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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1538 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Fenstersturz) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2017 |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1538 (Fenstersturz) |
Würdigung: | Ehemaliges Strohdachhaus mit gemauertem Stock, das mit einer Inschrift von 1538 zu den ältesten ländlichen Bauten im Kanton Aargau gehört. Von der bauhistorisch relevanten Originalsubstanz ist in erster Linie der nordöstlich gelegene massive Stock erhalten, während die hölzernen Aussenwände des restlichen Gebäudeteils im Laufe der Zeit durch gemauerte Fassaden ersetzt und die für Strohdachhäuser charakteristische Hochstudkonstruktion anlässlich der Ziegeleindeckung um 1937 abgetragen wurde. Trotz der erheblichen baulichen Veränderungen kommen dem Gebäude eine wichtige bau- und kulturgeschichtliche Bedeutung sowie ein bedeutender Situationswert im Ortsbild von Rupperswil zu.
Der Schutzumfang bezieht sich auf die äussere Form des östlichen Hausteils (Lenzhardstrasse 1) sowie auf den gemauerten Stock samt Keller in der Substanz. Der stark erneuerte westliche Hausteil (Seetalstrasse 17) hingegen ist nicht Teil des Schutzumfangs. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Eine von zwei Bären begleitete Jahreszahl 1538 am Fenstersturz des gemauerten Stocks liefert einen Hinweis auf das Erstellungsdatum, womit es sich um eines der ältesten ländlichen Bauten auf Aargauer Boden handelt [1]. Eine erste schriftliche Erwähnung findet das Gebäude in einem Brandkatastereintrag aus dem frühen 19. Jh. als "Wohnhaus samt Scheune aus Mauer, Wickel und Holz, mit zwei Tremkellern unter Strohdach". Eigentümer der beiden Hausteile waren Gabriel Richner, Gemeinderat (ab 1834 Jakob Richner, Pintenwirt) sowie Jakob Richner, Jöcheli (ab 1861 J. Berner, Tierarzt) [2]. Die ehemals hölzernen Aussenwände wurden vermutlich schon im frühen 19. Jh. durch steinerne Fassaden mit Einzelfenstern ersetzt. Die hergebrachte weiche Dacheindeckung aber hatte bis 1937 Bestand, als das Gebäude als letztes Strohdachhaus in Rupperswil eine Ziegelbedachung erhielt (vgl. Infotafel in der Bilddokumentation). Bei der Umdeckung hat man die für Strohdachhäuser charakteristische Hochstud-Dachkonstruktion vollständig entfernt und durch eine neue Stuhlkonstruktion ersetzt. |
Beschreibung: | Das mit Firstrichtung Ost-West quer zur Dorfgasse und zum Bach stehende Doppelbauernhaus gibt sich mit seiner charakteristisch abgewalmten Dachform noch als ehemaliges Strohdachhaus zu erkennen. Der grossvolumige Baukörper setzt sich aus zwei aussenseitigen Wohnteilen und einem dazwischenliegenden ehemaligen Scheunentrakt mit Tenn und Stall zusammen (heute erheblich verändert). Der besser erhaltene östliche Hausteil (Lenzhardstrasse 1) zeigt an der südlichen Schaufront eine Putzfassade mit Einzelfenstern in axialer Anordnung, und am Eingang hat sich ein geschweifter Türsturz wohl aus der Zeit um 1800 erhalten. Im erheblich modernisierten Hausinnern ist die hergebrachte dreiraumtiefe Grundrissanordnung mit Stube und Nebenstube auf der Südseite, mittig gelegener ehemaliger Rauchküche Küche sowie rückwärtigem Bereich mit Nebenräumen noch vorhanden. An erwähnenswerter Ausstattung hat sich in der Stube ein hellblauer Biedermeier-Kachelofen mit zugehöriger Sitzkunst, wohl aus der Mitte des 19. Jh., erhalten. Den nordöstlichen Teil des Hauses nimmt der sogenannte "Stock", ein massiv gemauertes Geviert, ein. Dieser gehört zum originalen Baubestand des Hauses, bildete er doch zu Zeiten des strohgedeckten Holzbaus den einzigen feuersicheren Bereich im Haus [3]. Im bachseitig zugänglichen, nur geringfügig eingetieften Keller ist die originale Deckenbalkenlage aus kräftigen Eichenhölzern erhalten. Eine Binnentür führt in einen zweiten, schmalen Kellerraum, welcher sich schlauchartig der östlichen Stirnmauer entlang zieht. Nebst den ebenfalls massiv ausgebildeten Deckenbalken und dem sorgfältig gepflästerten Boden ist als eigentliche Rarität eine wohl bauzeitliche, massive Blockstufentreppe zu erwähnen, welche einst den internen Aufgang zur Küche sicherstellte. In den über dem Keller gelegenen Stockgemächern ist keine historische Ausstattung mehr vorhanden. Hingegen findet sich an einem Fenstersturz die eingerahmte Jahreszahl 1538, seitlich begleitet von zwei Bären. Diese gehört zu den ältesten, an ländlichen Bauten erhaltenen Bauinschriften im Kanton Aargau. |
Anmerkungen: | [1] Eine Zusammenstellung der sicher datierten Hochstudbauten findet sich bei Räber 2002, S. 446-449. In der Zwischenzeit konnten noch zwei weitere Bauten in der Gemeinde Hausen in die Mitte des 16. Jh. datiert werden: das inzwischen abgebrochene "Brunnerhaus" Holzgasse 7-11 (1559) und das "Dahlihaus" Holzgasse 13 (1559/60). Vgl. Gut 2015, S. 92-99. [2] Zur Besitzergeschichte vgl. Pfister 1968, S.298, Nr.52; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0437-0441: Brandkataster Gemeinde Rupperswil, 1850-1938. [3] Zum Phänomen des gemauerten "Stocks" bei strohgedeckten Holzhäusern Räber 2002, S. 214-215. |
Literatur: | - Willy Pfister, Rupperswil, Vom alten zum neuen Dorf seit 1800 (Ortsgeschichte Band III), Rupperswil 1968. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002, S. 160 (Abb. 297), S. 446-449. - Cecilie Gut, Hausens Hochstudhäuser, in: Brugger Neujahrsblätter 2015, S. 92-99. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0437-0441: Brandkataster Gemeinde Rupperswil, 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132024 |
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