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Schutz / Status |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 2/25/2019 |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1594 - approx. 1595 |
Grundlage Datierung: | Dendrochronologie |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus mit Gewerbelokal |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Barock |
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Dokumentation |
Würdigung: | Die Liegenschaft Löwenplatz 8 ist mit ihrer reichen Baugeschichte ein wichtiges architekturgeschichtliches und damit baukünstlerisches Zeugnis für verschiedene historische Epochen. Die für verschiedene Epochen stehenden Elemente reichen u. a. vom spätmittelalterlichen Eckpfeiler über den Umbau am Ende des 16. Jh., von dem u. a. das Fenster mit Inschrift, die bemalte Holzbalkendecke im 2. Obergeschoss und das Dachtragwerk zeugen, über die barocke Modernisierung, die sich in der Fassadengestaltung zum Löwenplatz ebenso wie in der ausserordentlich reich und kunstfertig gestalteten Stuckdecke im 3. Obergeschoss manifestieren, über das 19. Jh. mit dem Lichthof mit Treppenhaus bis ins 20. Jh., bei dem die Einrichtung einer Wirtschaft den Einbau von neugotischen Staffelfenstern und eine neue Erdgeschossgestaltung zeitigte, die 1934 nochmals qualitätvoll modernisiert wurde. Bei der Liegenschaft Löwenplatz 8 handelt es sich um ein Eckhaus an stadttopographisch bedeutender Lage in der Altstadt von Baden. Zusammen mit dem direkt benachbarten Gebäude Rathausgasse 7 bildet es an einer stadttopographischen Schlüsselstelle die Nahtstelle zwischen hochmittelalterlichem Siedlungskern und Stadterweiterung des 14. Jh. Aufgrund seiner Lage hat das Eckgebäude Löwenplatz 8 einen besonderen ortsbaulichen Wert innerhalb der Altstadt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Liegenschaft Löwenplatz 8 in Baden, die historisch eng mit der zusammengebauten Liegenschaft Rathausgasse 7 verbunden ist, wurde erstmals 1419 unter dem Namen „zum schwarzen Ross“ erwähnt und findet sich 1427 in den schriftlichen Quellen unter dem Namen „zum Rössli“. Eine wichtige Bauphase ist für Ende des 16. Jh. nachweisbar. Das Dachtragwerk und die Balkendecke im 3. Obergeschoss sind dendrochronologisch in die Jahre 1594/95 datiert (vgl. Stadt Zürich, Provisorische dendrochronologische Auswertung vom 28. März 2018). Auf einem Fenstersturz im 3. Obergeschoss an der Südfassade ist die Jahreszahl 1596 inschriftlich vermerkt. Ein barockisierender Umbau erfolgte im 18. Jh. Ein 1822 verfasstes Fertigungsprotoll verzeichnet den Auftrag an Zimmermeister Johann Lang ein „Stegenhaus im Löwen“ zu bauen. 1835 erwarb der Alt-Stadtammann Dominik Baldinger die beiden benachbarten Liegenschaften Löwenplatz 8 und Rathausgasse 7 und führte Umbauten bzw. „Verbesserungen“ aus, die zu einer Erhöhung der Versicherungssumme führten, welche 1841 dann nochmals aufgrund von Verbesserungen erhöht wurde. 1875 figuriert das Haus Löwenplatz 8 als Wohnhaus mit Verkaufsmagazin, Rasierstube, gewölbtem Keller und Tremkeller in den Akten. 1892/1895 erhöht sich abermals die Versicherungssumme infolge von Umbauten. Im Jahr 1900 erfolgte der Umbau des Erdgeschosses zur Wirtschaft "zum Rathauskeller" mit einer entsprechenden Gestaltung des Erdgeschossbereichs bei der Westfassade und der teilweisen Neugestaltung der Südfassade mit neugotischen Staffelfenstern. 1934 wurde die Front des Restaurants im Stil der Neuen Sachlichkeit mit Kunststeinplatten modernisiert. Die letzte grosse Baumassnahme erfolgte 1984 mit dem Einzug der Gasthauskette Gastrag und dem Mr. Pickwick-Pub, als über dem Erdgeschoss eine Betondecke eingezogen wurde und die Front des Restaurants neu eine Holzverkleidung erhielt. Im Mai 2018 ist ein von Walker Architekten ausgearbeitetes Bauprojekt bewilligt worden, welches eine denkmalgerechte Modernisierung des Wohnhauses mit Restaurantnutzung im Erdgeschoss und einen Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken vorsieht. |
Beschreibung: | Das Altstadthaus Löwenplatz 8 ist durch seine reiche und abwechslungsreiche Baugeschichte charakterisiert: Das viergeschossige Eckhaus mit einem über alle Geschosse reichenden spätmittelalterlichen Eckstrebepfeiler zeigt sich zum Löwenplatz als traufständiger Bau unter Satteldach. Die regelmässige Fassadengliederung mit drei Fensterachsen mit Stichbogenfenstern bezeugt die barocke Modernisierung. Die moderne Holzverkleidung des Erdgeschosses für das Mr. Pickwick-Pub hat hingegen keinen Zeugniswert für ihre Epoche. Das hohe Alter und die Komplexität der Baugeschichte widerspiegelt die Südfassade (Giebelwand). Ihre zwei untersten Geschosse sind bossiert. Die Fenster sind historisch gewachsen und unregelmässig gesetzt. Ein Fenstersturz im 3. Obergeschoss trägt die Jahreszahl 1569, wohingegen die neugotischen Staffelfenster im Erdgeschoss auf den 1900 erfolgten Einbau eines Wirthauses verweisen. Im Inneren hat sich der Gewölbekeller erhalten. Erdgeschoss und 1. Obergeschoss verloren beim Einbau einer Betondecke 1984 ältere historische Substanz. Hingegen findet sich ab dem 2. Obergeschoss aufwärts die historisch gewachsene Grundrissstruktur. Im Nordwesten ist in dem wohl 1822 angelegten Lichthof die innere Erschliessung situiert. Ein Vorplatz dient im Wesentlichen als Verteiler zu den einzelnen Räumen. Sondagen zeigen, dass sich mehr historische Oberflächen erhalten haben, als bislang bekannt gewesen ist. So ist z.B. im Südzimmer im 2. Obergeschoss eine bemalte Holzdecke, bei der auf hellem Grund in Rot die Holzmaserung aufgemalt ist und die aus stilistischen Gründen auf den Umbau um 1596 zurückgehen dürfte. Unter den historischen Stuckdecken des Hauses erfuhr jene im oblongen Westzimmer im 3. Obergeschoss, die um 1755–60 entstanden ist, bereits im entsprechenden Kunstdenkmälerband eine umfassende Beschreibung und besondere Würdigung: "Der ideenreich lebendige und gleichzeitig kunstvoll ausgewogen komponierte Deckenzierat zählt zu den entzückendsten Schöpfungen des 18. Jahrhunderts im Bezirk Baden und übertrifft an Qualität alle Stuckdekorationen, die in dieser Region überhaupt noch erhalten sind." (Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VI, Basel 1976, S. 289). Das dendrochronologisch in die Jahre 1594/95 datierte Dachtragwerk ist ein liegender Dachstuhl mit doppelter Kehlbalkenkonstruktion und ohne Firstpfette. |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VI, Basel 1976, S. 289 |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: STC-BAD802 Haus Löwenplatz 8, 1755-1760 (Dossier (Spezialinventare))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134725 |
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