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SAK-OFE002 Oberentfelden, Katholische Pfarrkiche St. Martin, 1970-1971 (Dossier (Spezialinventare))
Signatur: | SAK-OFE002 |
Signatur Archivplan: | SAK-OFE002 |
Titel: | Oberentfelden, Katholische Pfarrkiche St. Martin |
Ansichtsbild: |
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Bezirk: | Aarau |
Gemeinde: | Oberentfelden |
Adresse: | Erlenweg 5 |
Parzellen-Nr.: | 1281 |
Versicherungs-Nr.: | 1408 |
Koordinate N: | 1245730 |
Koordinate E: | 2645777 |
Situationsplan (AGIS): | http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2645777&y=1245730 |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (christkath.) |
Entstehungszeitraum: | 1970 - 1971 |
Autorschaft: | Dolf Schnebli, Agno |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | 1956 wird ein Grundstück für den Kirchenneubau erworben. Nach ersten Überlegungen, eine einfach Fastenopferkirche zu errichten, wird 1967 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem Dolf Schnebli den zweiten Preis und nach der Überarbeitungsphase den Auftrag erhält. Ursprünglich ist geplant, um die Kirche eine Art Amphitheater anzulegen; die Idee wird jedoch aus Kostengründen fallen gelassen. Ebenfalls aus Kostengründen wird die in Beton geplante Decke als Stahltragwerk ausgeführt und das angegliederte Pfarrhaus in der Grösse reduziert [1]. In Schneblis Planung ist von Anfang an der Künstler Pierino Selmoni, Brusion (*1927), einbezogen [2]. 1970 ist Baubeginn, 1971 werden die fünf Glocken in der Glockengiesserei Rüetschi, Aarau, gegossen und von Willi Helbling (*1920) mit Schmuck versehen. 1971 wird die Kirche eingeweiht, 1978 wird die Turmuhr angebracht [3]. Im gleichen Jahr wird die Orgel von der "Manufacture d'Orgues de Lausanne" nicht wie zuerst geplant auf der Empore, sondern ebenerdig im Kirchenraum aufgestellt [4]. Eine künstlerische Ausgestaltung der Kirche ist von Anfang an geplant, 1974 wird dazu ein Wettbewerb ausgelobt. 1984 wird das Projekt von Anton Egloff, Luzern (*1933), und Benno Zehnder (*1941) der Ortskirchgemeinde vorgestellt und 1986 unter Beteiligung des Architekten Emil Spörri, Kölliken, umgesetzt. Dabei werden die zuvor unbehandelten Sichtbetonwände im Inneren farblich gefasst und teilweise überputzt, die Decke aus Heraklitplatten wird mit Holz verkleidet. In diesem Zusammenhang wird auch die Madonnenskulptur des Künstlers Selmoni gegen eine Plastik aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts eingetauscht. 1987 wird in der Vorhalle der Kirche ein Keramikrelief mit Szenen der Martinslegende von Kurt Wiesendanger angebracht [5]. Der Architekt Schnebli missbilligt diese Umgestaltung [6]. 1991 wird das Pfarrhaus und teilweise das UG saniert und 1994 eine umfassende Aussensanierung durchgeführt, bei der die Aussenwände weiss gestrichen und mit Metall verkleidet werden [7]. Ab 2006 werden im UG die Innenräume, bis dahin aus Sichtbeton mit Akzenten in dunklem Blau und Grün bei Fenstern, Türen und Schränken, sukzessive hell gestrichen, teilweise die Wände verputzt und der Boden mit PVC belegt; die Decken und einige Wände sind bereits vorher mit Holz verkleidet worden [8]. |
Beschreibung: | Der eingeschossige, flachgedeckte und kubische Sichtbetonbau der Kirche mit Glockenturm und Kirchgemeinderäumen sowie das freistehende, zweigeschossige und ebenfalls flachgedeckte Pfarrhaus sind im Stil "béton brut" errichtet. Um den hohen, nahezu quadratischen Kirchenraum gruppieren sich auf drei Seiten niedrigere Nebenräume: Im Westen die Sakristei, im Süden die Vorhalle und im Osten der Eingangsbereich zum Kirchenraum sowie unter dem angebauten Glockenturm hindurch der Zugang zu den Räumen des Pfarreiheims im UG. Die offene Vorhalle wird über Treppen vom Vorplatz im Süden erschlossen. Ihr Vordach, im Querschnitt wie ein umgedrehtes U mit breiter, heruntergezogener Stirnfläche, lässt über dem Eingang in der rechten Wand einen Lichtschlitz frei. Links führen mehrere Stufen herab zum Weg entlang der westlichen Kirchenseite. Eine Mauer grenzt im Westen einen vertieften Gartenbereich ab, über den die Räume im UG belichtet werden. Der niedrigere Anbau mit Sakristei ist weiss gestrichen und im UG mit grossen Fensteröffnungen durchbrochen. Der sich dahinter erhebende Kirchenraum ist aussen mit Metallpaneelen verkleidet. Die Nordwestecke des Baus ist abge-rundet. Auf der Ostseite liegt an der Südecke der Glockenturm, neben ihm und durch ihn hindurch führt der Weg zum Pfarreizentrum. So ergibt sich ein Weg durch halbgeschlossene, im offenen Glockenturm sehr hohe oder durch Decken begrenzte Räumen zum UG, der an einer Betonwand um 90° in den Bau hinein umgeleitet wird. Im Inneren ist im EG der Vorbereich zum Kirchenraum niedrig gehalten und seine Decke von der Wand in Verlängerung der Vorhalle durch einen Lichtschlitz abgesetzt. Seine Betonwände sind kardinalsrot, die Decke hellgelb. Der Boden ist im gesamten Kirchenraum mit Bitumen belegt. Die doppelflüglige Eingangstür samt der danebenliegenden Ausfachung sind aus Metall. Der Vorraum lenkt den Weg auch im EG von der Vorhalle im rechten Winkel in den Kirchenraum um. Ein breiter Gang erschliesst den annähernd quadratischen Kirchenraum mit seiner abgerundeten Ecke im Nordosten, die den um zwei Stufen erhöhten Altarbereich aufnimmt. Rechts ragt in Verlängerung des Zugangs eine Empore in den Raum, die für eine Madonnenskulptur an der Wand rechtwinklig ausgenommen ist. An der südlichen Rückwand des Kirchenraums ist ein niedriger Bereich mit Beichtstühlen angefügt. Die Wände sind entweder weiss verputzt oder rot gefasst, die gerundete Altarwand ist weiss verputzt und mit hellen Pastellfarben belebt. Die holzverkleidete Decke lagert auf zwölf Stahlträgern, die strahlenförmig auf eine aussermittig im Raum platzierte Stütze zulaufen; auch die Empore wird von dieser zentralen Stütze getragen. An den Aussenwänden lagert die Raumdecke grösstenteils auf in den Raum ragenden, L-förmigen Auflagern, so dass sich umlaufende Lichtschlitze zwischen Decke und Wänden ergeben. Die sich östlich an den Kirchenraum anschliessende, schlauchartige Sakristei zeigt als einziger Raum noch die farbliche Fassung von 1970 mit Mobiliar in Blau, Grün und Rot; aber auch hier sind die Sichtbetonwände weiss überstrichen. Belichtet wird die Sakristei durch eine Fuge zwischen Aussenwand und Decke. Im UG zeigt noch die Küche annähernd die ursprüngliche Farbigkeit. Ausser Unterrichtszimmern und Luftschutzkellern befinden sich im UG zwei grosse Säle, die durch eine flexible Trennwand verbunden werden können. Im grösseren der beiden Sälen ist ein quadratischer Bereich amphitheaterartig um einige Stufen vertieft. |
Würdigung: | Die 1970-71 von Dolf Schnebli im Stil des "béton brut" errichtete Anlage mit kubischem Kirchenbau und Pfarrhaus ist 1986 von den Künstlern Anton Egloff und Benno Zehnder im Inneren durchgreifend umgestaltet worden. Auch wenn die Raumstruktur bestehen blieb, ist der Eindruck der körperhafte Materialität des Baus durch das Streichen und teilweise Verputzen des Sichtbetons stark verändert worden. Auch im Äusseren ist der bauzeitliche Eindruck durch die Sanierung von 1994, insbesondere durch die Metallverkleidung, stark verunklärt. |
Anmerkungen: | [1] Rainer Stöckli u.a.: 30 Jahre katholische Pfarrei St. Martin Entfelden. Festschrift zum Jubiläum, hrsg. von der katholischen Ortskirchgemeinde Entfelden, Typoskript Oberentfelden / Unterentfelden 2001, S. 10, 12-13, 65-66; Wettbewerbe. Entschieden. Römisch-katholische Kirchenanlage in Oberentfelden, in: Werk, Vol. 54 (1967) Nr. 11, S. 748. [2] Fabrizio Brentini: Bauen für die Kirche (Brückenschlag zwischen Kunst und Kirche 4), Luzern 1994, S. 180; http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx Stand vom 2.9.2009. [3] Rainer Stöckli u.a.: 30 Jahre katholische Pfarrei St. Martin Entfelden. Festschrift zum Jubiläum, hrsg. von der katholischen Ortskirchgemeinde Entfelden, Typoskript Oberentfelden / Unterentfelden 2001, S. 14-17; http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx Stand vom 2.9.2009. [4] Rainer Stöckli u.a.: 30 Jahre katholische Pfarrei St. Martin Entfelden. Festschrift zum Jubiläum, hrsg. von der katholischen Ortskirchgemeinde Entfelden, Typoskript Oberentfelden / Unterentfelden 2001, S. 17. [5] Ebd., S. 18-21, 67, 69; Kunst in der Pfarrkirche St. Martin Entfelden, Broschüre 1989, o.S.; http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx Stand vom 2.9.2009; für Kurt Wiesendanger gibt es keinen Eintrag bei Sikart. [6] Der Bau wird im Werkverzeichnis 1960 als "jetzt zerstört" geführt (Dolf Schnebli: Einige biografische Bemerkungen zu meinem Schaffen als Architekt, in: Werk, Bauen + Wohnen, Vol. 77 (1990) Nr. 12, S. 98-69, hier S. 69). [7] Rainer Stöckli u.a.: 30 Jahre katholische Pfarrei St. Martin Entfelden. Festschrift zum Jubiläum, hrsg. von der katholischen Ortskirchgemeinde Entfelden, Typoskript Oberentfelden / Unterentfelden 2001, S. 17. Vermutlich ist der Architekt Schibli, Aarau, beauftragt (Angaben von Marcel Ritter, Sakristan / Abwart, Gespräch vom 1.9.2009). [8] Angaben von Marcel Ritter, Sakristan / Abwart, Gespräch vom 1.9.2009. |
Literatur: | - Kunstführer Bd.1, S. 46 - Wettbewerbe. Entschieden. Römisch-katholische Kirchenanlage in Oberentfelden, in: Werk, Vol. 54 (1967) Nr. 11, S. 748 - Kunst in der Pfarrkirche St. Martin Entfelden, Broschüre 1989 - Dolf Schnebli, in: Werk, Bauen + Wohnen, Vol. 77 (1990) Nr. 12 - Alfred Lüthi: Die Ortsgeschichte von Oberentfelden, Aarau 1997, S. 243 - Rainer Stöckli u.a.: 30 Jahre katholische Pfarrei St. Martin Entfelden. Festschrift zum Jubiläum, hrsg. von der katholischen Ortskirchgemeinde Entfelden, Typoskript Oberentfelden / Unterentfelden 2001 |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
Standort: | Archiv Denkmalpflege |
Behältnis: | Säulenhaus, 1. OG, Inventar |
Verzeichnungsstufe: | Dossier (Spezialinventare) |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128313 |
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