SAK-UNS003 Untersiggenthal, Reformiertes Kirchenzentrum, 1963-1965 (Dossier (Spezialinventare))

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Signatur:SAK-UNS003
Signatur Archivplan:SAK-UNS003
Titel:Untersiggenthal, Reformiertes Kirchenzentrum
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Baden
Gemeinde:Untersiggenthal
Adresse:Breitensteinstrasse 45-47
Parzellen-Nr.:1208
Versicherungs-Nr.:801A, 801A.1, 801B
Koordinate N:1261197
Koordinate E:2661457
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661457&y=1261197
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)
Entstehungszeitraum:1963 - 1965
Autorschaft:Gottfried Siegenthaler, Baden
Bau- und Nutzungsgeschichte:Kirche mit Kirchgemeindehaus und Pfarrhaus:
1947 wird erwogen, für Turgi und Untersiggenthal eine gemeinsame reformierte Kirche zu errichten. Stattdessen wird ab 1952 Land für einen eigenen Kirchenbau in Untersiggenthal erworben, wo 1960 eine Pfarrstelle eingerichtet wird [1]. 1961 wird ein Wettbewerb für die Kirche ausgeschrieben, den Gottfried Siegenthaler, Baden, gewinnt. Im UG der Kirche richtet die politische Gemeinde eine Sanitätshilfsstelle des Zivilschutzes ein, mit deren Bau im Herbst 1963 begonnen wird. Im Juni 1964 wird der Grundstein der Kirche gelegt. Im selben Jahr giesst die Glockengiesserei Rüetschi, Aarau, die fünf Glocken. Am 28. November 1965 wird die Kirche eingeweiht [2]. 1992 wird sie einer grösseren Renovierung unterzogen: Die Betonfassade wird saniert, das Dach isoliert und die Wohnung im Dachgeschoss erhält einen neuen Eingang [3]. Die 1998 bei der Umstellung der Heizung auf Fernwärme freiwerdenden Kellerräume werden für die Jugendarbeit umgenutzt [4]. 2005 wird die Orgel renoviert [5]. Im Laufe der Zeit wird der Kirchgemeindesaal im Inneren saniert [6] und die Sanitätshilfsstelle geschlossen [7].
Beschreibung:Ausser dem freistehenden Glockenturm sind alle Funktionen in einem Baukörper zusammengefasst, der sich um einen rechteckigen Innenhof entwickelt und nur dessen Südostecke offen lässt. Über einem Erdgeschoss aus inzwischen gestrichenem Sichtbeton liegt ein mächtiges, mit dunklen Eternitschindeln verkleidetes Dach. Das Dach besteht im Aussenbereich aus einer nur leicht von der Vertikalen abweichenden, sehr steil geneigten Fläche, einem zum Innenhof abfallenden Pultdach auf Schichtholzbindern und einem breiten, abschliessenden, vertikalen Streifen. Zusammengefasst werden die drei Flächen durch ihre dunkle Eternitverkleidung, wobei der Dachbereich höher als das Erdgeschoss ausgebildet ist. Der gesamte Baublock wird durch eckige Vorsprünge der Fassaden gegliedert, die teilweise die unterschiedlichen Funktionsbereiche markieren. Zum Kirchenraum hin nehmen die Volumen an Höhe und Tiefe zu. Zum das Gebäude erschliessenden Hof gelangt man über eine Freitreppe an der Nordwestecke und durch eine anschliessende Passage unter dem Dach. Die ehemalige Sigristenwohnung im Dachgeschoss wird nach dem Umbau über eine Wendeltreppe direkt von der Passage erschlossen. Das L-förmige Pfarrhaus schliesst südwestlich an die Passage an. An der Nordseite zur Strasse liegt ein Unterrichtzimmer, dessen Längswand im Innenhof den Besucher zum Foyer leitet, das alle kirchlichen Räume erschliesst. Neben dem Kirchenraum steht im Südosten des Hofs der schlanke und geschlossene Glockenturm aus inzwischen gestrichenem Sichtbeton, der nach oben schmaler wird. Unten wird er von dünnen, horizontalen Linien gegliedert, im oberen Bereich befinden sich hinter vertikalen Lamellen, welche bündig mit der unteren Verkleidung abschliessen, die Schalöffnungen als horizontale Bänder. Der oberste, wiederum geschlossene Bereich liegt in der Ebene hinter den Lamellen. Die Strassenfassade der Gesamtanlage ist über die gesamte Höhe leicht nach hinten geneigt. Über einem Sichtbetonsockel befindet sich eine breite Belichtungszone, bei der hochrechteckige Fenster von schlanken Sichtbetonstreben getrennt werden. Darüber liegt das Dach, das nur im westlichen Bereich von Dachfenstern unterbrochen wird und gegen Osten bei jedem Fassadenversatz höher wird. An der westlichen Ecke der Strassenfassade führt ein Zugang zum Untergeschoss hinab. Auch in diesem Bereich nimmt die Fassade die Neigung auf und werden die Fenster entlang des Abgangs von Betonstreben getrennt. Die Westfassade der Pfarrwohnung ist ähnlich gestaltet, allerdings ist hier das Dach stärker gegliedert mit Dachfenstern sowie einer Dachloggia zum Durchgang. Die Ostseite, die Rückwand des Kirchgemeinde- sowie des Kirchensaals, ist in drei Ebenen vertikal nach Osten abgetreppt. Die Stirnseiten jedes Versatzes sind analog der Strassenfassade mit Fenstern gestaltet, allerdings ist das Dach tiefer gezogen. Die nach Osten weisenden Wandflächen sind geschlossen. Im Innenhof sind die Zugänge zum Foyer bzw. zur Pfarrwohnung als Laubengänge unter dem von schlanken Betonstützen getragenen Dach vor mehrheitlich geschlossenen Wänden ausgebildet. Die anschliessende Südfassade des Foyers bzw. die Westfassade des Kirchenraums sind zwischen Betonstreben verglast.
Im Inneren wird die Grundidee des beherrschenden Dachs von holzverkleideten Decken aufgenommen. Der Kirchensaal bildet im Grossen und Ganzen die äussere Dachform ab: Über der Altarwand erhebt sich eine sehr steil geneigte Decke, von der aus sich eine flach geneigte Decke in sieben Stufen über die Raumlänge hin zur gegenüberliegenden Hofwand abtreppt. Der darunter liegende horizontale Streifen ist ebenso wie die leicht geneigten Seitenwände im oberen Bereich mit Holz verkleidet. Die unteren Wandbereiche sind meist weissverputzt oder durch-fenstert. Die Altarrückwand springt in zwei Ebene zurück, jeder Versatz ist mit einem Fenster versehen. Auf der gegenüberliegenden Hofseite haben beide Ecken eine etwa würfelförmige Einbuchtung, deren südliche den Eingang vom Innenhof aufnimmt. Nördlich an den Kirchensaal schliesst sich der Kirchgemeindesaal an, beide Räume können durch eine flexible Holztrennwand zusammengeschaltet werden. Auch beim Kirchgemeindesaal sitzt ein holzverschalter Deckenbereich auf grossenteils weissverputzten Wänden auf. Er besteht aus den oberen Bereichen der vier Wände sowie aus einer Decke, die von der Fensterfront ausgehend abfällt. Vor dem Kirchenraum und dem Kirchgemeinderaum liegt die Küche und das Foyer, das über Treppen das UG mit Luftschutzräumen und einem Seminarraum sowie das OG mit einem weiteren Raum und eine Empore erschliesst. Das Foyer wird von beiden Seiten belichtet und mit einer horizontalen, holzverschalten Decke abgeschlossen; zur Strassenseite hin weitet es sich zu einem zweigeschossigen Luft-raum mit der kubischen, holzverkleideten Empore, die ursprünglich den Zugang zur Wohnung im OG gebildet hat.
Würdigung:Das 1963-65 von Gottfried Siegenthaler errichtete Kirchenzentrum in Untersiggenthal ist um einen rechteckigen Innenhof gruppiert und wird von einem mächtigen Dachbereich dominiert. Im Inneren, besonders im Kirchenraum und im Kirchgemeindesaal, ist die ursprüngliche Ausstattung grossenteils erhalten, dennoch ist die Konzeption der Anlage durch die neue Erschliessung der Wohnung im Dachgeschoss verunklärt: Aussen wird die Zugangspassage zum Baukomplex durch die eingestellte Wendeltreppe verengt, innen verliert die das Foyer beherrschende Empore ihre Funktion als Wohnungsvorbereich. Auch die ursprüngliche Materialität des Sichtbetons ist nach der Betonsanierung verändert.
Anmerkungen:[1] Georg Boner: Geschichte der Gemeinde Untersiggenthal, hrsg. von der Ortsbür-gergemeinde Untersiggenthal, Untersiggenthal 1962, S. 225-226.
[2] Josef Tremp: Moderne Kirchenbauten im Bezirk Baden, in: Badener Neujahrsblätter (1969), S. 10-11; Immanuel Leuschner: Die reformierte Kirchgemeinde Baden, hrsg. von der reformierten Kirchgemeinde Baden im Jahr 1989 zum Jubiläum "275 Jahre reformierte Kirche in Baden", o.O. 1989, S. 114-118.
[3] Angaben von Martin Zingg, Pfarrer, Gespräch vom 6.8.2009; Angaben von Hedy Sandmeier, Mitglied der Teilkirchgemeinde Untersiggenthal, Gespräch vom 11.8.2009; Angaben von Niklaus Müller, Bauverantwortlicher der ref. Kirchgemeinde Baden, Gespräch vom 11.8.2009.
[4] Angaben von Niklaus Müller, Bauverantwortlicher der ref. Kirchgemeinde Baden, Gespräch vom 11.8.2009.
[5] Angaben von Hedy Sandmeier, Mitglied der Teilkirchgemeinde Untersiggenthal, Gespräch vom 11.8.2009.
[6] Ebd.
[7] Angaben von Martin Zingg, Pfarrer, Gespräch vom 6.8.2009.
Literatur:- Georg Boner: Geschichte der Gemeinde Untersiggenthal, hrsg. von der Ortsbürgergemeinde Untersiggenthal, Untersiggenthal 1962, S. 223-226
- Josef Tremp: Moderne Kirchenbauten im Bezirk Baden, in: Badener Neujahrsblätter (1969), S. 3-15
- Immanuel Leuschner: Die reformierte Kirchgemeinde Baden, hrsg. von der reformierten Kirchgemeinde Baden im Jahr 1989 zum Jubiläum "275 Jahre reformierte Kirche in Baden", o.O. 1989, S. 114-117
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
Standort:Archiv Denkmalpflege
Behältnis:Säulenhaus, 1. OG, Inventar
Verzeichnungsstufe:Dossier (Spezialinventare)
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128420
 

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