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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1839 |
Grundlage Datierung: | Gebäudeliste Aargauische Gebäudeversicherung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1924" (über Stalleingang) |
Würdigung: | Markant in einer leichten Kurve der Landstrasse zwischen dem alten Dorfkern und dem Neuhof im Letten stehender bäuerlicher Vielzweckbau, der mit seiner fensterlosen Stirnfront den Strassenraum prägt. Das 1839 erbaute und 1924 mit einem neuen Ökonomietrakt versehene Bauernhaus ist in seinem streng axial gegliederten Wohnteil samt Gewölbekeller und Dachkonstruktion weitgehend erhalten geblieben. Es besticht durch eine intakte Hauptfassade mit Hausteingewänden, achtteilig sprossierten Fenstern und bauzeitlichem Türblatt. Das Innere bewahrt im Gang einen Boden aus grossen Muschelkalkplatten und in der unteren Stube den vermutlich noch zur Originalausstattung gehörenden Kachelofen. Der zeittypische Bau bezeugt als ältestes von drei aufeinander folgenden Bauernhäusern die im 19. Jahrhundert zögerlich einsetzende Bebauung entlang der Strasse nach Brunegg. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Bauernhaus wurde 1839 errichtet. Gemäss Michaeliskarte um 1840 gehört das Gebäude zu den frühesten im Letten erstellten Bauten, wo es nordöstlich der Landstrasse zwischen Dorfkern und Neuhof den allerersten Akzent setzte. Laut Brandkataster war die obere Wohnung 1875 in Besitz von Heinrich Gloor, während die untere Johann Jacob Gloor, Johannesen, gehörte. Beide hatten Anteil am gewölbten Keller, an der Scheune und am Stallanbau. Von Heinrich Gloor, der als Steinhauer tätig war, ging die Liegenschaft 1901 an dessen Sohn Jacob über [1]. Mit der Handänderung 1924 an Jacobs gleichnamigen Sohn, einem Schmied und Landwirt, vervielfachte sich der Versicherungswert von 6'000 auf 20'000 Franken. Dies deutet auf umfangreiche bauliche Massnahmen hin. Dazu gehörte primär sicher die Erneuerung der Scheune, wie die über der Stalltür aufgemalte Jahreszahl "1924" belegt. Im gleichen Zug kam vermutlich der heutige rückwärtige Anbau mit Werkstatt und Stallungen hinzu. |
Beschreibung: | Der mit der fensterlosen Stirnfront zur Pestalozzistrasse orientierte bäuerliche Vielzweckbau eröffnet von Norden her eine Reihe von drei älteren Bauernhäusern, die ab der ersten Hälfte des 19. Jh. zwischen dem Dorfkern und dem Neuhof entlang der Landstrasse erstellt wurden. Das sich in einen gemauerten strassenseitigen Wohnteil und eine nach hinten anschliessende, in Mischbauweise errichtete Scheune gliedernde Mittertennhaus trägt ein gerades Satteldach, das an der südwestlichen Giebelmauer durch seine zeittypisch knappe Bemessung auffällt. Entlang der Nordseite erstrecken sich unter angeschleppten Dächern verschiedene Anbauten: ein nachträglich ummauerter und den rückwärtigen Räumen zugeschlagener ehemaliger Laubenbereich am Wohnteil und eine die ganze Ökonomie und die Hälfte des Wohnteils einnehmende Erweiterung der Scheune mit Werkstatt und Stallungen. Die nach Südosten gerichtete Vorderfront zeigt am zweigeschossig aus verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführten Wohnteil vier Achsen mit Rechtecklichtern und neben dem Tenn gelegenen Hauseingang. Die Fenster bewahren die bauzeitlichen Muschelkalkgewände mit Blockgesimsen, hölzerne Jalousieläden und mehrheitlich noch die alten achtteilig sprossierten Fensterrahmen samt Vorfenstern und Lüftungsflügeln. Der Hauseingang, welcher über eine der Fassade entlang geführte, gemauerte Freitreppe erreichbar ist, zeichnet sich durch eine schmucklose, jedoch aus besonders breiten Hausteinstücken gefertigte Einfassung mit verstärkter Sockelpartie aus. Das originale Türblatt, das mit seiner gemischten Rahmen-Füllungs-Variante am Übergang vom barocken zum klassizistischen Stil steht, besitzt ein verziertes Biedermeier-Türschild. Die Haustür öffnet sich auf einen dem Tenn entlang laufenden Gang mit Treppenhaus im hinteren Bereich. Der Boden ist hier mit grossen Muschelkalkplatten belegt, wie dies sonst eher bei herrschaftlichen Häusern üblich ist. Der Wohnungsgrundriss des ehemals für zwei Parteien konzipierten Hauses ist in beiden Geschossen vierteilig angelegt, mit Stube und Nebenstube bzw. Schlafzimmer nach Südosten und Küche sowie einem weiteren Raum nach Nordwesten. Anstelle des Korridors befindet sich im Obergeschoss eine zusätzliche schmale Kammer. Das als Holzlager genutzte Obergeschoss des Werkstattanbaus ist als Zwischengeschoss vom Treppenhaus aus zugänglich. Geheizt wird nur mit Holz. An historischer Ausstattung hat sich in der unteren Stube ein grün glasierter Kachelofen mit Sitzkunst erhalten, der noch aus der Bauzeit stammen könnte. In der angrenzenden Küche sind noch die alten Eisentürchen für die Einfeuerung sowie eine Räucherkammer vorhanden. Die Räume weisen teilweise Sichtbalkendecken und vierteilige Füllungstüren aus dem ausgehenden 19. Jh. oder der Zeit um 1900 auf. Nebst jüngeren Bodenbelägen sind teilweise auch noch die alten breiten Bodenbretter sichtbar. Das bauzeitliche Dach über dem Wohnteil ist als Sparrenkonstruktion mit stehendem Stuhl und eingezapften Hölzern ausgebildet, während die Scheune von 1924 einen stehenden Stuhl und Rafen aufweist. Unter Stube und Nebenstube ist ein geräumiger Gewölbekeller angelegt, der über einen inneren Treppenabgang vom Flur aus zugänglich ist. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0119: Brandkataster Gemeinde Birr 1899-1937; Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001 Birr, Akten Bezirksamt: Brandkataster 1875. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0119: Brandkataster Gemeinde Birr 1899-1937. - Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001 Birr, Akten Bezirksamt: Brandkataster 1875. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=123599 |
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