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Schutz / Status |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 3/25/2020 |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1965 - 1966 |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (röm.-kath.) |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Nachkriegsmoderne |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Horta Systembau AG |
Würdigung: | Die röm.-kath. Kirche Lupfig wurde 1965/66 als Prototyp eines von der Horta Systembau AG entwickelten Typenbaus errichtet. Sie ist weitgehend im Originalzustand erhalten und gilt im Gefüge mit dem 1961 erstellten BBC-Werk und der 1962-66 erbauten Grosssiedlung "In den Wyden" architektonisch und sozialgeschichtlich als wertvoller Zeitzeuge des Birrfelds. Notkirchen sind ein typisches Phänomen des Kirchenbaus der Nachkriegszeit. Im Kanton Aargau wurden zwei Typen der im Aargau beheimateten Horta Systembau AG erbaut, nämlich die 1966 geweihte Kirche St. Paulus in Lupfig und die ebenfalls 1966 geweihte Kirche St. Theresia vom Kinde Jesu in Seon. Die Kirche St. Paulus ist nicht nur der Prototyp dieser Montagekirche, sondern hat im Vergleich zur Seoner Kirche, welche Erneuerungen und Anbauten erfuhr, auch den wesentlich grösseren Zeugniswert, da sich hier zudem mehr bauzeitliche Substanz erhalten hat. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die röm.-kath. Pauluskirche in Lupfig wurde 1965/1966 als Prototyp eines von der Horta Systembau AG entwickelten Typenbaus errichtet und ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Lupfig liegt am westlichen Rand des Birrfelds, der einstigen Kornkammer des Aargau. Die Region erfuhr in der Nachkriegszeit mit der 1957 im Zonenplan ausgeschiedenen Industriezone «Birr» einen eindrücklichen Strukturwandel. Hier nahm u. a. 1961 die Firma BBC ihren Betrieb auf und schuf in ihrem Werk Birr 2000 Arbeitsplätze. Diesen neuen Arbeitsplätzen stand ein ungenügendes Angebot an Wohnraum gegenüber, so dass BBC auch die Wohnsiedlung «In den Wyden» in Birr (Charles-Edouard Geisendorf und Robert Winkler, 1962–1966) projektierte. Die Zuzüger in die ursprünglich reformierte Region waren grossteils katholische Gastarbeiter. Die nicht zuletzt für diese Zuzüger errichtete röm.-kath. Pauluskirche in Lupfig stand ursprünglich auf grüner Wiese in Sichtbeziehung zur Wohnsiedlung «In den Wyden» in Birr. Heute ist die Kirche von Wohnbauten umgeben. Ihre wirtschaftliche und technische Bedeutung entfaltet die Kirche St. Paulus als Prototyp eines von der Horta Systembau AG entwickelten Typenbaus. Die Typisierung ist im Baubetrieb der 1960er Jahre ein zeittypisches Phänomen. Im Gegensatz zu Akteuren wie Ernst Göhner hat der Gründer von der Horta Systembau AG, Josef Wernle aus Küttigen (AG), seine Wurzeln aber im Zimmermannshandwerk. Dies merkt man der Kirche St. Paulus mit ihrer Holzkonstruktion an. Die Qualität und Dauerhaftigkeit dieser Konstruktion zeigt sich nicht nur bei St. Paulus, sondern auch bei der typengleichen Pfarrkirche St. Theresia vom Kinde Jesu in Seon. Ihre baukünstlerische Bedeutung entfaltet die Pauluskirche in Lupfig nicht nur als Prototyp eines Typenbaus, sondern mit ihrem zeltförmig heruntergezogenen Satteldach auch als Vertreter der Zelt-Symbolik. Die Zelt-Symbolik prägte den Kirchenbau der 1960er Jahre wie auch die als Montagekirchen ausgebildeten Notkirchen von Hanns Brütsch, z. B. die 1967 geweihte Heiliggeistkirche in Belp (BE), zeigen. |
Beschreibung: | Die Pauluskirche in Lupfig ist durch ihre bis zum Boden herabgeführte steile Satteldachkonstruktion charakterisiert. Bei dem 10-achsigen Bau laufen die als Binder eingesetzten Sparren über den niedrigen Kniestock aus verputzten Betonblöcken hinaus und ruhen auf sichtbaren Sichtbetonfundamenten. In der siebten und achten Achse ist dem Nord-Süd-orientierten Bau auf seiner Ostseite die in der Fassadenanasicht ebenfalls dreieckige Sakristei angelagert, die von einem aus dem Hauptdach hervorwachsenden offenen Satteldach, das als Glockenturm fungiert, überlagert wird. In den nördlichen beiden Achsen befand sich auf drei Geschossen das Pfarreiheim. Die Eingangsfront, welche die Holzkonstruktion des Dachs deutlich ablesen lässt, ist über dem aus dem Bau hervortretenden Eingangsbereich als Fensterwand gestaltet. Die rückwärtige Giebelwand ist holzverschalt und weist drei horizontale Fensterbänder auf. Das den Bau dominierende Dach ist mit Welleternit gedeckt. Der siebenachsige Kirchenraum wird in seiner Wirkung wesentlich von der Satteldachkonstruktion bestimmt. Ein Terrazzoboden, schlichte Holzbänke, niedrige Seitenwände (bzw. Kniestockwände), ein feines Lichtband zwischen Wand und Dach, das Dach mit seinen vom Innenraum aus sichtbaren Sparren und dazwischen Nut- und Federbretter, eine mit vertikal laufenden Nut- und Federbrettern gestaltete Altarrückwand, und die einseitige Belichtung des Altarbereichs, wo der schlichte Volksaltar um eine Stufe erhöht steht, über ein Plexiglasfeld formen die sakrale Stimmung des Kirchenraums. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Kurzinventar Sakralbauten ab dem 20. Jahrhundert (Kantonale Denkmalpflege Aargau 2009). (SAK-LUP001) |
Literatur: | - Fabio Brentini, "Bauen für die Kirche. Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, 1994. - Anke Köth, "Kirche zwischen Feier und Alltag. Christlicher Sakralbau im 20. Jahrhundert im Aargau", in: "Argovia" 2012. - "Aufbau, Wandel und Wirken: Geschichte der Katholiken im Bezirk Brugg", hg. von der Kirchgemeinde Brugg, 2016. - David Zimmer, "Kirchenbau auf Zeit. Das Hilfskirchen-Programm des Fastenopfers der Schweizer Katholiken in den 1960er und 70er Jahren", in: "Das Münster" 2018. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau. |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: SAK-LUP002 Lupfig, Katholische Pfarrkirche St. Paulus, 1966 (Dossier (Spezialinventare))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136513 |
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