DSI-MER013 Kirchplatz 3, Schwanenstrasse 4, 1699 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-MER013
Signatur Archivplan:MER013
Frühere Signaturen:DOK-MER839.005, INV-MER927
Titel:Kirchplatz 3, Schwanenstrasse 4
Ansichtsbild:
1/1
Gemeinde:Merenschwand
Adresse:Kirchplatz 3, Schwanenstrasse 4
Versicherungs-Nr.:195 A, B, C
Parzellen-Nr.:212
Koordinate E:2670859
Koordinate N:1234807
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2670859&y=1234807

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):11/29/2021
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:1699
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Bau- und Nutzungsgeschichte:Bei der Liegenschaft Kirchplatz 3 / Schwanenstrasse 4 handelt es sich um drei Gebäude, die sukzessive entstanden sind und aneinandergebaut wurden. Das mittlere Gebäude (Geb. Nr. 195 B), eine Bohlen-Ständerkonstruktion, bildet mit den 1699 dendrodatierten Hölzern den ältesten Baubestand der Baugruppe. Die zweigeschossige Baute wurde als Tätschdachhaus errichtet, wobei das Dachtragwerk zu einem nicht genau fassbaren Zeitpunkt zwischen 1706 und dem 19. Jh. einen Umbau unter Wiederverwendung von 1699 dendrodatierten Hölzern erfuhr. Diverse Befunde deuten darauf hin, dass das Gebäude zur Bauzeit weiter nach Westen reichte und eine andere innere Einteilung aufwies. Der westliche Hausteil wich wohl in der 1. Hälfte des 19. Jh. einem neuen Wohnhaus, d. h. dem heutigen Gebäude im Westen. Um den Wohnraumverlust zu kompensieren wurden dem verbliebenen Kernbau im Norden und Osten neue Kammern angefügt. Gemäss Brandkatastereintrag war das Haus noch 1850 mit hölzernen Schindeln gedeckt und wurde dann evtl. 1854, gewiss aber vor 1876 auf Ziegel umgedeckt. Auch wurden zwischen 1880 und 1930 mehrfach Renovationsarbei-ten unternommen. Die Besitzergeschichte lässt sich z. T. aus den Lagerbüchern rekonstruieren und zeigt, dass zwischen 1850 und 1887 alleinstehende oder verwitwete Frauen und Männer das Haus bewohnten, das dann 1891 in das Eigentum der Familie Johann Villiger überging.
Das Gebäude im Westen (Geb. Nr. 195C) kann als Ersatzbau für einen Teil des mittleren Gebäudes verstanden werden, wobei noch diverse Fragen zur Baugeschichte offen sind. Unter jüngeren Schichten lassen sich bei diesem Gebäude Teile eines Ständerwerks erkennen, das aufgrund der Patinierung von Schwellen und Ständern ins 18. Jh. weist. Unklar ist damit, ob es sich bei dem Gebäude im Kern um ein aus Spolien des mittleren Gebäudes errichtetes Haus handelt, das ursprünglich lediglich zwei Raum tief gewesen sein mag und später um eine dritte Raumschicht nach Norden erweitert wurde. Die sichtbaren und prägenden Elemente zeigen das Haus heute als einen Stein-/Riegelbau aus dem 19. Jh. Das Gebäude hat zwischen 1850 und 1875 eine Erweiterung nach Norden erfahren, im 20. Jh. wurde nördlich zudem ein Geräteschuppen angebaut. Das erste Dachgeschoss wurde spätestens im 20. Jh. zu Wohnzwecken umgenutzt. Bis in die Mitte des 19. Jh. hatte das Gebäude im Westen die gleiche Brandversicherungsnummer wie das mittlere Gebäude und noch heute figurieren die beiden Bauten unter der gemeinsamem Anschrift Schwanengasse 4. Die Lagerbücher zeigen, dass wie beim mittleren Gebäude vornehmlich alleinstehende Frauen und Männer (Weber, Fabrikarbeiter, Bahnarbeiter oder Schuhhändler) das Haus bewohnten.
Das östliche Gebäude (Geb. Nr. 195A) an der Kirchgasse weist mit seiner Ständerkonstruktion einen Kernbau auf, der gemäss der dendrochronologischen Untersuchung frühestens 1706 errichtet worden ist. Dieser Kernbau wurde 1823 (d) renoviert und nördlich um einen neuen Ökonomietrakt erweitert. Gemäss den Einträgen in den Lagerbüchern, im 19. und 20. Jh. mehrfach «Verbesserungen» ausweisen, könnte 1897 ein Umbau stattge-funden haben. Ein weiterer Werkstattanbau im Norden entstand wohl um 1900. Wie die beiden anderen Bauten wurde auch das Gebäude im Osten in der 2. H. des 19. Jh. vornehmlich von alleinstehenden und verwitweten Personen bewohnt. Ab 1908 wohnten die Geschwister Alfred und Marie Josef, die beide bei der Bahn gearbeitet haben, in dem Haus.
Beschreibung:Das zweigeschossige, mittlere Gebäude (Geb. Nr. 195 B), (6 x 13 m Grundfläche), ist unter den Wirtschaftsräumen unterkellert und weist einen eingeschossigen Dachstuhl mit Kniestock auf (flachgeneigtes Tätschdachhaus). Die Südfassade mit drei Fensterachsen ist mit Holzschindeln verkleidet, der Bereich des Kniestocks mit Brettern. Das flach geneigte Dach ist mit Ziegeln eingedeckt. Der Eingang ist im Bereich eines Zwischenbaus im Osten situiert und führt direkt in die Küche. Im Erdgeschoss sind südseitig Stube und Nebenstube situiert, daran anschliessend im Norden die Küche, in welcher sich noch ein Sparherd aus dem 19. Jh. findet, und ein Bad. U. a. erhalten haben sich in der Stube die bauzeitliche Bohlenwand, die von einem gefasten Wandrähm gehalten wird, sowie eine barocke Vertäferung. Stilistische Merkmale von Wandrähm und Bohlenwand weisen wie die Dendrodaten auf eine Entstehung des Baus um 1700 hin. Tapetenfragmente auf Zeitungen aus dem Jahr 1895 und 1920er Jahre lassen Modernisierungsmassnahmen datieren. In der Stube findet sich ein Kachelofen mit floralen Motiven in Heimatstilformen. Im Obergeschoss befinden sich im Süden die Haupt- und Nebengadenkammern, über der Küche eine Rauchkammer und über Bad und Werkstatt ein grosser Raum. Auch im Obergeschoss hat sich die bauzeitliche Bohlen-Ständerkonstruktion in grossen Teilen erhalten und ist auch hier aufgrund der einst offenen Küche russgeschwärzt. Das Dachtragwerk zeigt sich als Firstsäulenkonstruktion mit stehendem Stuhl, die von geraden verblatteten Bügen und Sperrrafen verstärkt wird.
Das Gebäude im Westen (Geb. Nr. 195 C) (4,6 x 13,5 m Grundfläche) steht mit seiner kurzen zweiachsigen Traufseite nach Süden. Die westliche Stirnseite ist viel breiter. Hier befindet sich der Eingang mit biedermeierlichem Türblatt. Die unregelmässige Fensterverteilung und der nördliche Anbau weisen auf nachträgliche Veränderungen hin. Das Satteldach, das über dem Anbau abgeschleppt ist, ist mit Tonziegeln gedeckt. Das zweigeschossige Gebäude ist dreiraumtief, unterkellert und hat einen zweistöckigen Dachstuhl. Der Eingang öffnet sich wie beim mittleren Hausteil direkt in die Küche, von der aus die südliche Stube, die nördliche Kammer als auch die Obergeschosse erschlossen sind. In der Stube hat sich ein grüner Kachelofen des 19. Jh. mit Sitzkunst erhalten; die Wände sind mit einem Feldertäfer verkleidet, unter dem sich mehrere Tapetenlagen finden. Der Grundriss des Obergeschosses reflektiert die Struktur des Erdgeschosses. Die Kammern zeigen Vertäfelungen des 20. Jh. Der Dachstuhl, dessen erstes Geschoss Wohnzwecken dient, ist eine einfache Firstständerkonstruktion mit Windverbänden.
Der zweigeschossige Vielzweckbau im Osten (Geb. Nr. 195 A) (7,2 x 16 m Grundfläche), der gegenüber der Kaplanei und traufständig zu dieser steht, weist einen Wohntrakt im Süden und einen Ökonomietrakt im Norden auf. Die Fassaden des Wohnhauses präsentieren sich mit einer horizontalen Holzverbretterung. Die als Giebelseite ausgebildete zweiachsige Stirnseite weist nach Süden und ist im Giebelfeld durch ein Klebdach auf zierbeschnitzten Bügen charakterisiert. Die Ostfassade mit dem Eingang ist unregelmässig befenstert. Das leicht geknickte Sparrendach ist mit Tonziegeln gedeckt. Die Tenne zeigt ein grosses hölzernes Tenntor. Die Aussenwände des Stalls sind verputzt, die nördliche Giebelwand ist z.T. verbrettert. Konstruktiv handelt es sich bei beim Kernbau um eine zweischiffige Ständerkonstruktion, die in einem Schwellenkranz eingezapft ist und deren Wandfüllungen aus Bohlen bzw. Dielen bestehen. Wie auch bei den anderen Bauten führt der Eingang in die Küche, hier mit Windfang. Die Anordnung der Hurd lässt sich anhand gefaster Deckenbalken feststellen. Von der Küche aus werden der Keller und die Obergeschosse über eine Treppe erschlossen. Im Norden ist ein modernes Bad eingebaut, im Süden Stube und Nebenstube angeordnet. In der Stube sind historische Ausstattungselemente erhalten, so die Türe mit barock geschweiften Türbändern, die Wandtäfelung und Täferdecke mit profilierten Deckleisten und der Kachelofen mit Sitzkunst aus dem 19. Jh. Auch hier reflektiert der Grundriss des Obergeschosses die Raumaufteilung des Erdgeschosses. Nördlich an den Wohntrakt schliesst die zweigeschossige Tenne mit modernem Bad an. Der nördlich daran anschliessende Stall wurde zur Werkstatt umgebaut, über der sich die Heubühne befindet.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Merenschwand 4234-1.
Literatur:Pius Räber: Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 123f. (zur Verbreitung des Haustypus).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0514-0517; Brandkataster Gemeinde Merenschwand, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Merenschwand VIII-14/15.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136289
 

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