INV-OEG901 Pfarrkirche St. Cosmas und Damian, 1912 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OEG901
Signatur Archivplan:OEG901
Titel:Pfarrkirche St. Cosmas und Damian
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Oeschgen
Adresse:Mitteldorfstrasse 9
Versicherungs-Nr.:9
Parzellen-Nr.:566
Koordinate E:2643571
Koordinate N:1263295
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2643571&y=1263295

Chronologie

Entstehungszeitraum:1912
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)

Dokumentation

Würdigung:Die im Ortskern von Oeschgen unmittelbar gegenüber dem Schönauer "Schlössli" (Denkmalschutzobjekt OEG001) gelegene Pfarrkirche Sankt Cosmas und Damian wurde 1911/12 wegen Baufälligkeit abgebrochen und durch einen neuromanischen Kirchenbau mit polygonalem eingezogenem Chor und Chorflankenturm ersetzt. Vom Vorgängerbau hat man wesentliche Teile der barocken Ausstattung aus dem 17./18. Jahrhundert, insbesondere drei hölzerne, marmorierte Altäre sowie verschiedene Einzelobjekte wie eine Nepomuk-Statue und weitere bemalte Holzskulpturen, übernommen (Denkmalschutzobjekt OEG005).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Pfarreigeschichte. Die Pfarrei Frick und ihre Nachbarpfarreien Wittnau, Wölflinswil, Herznach und Oeschgen gehörten seit dem 12. Jh. zum Herrschaftsbereich der Frickgaugrafen, der Alt-Homberger. Dass in Oeschgen damals bereits ein Gotteshaus stand, kann aus Jahrzeitstiftungen der Homberger Grafen abgeleitet werden. Ausdrücklich Erwähnung findet die Kirche zu Beginn des 14.Jh. Das Patrozinium der Märtyrerheiligen Cosmas und Damian belegt ein Siegel des Oeschger Pfarrherrn Niklaus Schriber aus dem Jahr 1358, auf dem ein Heiliger als Arzt mit Märtyrerpalme und Arzneifläschchen, den Attributen der als Ärzte verehrten Cosmas und Damian, dargestellt ist. Seit dem Jahr 1370 sind die Freiherren von Grünenberg als Inhaber des Patronatsrechts von Oeschgen bekannt. Sie dürften auch die Dorfherrschaft besessen haben. Ihre Nachfahren veräusserten den Kirchensatz um 1475 an den Ritter Jakob von Schönau. Die Schönauer blieben bis an die Schwelle des 19.Jh. Kirchherren von Oeschgen. 1803 entzog man ihnen die Kollatur, welche dann auf den Kanton Aargau überging [1].
Der Vorgängerbau. Die hochmittelalterliche Pfarrkirche erlitt während des Dreissigjährigen Krieges grosse Schäden und wurde ihrer gesamten Ausstattung beraubt. Unter Freiherr Otto von Schönau (gest. 1699), dessen Epitaph (Denkmalschutzobjekt OEG002) neben dem Portal eingelassen ist, dürfte die Kirche wieder instand gestellt worden sein. Das alte, gegenüber der heutigen Kirche um 90 Grad nach Norden gedrehte Gotteshaus war eine gedrungene Chorturmkirche mit rundbogigen Fenster- und Türöffnungen (vgl. Fotodokumentation). Den Chor bildete das gegenüber dem Schiff nicht eingezogene Turmerdgeschoss. Westlich des von einem Käsbissen überdachten Turms war eine Sakristei angebaut. Gemäss eines Visitationsberichts von 1704 war der Hochaltar den Kirchenpatronen Cosmas und Damian sowie der Mutter Gottes geweiht, der linke Seitenaltar dem Hl. Kreuz und ein weiterer Altar dem Hl. Sebastian. Zu einer 1646 geweihten Glocke stiftete die Witwe des Freiherrn von Schönau 1747 zwei weitere Glocken, in welche ein Waldshuter Giesser die Namen des Ehepaars einprägte. 1753 wurde auf dem mit einer Mauer umfriedeten Kirchhof ein Beinhaus erstellt, von dem sich keine Spuren erhalten haben.
Der Kirchenneubau von 1911/12. Im Frühling des Jahres 1911 musste die alte Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen und abgebrochen werden. Im Juli begannen die Bauarbeiten für den von der Firma Fricker und Stäuble in Frick geplanten Kirchenneubau, der schliesslich für knapp 42'000 Franken fertiggestellt wurde [2]. Im Mai 1912 erhielt das Gotteshaus seine Weihe durch den Basler Bischof Jakobus Stammler, nachdem schon im Dezember 1911 die vier von der Firma Rüetschi in Aarau hergestellten Glocken eingesegnet worden waren. 1972 und wiederum 1999/2000 fanden umfassende Renovationsabeiten statt. Altarrestaurierung 2010.
Beschreibung:Die in neuromanischem Stil errichtete Kirche von 1911/12 ist ein mit einem geknickten Gerschilddach gedeckter Saal mit eingezogenem Polygonalchor und Chorflankenturm mit spitzem Helm. Den Chor und das Schiff erhellen Rundbogenfenster, über den Eingängen zum Kirchenschiff sind Oculi eingesetzt. Wie schon im Vorgängerbau trennt eine Chorbogenwand das Schiff von dem um zwei Stufen erhöhten Altarraum. Über einen Drittel des Laienraums erstreckt sich die Orgelempore. Aus der Bauzeit stammen die Naturholz-Täferdecken in Chor und Schiff.
Ein Grossteil der Ausstattung stammt aus dem alten Gotteshaus, so die barocken, bemalten Altarretabel, die bereits vor 1911 mit neuen Tafelbildern von Carl Kraft aus Oberwil/Zug (dat. 1894) geschmückt wurden. Am Hauptaltar flankieren kannelierte korinthische Säulenpaare das Altarbild mit den Heiligen Cosmas und Damian, die ein bettlägeriges Kind heilen. Über dem Altarbild trägt eine Kartusche mit hübschem Puttenkopf die Inschrift: "Hl. Martyrer Kosmas und Damian, Bittet für uns 1693." Im hochovalen Bildfeld des Altaraufsatzes ist die Trinität dargestellt. Heiligenstatuen (unten Jakobus und Johannes, oben Franziskus und Aloysius) stehen als Altarwächter zu Seiten der Säulenpaare. Die um 1760 entstandenen Seitenaltäre (früher mit Heiligkreuz und Sebastianspatrozinium) sind nun Maria und Josef geweiht, die auf den Altartafeln von Carl Kraft abgebildet sind. In den Tafeln der Altaraufsätze sind ihnen Aloysius bzw. Fridolin zugeordnet.
Beachtenswert sind weitere, aus dem Vorgängerbau übernommene Einzelobjekte, so eine aus Lindenholz gefertigte Nepomuk-Statue des Rheinfelder Bildhauers Johann Isaak Freitag (gest.1734) und weitere bemalte Holzskulpturen des 18.Jh. (Auferstehungschristus, Hl. Franz Xaver, Kruzifixus) sowie ein achteckiger Taufstein aus konstrastierenden Marmorsorten. Aus dem Kirchenschatz sind zwei silberne Messkelche mit dem Stifterwappen derer von Schönau (wohl frühes 18.Jh.) erwähnenswert. Die bleiverglasten Wabenscheiben von 1974 stammen aus der Werkstatt von Engeler in Andwil SG. 1981 konnte die neue Pfeifenorgel der Firma Mathis in Näfels eingeweiht werden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zur Pfarreigeschichte vgl. Mittler 1937; Kuprecht 1973.
[2] Zum Neubau der Kirche vgl. Haas 1923; Kuprecht 1997.
Literatur:- Jakob Haas, Die neue Parrkirche in Oeschgen. Bericht über den Kirchenbau in den Jahren 1911/1912, Oeschgen 1923.
- Otto Mittler, Katholische Kirchen des Bistums Basel, Bd. 5, Olten 1937, S. 87.
- Karl Kuprecht, Vom Gotteshaus Oeschgen, Fricktal Bote 6.Aug. 1973.
- Georg Boner, Die Pfarrei Oeschgen, in: Oeschgen 1997, S. 179-198.
- Karl Kuprecht, Der Neubau der Kirche, in: Oeschgen 1997, 199-202.
- AZ, Kirche erstrahlt in schönem Naturweiss, in Aargauer Zeitung vom 30. Aug. 2000.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=13047
 

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