete Gusseisensäulen gestützt. Die Räume bewahren weitgehende die bauzeitliche Ausstattung: Fischgratparkette und dreiteilige Fenster mit Kippflügel, wie sie damals für fortschrittliche Arbeitsräume empfohlen wurden. In einer Umbauphase wurden im Erdgeschoss nachträglich drei Büroräume abgetrennt.
Ein direkter Zugang zum Keller, der nur als niedriger Sockel mit querrechteckigen Fensteröffnungen in Erscheinung tritt, ist strassenseitig über eine jüngere Rampe gegeben. Die mit kunstvollen Schnitzereien geschmückte Eichentür muss ursprünglich aus einem anderen Kontext stammen und dürfte einst als Haustür zu einer stattlichen Biedermeier-Villa aus dem frühen 19. Jh. gehört haben.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938. – Steiner 1995, S. 409.
[2] Siehe Kurzinventar von 1996; Steiner 1995, S. 599.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Andreas Steigmeier, Blauer Dunst. Zigarren aus der Schweiz gestern und heute, Baden 2002, S. 42, 53 (Abb.), 56 (Abb.)-57.
- Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995, S. 409, 434 (Abb.).
- Peter Steiner, Reinach. Die Geschichte eines Aargauer Dorfes, Reinach 1964, S. 338.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
- Historische Vereinigung Wynental, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121961
 

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