INV-THA907 Restaurant "Frohsinn", 1741 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-THA907
Signatur Archivplan:THA907
Titel:Restaurant "Frohsinn"
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2019)
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Thalheim (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Hauptstrasse 98/96
Versicherungs-Nr.:98, 96
Parzellen-Nr.:37
Koordinate E:2650132
Koordinate N:1254377

Chronologie

Entstehungszeitraum:1741
Grundlage Datierung:Inschrift (Kellerportal)
Nutzungen:wohl um 1830/40 Aufgabe des Wirtsbetriebs; Ende 19. Jh. Wiederaufnahme Wirtsbetrieb

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Inschriften:"1741" (Kellerportal)
Würdigung:Am Kellerportal in das Jahr 1741 datierter Mauerbau, der vermutlich bis ins frühe 19. Jahrhundert den Gasthof «zum Bären» beherbergte und später unter dem Namen «Restaurant Frohsinn» wieder als Gastwirtschaft diente. Der blockhafte zweigeschossige Baukörper, der sich über einem hohen Kellersockel erhebt, bewahrt mit dem stirnseitig ehemals fassadenbündig abgeschlossenen Knickdach noch spätgotische Züge. Der im Kellersockel gelegene Hauseingang öffnet sich auf einen kreuzgratgewölbten Mittelgang zwischen grosszügig angelegten Wein- und Gemüsekellern, die als Hinweis auf die ursprüngliche Bestimmung als Wirtshaus verstanden werden können. In der gestaffelten Abfolge von leicht schräg zur Strasse ausgerichteten Häusern im Thalheimer Unterdorf kommt dem Gebäude ein hoher Situationswert zu. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht der teilweise erneuerte Unterdorfbrunnen von 1837 (Bauinventarobjekt THA911B).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Jahrzahl am Rundbogenportal des einen Kellers wurde das Gebäude 1741 errichtet, was zur Gesamtform wie auch zu den konstruktiven Eigenheiten des Dachgerüsts passt. Im ersten Brandkataster von 1809 wird die Liegenschaft als ein «steinernes, zweistökiges, mit Ziegeln gedektes Haus und Scheuer mit gew[ölbtem] Keller» beschrieben. Sie war unter zwei Eigentümern aufgeteilt, wobei für die untere Wohnung (Hausteil A) David Dietiker, Agent (Ortsvorsteher in der Zeit der Helvetik), und für die obere (Hausteil B) Ludwig Umiker, alt Wirth, genannt werden [1]. Aus dieser wie auch den nachfolgenden Eigentümerangaben lässt sich vermuten, dass das Gebäude einst das Gasthaus «zum Bären» beherbergte, bevor dieses um 1830/40 an seine heutige Lage auf halbem Weg zwischen Unter- und Oberdorf verlegt wurde (vgl. Bauinventarobjekt THA905). 1829 wird als Eigentümer für die untere Wohnung Abraham Hug, Bärenwirth, genannt, der 1850 «alt Bärenwirth» heisst. Hausteil B ging 1812 an Ludwig Umiker über und wird 1829 als Eigentum von Hr. Ammann Ludwig Keser und Jakob Schneider, Weibel, erwähnt, wobei Keser etwas später auch als Eigentümer des neuen «Bären» auftaucht.
In den nachfolgenden Jahren finden sich zunächst keine Hinweise auf den Wirtsbetrieb mehr. Vom Wohnhaus und der seit 1829 separat aufgeführten Scheune ging Hausteil A 1852 an Hugs Sohn Martin, 1868 an Heinrich Hug, Cavallerist, und später an dessen Erben über, Hausteil B zunächst an Conrad Dietiker und 1842 an Jakob Härdi, Weibel. 1876 erscheinen beide Hausteile unter den Erben von Heinrich Hug vereinigt. «Verbesserungen» sind 1884 und 1895 erwähnt, in letzterem Fall nach dem Übergang an Jakob Schneider, Pintenwirth. Wohl seit dieser Zeit diente das Gebäude mit dem für das spätere 19. Jh. charakteristischen Namen «Restaurant Frohsinn» wieder als Wirtshaus.
1938 wurde die Scheune durch einen Neubau ersetzt. Nach der Aufgabe des Wirtsbetriebs erfolgte um 2010 der Umbau des Erdgeschosses zu einer Wohnung [2].
Beschreibung:Das ehemalige Restaurant «Frohsinn» und frühere Gasthaus «zum Bären» gehört zu einer kompakten Gruppe von Häusern im Thalheimer Unterdorf, die in ihrer gestaffelten Schrägstellung zur Hauptstrasse am ansteigenden Hang den Strassenraum definieren. Die Strassengabelung vor dem alten Gasthof markiert der kürzlich stark erneuerte Unterdorfbrunnen von 1837 (Bauinventarobjekt THA911B). Der blockhafte, aus mächtigen verputzten Bruchsteinmauern ausgeführte Bau erhebt sich zweigeschossig über einem talseitig fast geschosshoch freiliegenden Kellersockel. Er wird von einem steilen Giebeldach abgeschlossen, das mit dem markanten Knick und dem ehemals fassadenbündigen Abschluss noch Merkmale der spätgotischen Bauweise zeigt. An der südöstlichen Hausecke wird das Mauerwerk durch einen Strebepfeiler verstärkt. Die nach Süden orientierte traufseitige Strassenfront ist dreiachsig gegliedert, wobei das erhöhte Erdgeschoss grossformatige, gefalzte Rechteckfenster, das Obergeschoss hingegen gekuppelte Fensteröffnungen zeigt, beide vielleicht aus der Zeit um 1900. Der im Kellersockel gelegene, axiale Hauseingang wird von einem schlichten Rechteckgewände gerahmt, das wie die übrigen Hausteinelemente aus Muschelkalk besteht. Die östliche Stirnfront besitzt im Giebel schartenartige Lüftungsöffnungen und am Obergeschoss schmale Einzelfenster wohl aus der Entstehungszeit, während die Erdgeschossfenster nachträglich verändert wurden. An der Rückfront ist das Dach über eine in jüngerer Zeit erneuerte Obergeschosslaube herabgeschleppt. Die heute mit Falzziegeln eingedeckten Dachflächen bewahren ihre Geschlossenheit. An die westliche Stirnseite schliesst, wohl in gleicher Stellung wie der im Brandkataster fassbare Vorgängerbau, die Scheune von 1938 an, die heute teilweise zu Wohnzwecken ausgebaut ist (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Der ebenerdige Hauseingang öffnet sich auf einen kreuzgratgewölbten Gang, der zwischen zwei quer zum First ausgerichteten Gewölbekellern angelegt ist. Als grosszügig angelegte Wein- und Gemüsekeller können diese einen Hinweis auf die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes als Wirtshaus geben. Sie besitzen zum Gang hin gefaste, aus Muschelkalk gehauene Rundbogenportale sowie sorgfältig gearbeitete zweiflüglige Brettertüren mit profilierter diagonaler Aufdoppelung wohl aus der Bauzeit. Im Scheitel des westseitigen Portals ist das Baujahr 1741 eingemeisselt. Über eine Steintreppe gelangt man in das hoch gelegene Erdgeschoss. Die beiden Hauptgeschosse sind im Inneren weitgehend modernisiert. In der heute zu einer Wohnung umgebaute Gaststube bestand 1996 noch ein grün-weisser Kastenofen mit Sitzkunst aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. (gemäss Kurzinventar 1996; Erdgeschoss 2019 nicht gesehen). Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion über liegendem Stuhl mit verzäpften Streben. Im Dachgeschoss besteht noch eine Räucherkammer.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Thalheim.
[2] Freundl. Hinweis der Eigentümer (2019).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Brugg, ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1809-1849; CA.0001/0192-0194, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn. zum Wohnhaus, heute Vers.-Nr. 98: 1809: 74A/B, 1829: 80A/B, 1850: 92A/B, 1876: 98 – zum Vorgängerbau der Scheune, heute Vers.-Nr. 96: 1809: 74A/B, 1829: 81A/B, 1850: 91A/B, 1876: 97, 1899: 97).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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