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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1801 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Gasthaus, Gasthof |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1630 (Fenstersäule); 1801 (Hauseingang) |
Würdigung: | Der auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus errichtete Gasthof "Bären" ist ein spätbarocker Mauerbau von 1801, dessen ursprüngliches Erscheinungsbild als zweigeschossiger Baukörper mit Steilgiebel durch eine in den 1960er Jahren vorgenommene Aufstockung erheblich verändert wurde. Das Gebäude hat seine schmucke Stichbogenbefensterung und das aufwendig gearbeitete Haustürgewände aus der Entstehungszeit bewahrt. Mit der unmittelbar benachbarten, denkmalgeschützten Mühle samt Mühlescheune (kantonale Denkmalschutzobjekte SEO004, SEO005) bildet es eine kleine, für das Ortsbild wertvolle historische Baugruppe. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Eine im Keller eingemauerte spätgotische Fenstersäule mit Jahreszahl 1630, Wappen und Initialen "I G" könnten auf einen Vorgängerbau verweisen, der vermutlich von Jakob Gruner, dem damaligen Mühlenbesitzer, erstellt wurde [1]. Das kreuzgewölbte Kellergeschoss und möglicherweise auch ein Teil des Mauerwerks dürften noch aus dieser Zeit stammen. Beim bestehenden Baukörper aber dürfte es sich weitgehend um einen Neubau von 1801 handeln, dessen Erstellungsjahr am Türsturz des Hauseingangs dokumentiert ist. Bauherr war Hans Ulrich Urech von Retterswil, in dessen Händen sich damals die Mühle befand. 1819 ging das Tavernenrecht "Zum Bären", welches zuvor auf dem Haus des Untervogts Samuel Lüscher an der Seetalstrasse 61 (Bauinventarobjekt SEO903) gelegen hatte, auf die Liegenschaft an der Unterdorfstrasse über. Historische Fotografien von 1890 und 1946 zeigen das ehemalige Erscheinungsbild des Wohntrakts als zweigeschossiger Mauerbau unter steilem Satteldach (vgl. Fotodokumentation). Auf der früheren Aufnahme ist der westlich anschliessende Scheunentrakt noch mit einem strohgedeckten Walmdach ausgestattet, bei der jüngeren Aufnahme ist dieses durch ein ziegelgedecktes Satteldach ersetzt. Eine sichtliche Veränderung des Gesamtcharakters brachte die nach einem Dachstockbrand in den 1960er Jahren erfolgte Aufstockung des Baukörpers mit einem dritten Geschoss, das nun mit einem geknickten Teilwalmdach abgeschlossen wurde. Nach einem neuerlichen Brand von 1995 fand eine Innenrenovation des Hauses statt. Als jüngster baulicher Eingriff wurde 2006 der alte Scheunenteil abgebrochen und durch einen Neubau mit Wohnnutzung ersetzt. |
Beschreibung: | Der Gasthof "Bären" erhebt sich im Unterdorf als markanter, seit der Aufstockung der 1960er Jahre dreigeschossiger Mauerbau, unmittelbar gegenüber der denkmalgeschützten spätgotischen Mühle mit der Mühlenscheune von 1793 (kantonale Denkmalschutzobjekte SEO004, SEO005). Regelmässig angelegte Stichbogenfenster verleihen dem Gebäude ein spätbarockes Gepräge. Eckpilaster mit profilierten Kapitellen – sie verweisen auf die einstige Höhe des Gebäudes – und glatt gehaltene Gurtgesimse tragen zur Gliederung der grossen Fassadenflächen bei. Die nach Südosten gerichtete Schauseite zählt fünf Fensterachsen, die strassenseitige Giebelfront deren zwei. Die Hausrückseite ist mit einer jüngeren Laube ausgestattet. Westseitig schliesst unter deutlich niedrigerem First der zu Wohnzwecken umgestaltete ehemalige Scheunentrakt an (gehört nicht zum Schutzumfang). Der auf der Südseite gelegene über Hauseingang ist leicht erhöht und über einige Treppenstufen erreichbar. Das Portal besitzt ein aufwendig behauenes Muschelkalkgewände vermutlich aus der Werkstatt des gleichen Steinmetzen, der auch am 1797 erbauten Untervogtshaus an der Seetalstrasse 61 (Bauinventarobjekt SEO903) tätig war. In ähnlicher Machart begleitet eine profilierte Verdachung in geschwungener Form das Stichbogengewände, dessen Schlussstein hier mit einem Mühlrad verziert ist. Die darin eingelassenen Initialen "HVVR" stehen für den Bauherrn Hans Ulrich Urech aus Retterswil. Das original erhaltene Türblatt zeigt eine hübsche rautenförmige Aufdoppelung. In den Wohn- und Gasträumen ist keine originale Ausstattung mehr vorhanden. Bei einem Eckbuffet aus dem frühen 19.Jh. handelt e sich um ein zugekauftes Möbelstück.
Im kreuzgewölbten Keller findet sich als Spolie ein mit Volutenmotiven skulptierter Fensterpfeiler mit der Jahreszahl 1630, dem Wappen Gruner und den Initialen "I G" (= Jakob Gruner). Vom Vorraum betritt man den grossen Gewölbekeller durch ein gefastes Rundbogenportal, welches ebenfalls der Zeit um 1630 zuzurechnen ist. |
Anmerkungen: | [1] Jakob Gruner war der Enkel von Pfarrer Samuel Gruner aus Seengen, welcher 1605 die kurz zuvor erbaute Mühle erworben und sie 1620 an den Enkel weitergegeben hatte. Zur Geschichte der Mühle vgl. Windfelder/Müller/Wyrsch/Lenzin 1992, S. 64; Badertscher 1997, S.46. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Günter Windfelder/Felix Müller/Willi Wyrsch/René Lenzin, Seon – eine Dorfgeschichte, Seon 1992. - Kurt Badertscher, Mühlen am Aabach, in: Lenzburger Neujahrsblätter 1997, S. 24-66. - Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953, S. 212. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126454 |
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