INV-LEN953 Wolfsackerstrasse 1/3, 1915-1916 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-LEN953
Signatur Archivplan:LEN953
Titel:Wolfsackerstrasse 1/3
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2016)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wolfsacker
Adresse:Wolfsackerstrasse 1/3
Versicherungs-Nr.:929, 930
Parzellen-Nr.:85
Koordinate E:2655483
Koordinate N:1249321

Chronologie

Entstehungszeitraum:1915 - 1916
Grundlage Datierung:Baugesuch

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2017

Dokumentation

Autorschaft:Brenner & Stutz (Albert Brenner, 1860-1938, und Walter Stutz, 1878-1955), Architekten, Frauenfeld
Würdigung:Doppelwohnhaus für leitende Angestellte der „Hero“, das 1915/16 von den Architekten Brenner & Stutz in Frauenfeld erbaut wurde. Der langgestreckte, horizontal betonte Baukörper ist in reduzierten, für die Entstehungszeit künstlerisch avancierten Neoklassizismusformen gestaltet, deren strenge Axialsymmetrie durch die Detailgestaltung geschickt aufgebrochen wird. Von bekannten Vertretern des Heimatstils und der Reformarchitektur gestaltet, kommt dem Gebäude ein erheblicher architekturhistorischer Zeugenwert zu. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Verwaltungsgebäudes, der jüngeren Kantine (Bauinventarobjekte LEN926/927) wie auch des mittlerweile stark umgestalteten ehemaligen Fabrikareals der „Hero“ und dokumentiert damit die bauliche Entwicklung der für Lenzburg wichtigen Konservenfabrik; seiner Funktion entsprechend hebt sich das Doppelhaus mit seiner aufwendigeren Gestaltung und dem etwas grösseren Massstab gleichzeitig deutlich vom angrenzenden Arbeiter- und Angestelltenquartier im Wolfsacker ab.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude wurde 1915/16 als Wohnhaus für leitende Angestellte für die „Hero“ (damals offiziell noch Conservenfabrik AG Lenzburg) erbaut. Mit dem Projekt beauftragte man die vor allem im Thurgau bekannten Architekten Brenner & Stutz in Frauenfeld, welche für die „Hero“ und ihr Umfeld, sicherlich vermittelt durch den aus Frauenfeld stammenden Direktor Hans Wälli, seit 1909 bereits verschiedene Fabrikgebäude und zwei Villen realisiert hatten [1].
Um 1985 wurde das Gebäude im Inneren renoviert. Es befindet sich heute im Privateigentum.
Beschreibung:Das Doppelwohnhaus erhebt sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum östlich gelegenen ehemaligen Fabrikareal der „Hero“ und zur südlich anschliessenden Baugruppe von Verwaltungsgebäude und Kantine (Bauinventarobjekte LEN926/927). Auf der Westseite erstreckt sich das Arbeiter- und Angestelltenwohnquartiers im Wolfsacker, von dem sich das Doppelwohnhaus für leitende Angestellte durch seine etwas stattlichere Erscheinung abhebt. Das Gebäude ist in reduzierten, für die Entstehungszeit modernen neoklassizistischen Formen gehalten, deren strenge Axialsymmetrie durch die Detailgliederung geschickt aufgebrochen wird. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau ist mit seinem langgestreckten Baukörper parallel zur Wolfsackerstrasse gestellt und wird von einem Vollwalmdach mit tiefliegendem Knick abgeschlossen. Als künstlerisch besonders avanciert erscheint die mit der Volumetrie und der Dachgestaltung gegebene Betonung der Horizontalen, welche durch ein umlaufendes Sohlbankgesims im Obergeschoss und weitere Details zusätzlich unterstützt wird. Die Einzelfenster haben breit proportionierte Rechteckform. Sie werden von Kunststeingewänden gerahmt, die im Obergeschoss auf dem Sohlbankgesims aufsetzen, und tragen hölzerne Jalousieläden.
Die zur Strasse gerichtete Nordfassade wird durch eine unterschiedliche Gliederung der beiden Hausteile belebt, wobei die östliche Hälfte in einer Flucht liegt, während in den äusseren beiden Achsen der Westhälfte eine doppelgeschossige Rundbogenlaube in den Baukörper einspringt. Von den beiden gleichfalls rundbogigen Hauseingängen liegt der östliche in einer vertieften Nische, der westliche in der Laube. Beide werden von wuchtigen gestuften Kunststeingewänden gerahmt und besitzen noch die bauzeitlichen Türblätter mit strahlenförmigem Medaillon und schmiedeeiserner Vergitterung. In der Fassadenflucht sind zudem je eine Achse von Einzelfenstern und die Treppenhausfenster angeordnet. Als zeittypisch kraftvoll profilierter Bauschmuck fallen des weiteren die Umrandung der Eingangsnische und die Kunststeinsäulchen der Rundbogenlaube auf. Im Dach setzt eine straff gegliederte Reihe von Lukarnen mit ihren spitzen Giebeln und den direkt auf das Mauerwerk verlegten Ziegeln einen gestalterischen Akzent.
Die zu den Gärten gewandte Südfassade ist mit sechs, die beiden Stirnseiten sind je mit zwei Achsen von Einzelfenstern gegliedert. Ein schon ursprünglich verglaster, rechteckiger Verandavorbau an der östlichen Stirnseite, ein dreiseitiger Standerker an der Längsseite derselben Haushälfte sowie ein kleinerer Verandavorbau an der Westseite beleben durch ihre asymmetrische Anordnung die Erscheinung des Gebäudes. Durch das Fugenmuster an den Kunststeinpfeilern des östlichen Verandavorbaus und das aufgemauerte Brüstungsband im Obergeschoss wird die Horizontale zusätzlich betont. Der Erkervorbau besitzt im Obergeschoss ein schön gearbeitetes Schmiedeeisengeländer. Im Dach sitzen südseitig ein breiter Lukarnenaufbau mit zwei flankierenden Giebeln und schmalseitig jeweils eine Giebellukarne. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Das Innere umfasst in beiden Hausteilen jeweils eine grosszügige Wohnung. Über einen Windfang wird der Vorplatz mit offener Treppenhalle betreten, von dem im Erdgeschoss jeweils strassenseitig Küche und Nebenräume, zum Garten hin Wohn- und Speisezimmer erschlossen sind. Mit Ausnahme einiger erneuerter Bodenbeläge hat sich in beiden Hausteilen eine gepflegte Ausstattung in neobarocken Heimatstilformen erhalten. Beide Hausteile besitzen Holztreppen mit Brettbalustern und volutenförmig endendem Handlauf. Die Böden der Vorplätze wurden im Lauf des 20. Jh. mit Terrakottaplatten erneuert. Die Wohnzimmer bewahren noch Teile der Täferausstattung und der Vitrinen, die ursprünglich breiter waren und als Raumteiler zwischen Wohn- und Speisezimmer dienten. Die gefelderten Zimmertüren sind in zeittypischer Weise kräftig profiliert. Teilweise sind noch die schönen bauzeitlichen Türdrücker erhalten.
Anmerkungen:[1] Baupläne im Baugesuchsarchiv. Zu Brenner & Stutz (Albert Brenner, 1860-1938, und Walter Stutz,1878-1955) vgl. Gabriela Güntert, Sie bauten den Thurgau: Die Architekten Brenner, hrsg. v. Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Denkmalpflege im Thurgau, Bd. 6), Frauenfeld 2004 sowie Rucki / Huber 1998, S. 90; zu den weiteren Bauten von Brenner & Stutz in Lenzburg vgl. Bauinventarobjekte LEN918, 923, 926, 952; zu den mittlerweile grossteils abgebrochenen, resp. stark umgestalteten Michael Hanak, Architekturgeschichtliches Inventar Industrieareal Hero, Lenzburg, im Auftrag des Stadtbauamtes Lenzburg, 2009 (Stadtbauamt Lenzburg).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Michael Hanak, Quartieranalyse Wolfsacker in Lenzburg, im Auftrag des Stadtbauamtes Lenzburg, 2015 (Stadtbauamt Lenzburg).
Literatur:- Michael Hanak, Quartieranalyse Wolfsacker in Lenzburg, im Auftrag des Stadtbauamtes Lenzburg, 2015 (Stadtbauamt Lenzburg), S. 30-32, 54f., 57f., 68.
Quellen:- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Baupläne 1915.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132659
 

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