INV-ARN908 Johannes-Kirche, 1982-1983 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ARN908
Signatur Archivplan:ARN908
Titel:Johannes-Kirche
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2019)
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Arni (AG)
Adresse:Staldenstrasse 8
Versicherungs-Nr.:199
Parzellen-Nr.:336
Koordinate E:2674199
Koordinate N:1241411

Chronologie

Entstehungszeitraum:1982 - 1983
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Autorschaft:Walter Moser, Zürich und Baden (Architekt)
Würdigung:Die „Johannes-Kirche“ wurde 1982-83 nach Plänen von Architekt Walter Moser als erste ökumenische Kirche im Aargau erstellt. Als bauliche Einheit mit dem Gemeindehaus (Staldenstrasse 10) und dem rückwärtig gelegenen Friedhof konzipiert, setzt sie abseits der historischen Strassenbebauung von Arni einen neuen ortsbaulichen Akzent. Das durch gegeneinander gerichtete Pultdächer, grosszügige Fensterfronten und einen kräftigen Glockenturm charakterisierte Sakralgebäude orientiert sich in seiner Gestaltung und Materialität an zeittypischen Formen des profanen Wohnungsbaus. Im Innern sind wesentliche Teile der bauzeitlichen Einrichtung erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Über die Wirren der Reformation hinaus verblieb die Bevölkerung von Arni beim katholischen Glauben, und erst im Verlauf des 20. Jh. kam es mit der wachsenden Zuwanderung aus der Agglomeration Zürich zu einer grösseren konfessionellen Durchmischung. Seit alters her gehören die katholischen Gläubigen der Kirchgemeinde Lunkhofen an, während die protestantischen Gläubigen in der reformierten Kirche Kelleramt organisiert sind [1].
Bereits in den 1950er-Jahren bestand von Seiten der katholischen Bevölkerung das Interesse an einer dorfeigenen Kirche, was 1952 zur Gründung des katholischen Kirchenbauvereins führte. Nachdem das Ziel einer eigenen Kirche zunächst nicht realisiert werden konnte, schliefen die Aktivitäten des Vereins wieder ein, wurden aber in den 1970er-Jahren neu lanciert. Da in der Zwischenzeit aber die Zahl der Reformierten in Arni deutlich angestiegen war, erfolgte 1973 die Gründung eines ökumenischen Kirchenbauvereins. Zugleich plante Arni ein Zentrum für die politische Gemeinde, das gemeinsam mit der ökumenischen Kirche errichtet werden sollte. Aus einem hierfür ausgeschriebenen Architekturwettbewerb ging der aus Schaffhausen stammende, in Zürich und Baden tätige Architekt Walter Moser als Sieger hervor [2]. Die Grundsteinlegung erfolgte am 18. September 1982, und im darauffolgenden Jahr fanden am 24. April die Glockenweihe und am 4. September die Altarweihe statt. 1987 wurde der Friedhof hinter der Kirche eröffnet, 1998 erfolgte der Einbau einer Orgel. Neben der kirchlichen Nutzung stehen die Räumlichkeiten der Kirche auch örtlichen Vereinen zur Verfügung.
Die Bestrebungen zur Errichtung von ökumenischen Kirchenbauten im Sinne einer paritätischen Nutzung hatten in der Schweiz in den frühen 1970er Jahren ihren Anfang genommen. Als frühes Beispiel einer gemeinsamen Planung und Realisierung ist die 1975 eingeweihte Kirche in Kehrsatz bei Bern anzuführen. Bereits in den 1980er Jahren aber kam es kaum noch zu neuen ökumenischen Kirchenbauten, was einerseits mit den schwindenden Mitgliederzahlen der Kirchgemeinden und andererseits mit einer gewissen Ernüchterung im interkonfessionellen Austausch zu erklären ist [3]. Vor diesem Hintergrund stellt die Johannes-Kirche von Arni ein seltenes und kulturgeschichtlich wertvolles Zeugnis der kirchlichen Ökumene dar.
Beschreibung:Die „Johannes-Kirche“ bildet zusammen mit dem Gemeindehaus (Staldenstrasse 10) eine hofartige Anlage, welche nördlich der alten Strassenbebauung ins sanft ansteigende Gelände gesetzt ist. Die beiden hangparallelen Baukörper werden durch einen zurückversetzten Nebentrakt miteinander verbunden; dieser enthält einen Aufbahrungsraum und einen überdachten Durchgang zum rückwärtig gelegenen Friedhof. Eine grosszügige Plattform mit darunter gelegener Tiefgarage bildet die zentrale Erschliessungszone zum Gemeindehaus wie auch zur Kirche.
Die Kirche setzt sich aus zwei Bauvolumen mit unterschiedlich hohen, gegeneinander gerichteten Pultdächern zusammen. Zwischen den beiden Pultdächern liegt ein Oberlichtband, das die dorfseitige Fassadenfront bestimmt. Die Wandfläche unter der Dachtraufe besteht aus vier annähernd quadratischen, raumhohen Feldern mit holzgesprosster Verglasung zwischen Sichtbetonrahmen. Rechter Hand schliesst ein Nebenraum mit Stuhllager an, während sich auf der linken Seite leicht vorkragend der markante Baukörper des Glockenturms ebenfalls unter Pultdach erhebt. Seine massiven, weitgehend geschlossenen Mauerflächen verleihen ihm einen geradezu wehrhaften Charakter. Am oberen Ende der zwei zum Dorf gerichteten Wandseiten sind zwei schartenartige, vergitterte Schallöffnungen für die dahinterliegende Glockenstube eingelassen. Die drei Glocken von 1983 stammen von der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau.
Die nach Westen zum Hof gerichtete Eingangsfront wird von einem ausladenden Vordach beschirmt. Hier befindet sich das eher unscheinbare Kirchenportal, begleitet von zwei holzgesprossten Fensterflächen mit Rahmungen aus Sichtbeton. Dahinter liegt ein schmales, quer zu den Sälen angeordnetes Foyer. Am einen Ende schliesst hier ein im unteren Bereich des Glockenturms gelegener Küchenraum an, am anderen Ende ein Sakristeiraum. Eine Treppe führt zu den Neben- und Luftschutzräumen im Untergeschoss. Zwei Durchgänge auf der Längsseite des Foyers führen ins Kircheninnere, wo der eigentliche Kirchenraum und der Kirchgemeindesaal durch flexible Wandelemente voneinander getrennt werden können. Kirchenraum und Kirchgemeindesaal sind durchgehend mit einem Boden aus rotbraunen Tonplatten belegt und weisen eine holzverkleidete Decke sowie weissverputzte Wände auf. Der um eine Stufe erhöhte Altarbereich befindet sich in der Diagonalachse der hinteren Raumecke, was bei Bedarf eine gesonderte Ausrichtung zu beiden Raumteilen möglich macht. Seitlich an den Altar schliessen dreieckige Wandnischen an, welche für die Lichtführung von Bedeutung sind und dem Raum eine besondere Wirkung und eine gewisse Grosszügigkeit verleihen. Dasselbe gilt für die gezackte Decke, die ihren Scheitelpunkt über den Oberlichtern erreicht und gegen den Altarbereich hinabfällt. Ein zusätzliches Lichtband befindet sich an der nordseitigen Rückwand zum Friedhof hin.
Der Tabernakel wie auch das Kreuz an der Altarwand wurden vom Architekten Walter Moser entworfen, der Wandteppich stammt von der Stiftung Lebenshilfe in Reinach. Ebenso aus der Bauzeit erhalten ist das liturgische Mobiliar. Demgegenüber handelt es sich bei der Orgel um eine nachträgliche Zutat von 1998.
Anmerkungen:[1] Zur Kirchengeschichte in Arni vgl. Rütimann 1991, S. 249-279.
[2] Zum Werk von Walter Moser vgl. Brentini 1994, S. 293-294.
[3] Brentini 1994, S. 243.
Literatur:- Walter Rütimann, Dorfchronik Arni, Arni 1991.
- Fabrizio Brentini, Bauen für die Kirche, Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, Luzern 1994.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136426
 

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