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INV-THA902 Alte Mühle, 1594 (Dossier (Bauinventar))
Identifikation |
Signatur: | INV-THA902 |
Signatur Archivplan: | THA902 |
Titel: | Alte Mühle |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht von Westen (2019) |
Bezirk: | Aarau |
Gemeinde: | Thalheim (AG) |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Unterdorf |
Adresse: | Mühle 133 |
Versicherungs-Nr.: | 133 |
Parzellen-Nr.: | 1000 |
Koordinate E: | 2650274 |
Koordinate N: | 1254274 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1594 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Portal Mahlraum) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Mühle |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätklassizismus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1594" (Portal zum Mahlraum) |
Würdigung: | Gemäss Inschrift am Portal zum Mahlraum im Jahr 1594 errichtetes Mühlengebäude mit spätgotischem Kern, das im Lauf des 19. Jh. seine spätklassizistische Fassadengestaltung erhielt. Der stattliche, am rechten Ufer des Talbachs gelegene Mauerbau ragt über dem hohen Sockelgeschoss mit dem Mahlraum zweigeschossig auf; ein früheres Knickdach wurde im mittleren 20. Jahrhundert durch das bestehende, gerade Satteldach ersetzt. Leicht abgesetzt von den übrigen Häusern des Thalheimer Unterdorfs setzt das Gebäude einen wichtigen Akzent im Siedlungsbild (ISOS, nationale Bedeutung) und dokumentiert mit seiner Nähe zum Bach die frühere Wasserkraftnutzung. Im Inneren zeugen noch der hohe Mahlraum mit Teilen der alten Deckenkonstruktion sowie Teile der Ausstattung in den Wohnräumen von der Zeit des Mühlebetriebs. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Bauinschrift am Scheitel des Portals zum Mahlraums geht das Mühlengebäude im Kern auf das Jahr 1594 zurück. Als Müller sind 1654 ein Jagli Wernli und 1791 ein Jakob Wehrli überliefert [1]. Im ersten Brandkatastereintrag von 1809 wird das Gebäude als «Die Mühli, ein steinernes zweystökiges mit Ziegeln gedektes Haus mit gew[ölbtem] Keller» beschrieben [2]. Gemäss einer Eintragung von 1850 entsprach das Gebäude mit 43 auf 44 Fuss (12.9 x 3.2 Meter) den heutigen Abmessungen ohne das Radhaus. Als Eigentümer werden 1809 Jakob Kaspar, Bezirksrichter, 1824 dessen gleichnamiger Sohn, 1850 Jacob Wernli, 1864 Johann und Hans Rudolf Wernli sowie 1874 Johann Wernli, alt Sekelmeister, genannt. Die Mühlenanlage ist auf einem Wasserwerksplan von 1858 dargestellt (vgl. Bilddokumentation): Etwa auf der Höhe des heutigen Gemeindehauses wurde das Wasser über ein Fangwehr vom Talbach abgezweigt und dem Mühleweiher zugeleitet. Von dort führte der vergleichsweise lange Mühlenkanal dem rechtsufrigen Hangfuss entlang mit mehreren Biegungen bis auf die Höhe des Mühlengebäudes, wo er einen schmalen, in der Fallinie verlaufenden Kännel zum Radhaus an der Ostseite des Gebäudes speiste [3]. Zum Mühlenbetrieb der Gebrüder Wernli gehörte ausserdem eine «Beimühle und Hanfreibe am Gländbach im obern Dorf», von der es allerdings schon 1901 hiess, dass sie «seit vielen Jahren nicht mehr benutzt wird» [4]. Das hier beschriebene Hauptgebäude der Mühle erfuhr im späteren 19. Jh. einige Veränderungen. Bei einer 1864 im Brandkataster eingetragenen, mit einer beträchtlichen Wertsteigerung verbundenen «Verbesserung» erhielt der Oberbau vielleicht sein heutiges Aussehen mit der spätklassizistischen Einzelbefensterung. 1895 werden verschiedene Baumassnahmen erwähnt, so der Anbau über dem Radhaus, «Verbesserung an Façaden» sowie eine teilweise Erneuerung der Mahleinrichtung [5]. Das bestehende Dachgerüst dürfte nach Ausweis der Konstruktion wie auch einer innen sichtbaren Aufmauerung der Giebelfronten aus dem mittleren 20. Jh. stammen. Nach einer Handänderung im Jahr 2009 erfuhr das Gebäude eine Gesamtrenovation mit Umbauten im Inneren. |
Beschreibung: | Die Mühle erhebt sich im Unterdorf hart am rechten Ufer des Talbachs. Es handelt sich um einen stattlichen, im Kern noch spätgotischen Mauerbau, dessen Erscheinung mit der spätklassizistischen Fassadengestaltung und dem geraden Satteldach heute wesentlich von Überformungen des 19. und 20. Jh. geprägt wird. Der auf den Ursprungsbau zurückgehende hohe Sockel mit dem ehemaligen Mahlraum öffnet sich an der westlichen Traufseite über zwei nebeneinanderliegende gefaste Rundbogenportale. Das linke, im Scheitel mit einem Wappen (Blume) sowie der Jahrzahl 1594 versehene Portal führt in den talseitigen Mahlraum; das rechte, analog gestaltete Portal erschliesst einen Keller. Die nördliche Giebelseite bewahrt im Sockelbereich noch mehrere Rechteckfenster mit spätgotisch gefasten Gewänden, welche auf zwei Ebenen den Mahlraum erhellen. Der hoch aufragende zweigeschossige Oberbau zeigt heute eine spätklassizistisch geprägte Einzelbefensterung aus dem 19. Jh. mit vier regelmässig verteilten Achsen an der zur Zufahrt gerichteten westlichen Trauffront. Die klassizistisch schlichten, aus Muschelkalk gehauenen Gewände sind mit Ladenfalz und Blockbank ausgestattet. Die südliche Stirnseite ist im Bereich des Hauptbaus dreiachsig gegliedert. Die Mitte besetzt der von einem Rechteckgewände gerahmte Hauseingang, der noch ein hübsches, gefeldertes Türblatt des 19. Jh. besitzt. Der östlichen Traufseite ist das Radhaus vorgelagert, das wohl nachträglich erweitert und aufgestockt wurde. Gemäss dem Aufnahmeplan von 1859 fluchtete es bereits damals mit der Südfassade des Hauptgebäudes, während es wie heute leicht hinter die Nordfassade zurücksprang. Lediglich zwei Fensterachsen zeigt die nördliche Giebelseite. Wie weit die Umfassungsmauern im Bereich des Oberbaus noch auf die Frühzeit des Gebäudes zurückgehen, ist nicht bekannt. Die kleinen rechteckigen Giebellichter scheinen beidseitig jedenfalls älter zu sein als die Fassadengestaltung des 19. Jh. Das im mittleren 20. Jh. entstandene, ungebrochene Satteldach ist rückwärtig über den Anbau mit dem Radhaus herabgeschleppt. Auf seine Entstehungszeit weist die zeittypische, verschraubte Zangenkonstruktion des Dachgerüsts wie auch eine innen sichtbare, geringfügige Aufmauerung der Giebelseiten mit grossformatigen Backsteinen aus der Nachkriegszeit. Nach dem Verlauf der alten Giebellinie besass das Gebäude früher einen markanten Dachknick. Der heute als Keller genutzte Mahlraum im Sockelgeschoss bewahrt noch Teile der alten Deckenkonstruktion, wobei die in Firstrichtung verlaufende Balkenlage an der Traufseite von Konsolsteinen getragen wird, während sie an der Stirnseite auf einer profilierten Eichensäule mit Sattelholz aufliegt. Die Deckenuntersicht ist heute mit einer Wärmedämmung verschalt. Den südlichen Gebäudeteil nimmt ein Gewölbekeller ein. Die Wohngeschosse bewahren im wesentlichen noch die wohl im 19. Jh. entstandene Raumstruktur und Teile der einfach gehaltenen Ausstattung. Das Erdgeschoss wird durch einen firstparallelen Längsgang erschlossen, welcher die Wohnräume in dem nach Westen orientierten Vorderhaus von der im Hinterhaus gelegenen Küche trennt und auch die Treppe ins Obergeschoss enthält. Stube und Nebenstube, die heute mit einem Wanddurchbruch zu einem Raum zusammengefasst sind, zeigen einfaches Krallentäfer aus der Zeit um 1900, gefeldertes Deckentäfer sowie entsprechende Türen. Die Deckenkonstruktion wird von Konsolsteinen analog zum Mahlraum getragen. Ein grüner Kachelofen stammt aus dem früheren 20. Jh. Die wohl aus dem 19. Jh. stammenden Türblätter werden von geschweiften Bändern getragen. Im Gang hat sich eine schlichte Holztreppe aus dem 19. Jh. erhalten (Staketengeländer erneuert). Die obergeschossige Stube besitzt noch einen Kachelofen mit Sitzkunst aus dem 19. Jh., der heute mit einem grauen Anstrich versehen ist. Ansonsten sind die Räume modernisiert. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, Nr. 1490 u. 1013 (damalige Signaturen), gemäss Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation (um 1950). [2] StAAG, Brandkataster Thalheim. [3] StAAG, Wasserwerkskonzessionen, DB.W01/0002/11. [4] StAAG, Wasserwerkskonzessionen, DB.W01/0002/12, Verifikationsverbal 1901. Vgl. dazu ebd. den Aufnahmeplan ebenfalls von 1859. [5] StAAG, Brandkataster Thalheim. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Brugg, ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1809-1849; CA.0001/0192-0194, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1809: 105, 1829: 124, 1850: 153, 1876: 136). - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation. - Staatsarchiv Aargau (StAAG): DB.W01/0002/11, DB.W01/0002/12, Wasserwerkskonzessionen Gemeinde Thalheim. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136059 |
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