DSI-FAW005 Rankweg 16, Holzpavillon, 19. Jh. (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-FAW005
Signatur Archivplan:FAW005
Titel:Rankweg 16, Holzpavillon
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Fahrwangen
Adresse:Rankweg 16
Versicherungs-Nr.:946
Parzellen-Nr.:1502
Koordinate E:2660530
Koordinate N:1238019
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660530&y=1238019

Schutz / Status

Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:B (regionale Bedeutung)
Kantonale Unterschutzstellung (DSI):3/17/2021
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Kleinbauten und -anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Gartenhaus, Pavillon
Epoche / Baustil (Stufe 3):Schweizer Holzbaustil

Dokumentation

Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Gartenpavillon stand ursprünglich im Park einer heute nicht mehr existierenden Villa in Seon auf der westlichen Seite der Seetalerstrasse. Aufgrund seiner für den Schweizer Holz­stil typischen Formensprache lässt er sich ins späte 19. Jh. datieren. Die auf Gips gemalten Malereien an der hinteren Rückwand könnten eine spätere Ergänzung aus dem frühen 20. Jh. darstellen. Mitte des 20. Jh. wurde der Pavillon auf die ge­genüberliegende Strassenseite in den Garten des spätgotischen Bauernhaues mit der Hausnummer 61 (INV-SEO903) versetzt. Nach seiner Versetzung wurde er nicht mehr un­terhalten und sollte abgerissen werden. Zu diesem Zeitpunkt weckte der Pavillon jedoch bei der Eigentümerschaft des Hauses Herti, Haldenweg 52, in Hallwil (DSI-HAW001) Interesse, so dass 2009/2010 dessen Translozierung nach Hallwil erfolgte. Vorgesehen war nicht nur eine fachmännische Instandsetzung des Gartenpavillons, sondern auch ein Bauprojekt, das diesen auf harmonische Weise in das Areal des Hauses Herti integrieren sollte. Das vorge­sehene Bauprojekt sowie die Restaurierung des Pavillons kamen jedoch nicht zu Stande; stattdessen wechselte 2011 die Eigentümerschaft. Da der neue Eigentümer keine Verwen­dung für den Gartenpavillon sah und dieser durch eindringendes Regenwasser inzwischen stark beschädigt war, wurde er 2019 zunächst nach Küttigen in die Zimmerei und Schreine­rei Holzbau Gebrüder Wehrli GmbH transportiert. In der Zwischenzeit fand sich die jetzige Eigentümerin, die sich für eine Instandsetzung des Gartenpavillons durch das Unternehmen Schäfer Holzbautechnik AG, Dottikon, entschied. Deshalb erfolgte ein erneuter Transport des demontierten Gartenpavillons von Küttigen nach Dottikon, wo er 2021 von Schäfer Holzbautechnik AG und der Restaurierungsfirma Link + Link GmbH sowie Knöchel+Pungi­tore AG konsolidiert und in Stand gesetzt wurde. Der neue Standort des Gartenpavillons im Garten der Liegenschaft Rankweg 16 in Fahr­wangen entspricht der Kleinbaute in bester Weise und bietet einen angemessenen räumli­chen Kontext für diesen Bautypus. Der grosse Garten bietet genügend Raum, damit der Holzpavillon angemessen zur Geltung kommt.
Beschreibung:Der eingeschossige Holzpavillon im Schweizerhausstil steht auf einem Steinsockel und ver­fügt über einen querrechteckigen Grundriss. Sein Satteldach mit einem Quergiebel über dem längsseitigen Zugang ist schieferbedeckt. Die aufwändige Holzständerkonstruktion ist mit geschnitzten Zierelementen und Ausfachungen mit dekorativ gesägten Brettern verse­hen. Während die hintere Längsseite aus senkrechten Paneelen besteht, ist die vordere nur mit Holzlamellenläden geschlossen. Die beiden Querseiten bestehen über der hölzernen Sockelzone fast vollständig aus Buntglasfenstern (Mousselinegläser, bzw. Überfanggläser), die oben von ornamentalen Schnitzereien in den Dreieckszwickeln eingefasst werden.
Das Innere des Gartenpavillons überrascht mit einem reichen Dekor. An der rückwärtigen Längsseite befindet sich über einem kassettierten Lambris eine Wandmalerei (Leimfarbe auf Kalkputz). Die drei Bildfelder sind von profilierten Rahmen umgeben, von denen das schmale in der Mitte mit einem Rundbogen abschliesst, während die breiteren äusseren oben in Form eines flachen Eselsrückens enden. Die zentrale Trompe-l'oeil-Malerei zeigt eine Halbrundnische mit zwei Putti in Grisaille, die einen farbigen Blumenkorb tragen. In den seitlichen Bildfeldern sind Landschaftsdarstellungen enthalten, von denen die linke eine Jagdszene am Wildbach und die rechte eine Seelandschaft in den Alpen mit einer Hirten­szene zeigt. Sie weisen Ähnlichkeiten mit der ab 1804 gedruckten Panoramatapete "Les Vues de Suisse" der Manufaktur Jean Zuber in Rixheim bei Mühlhausen (Elsass) auf, die eine Phantasielandschaft auf der Grundlage von Kupferstichen des Berner Oberlandes dar­stellt. (Über ein Exemplar der Rixheimer Panoramatapete "Les Vues de Suisse" verfügt bei­spielsweise auch das Rathaus in Lenzburg, wo die frühere Obere Ratsstube im zweiten Obergeschoss 1815 damit ausgestattet wurde.) Ein umlaufendes Holzgesims trennt die Wand von der vergipsten Hohlkehle und der an­schliessenden Gipsdecke ab, die beide eine architektonische Trompe-l'oeil-Malerei aufwei­sen. Über dem Holzgesims in der Hohlkehle verläuft ein Akanthusfries. An der Decke befin­det sich ein aufgemalter Stuckdekor bestehend aus einem ovalen Deckenspiegel, Rankenornamenten in den Ecken sowie einem rechteckigen profilierten Rahmen mit zentra­len Stuckmedaillons auf den Quer- und Längsseiten, die emblematisch die vier Jahreszei­ten zeigen.
Erwähnung in anderen Inventaren:In Fachinventaren ist der Gartenpavillon aus Seon noch nicht erfasst, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass er an seinen früheren Standorten in Seon und Hallwil vom öffentlichen Grund aus kaum sichtbar war und der Bautypologie Gartenpavillon als Klein­baute weniger wissenschaftliche Beachtung geschenkt wird als z.B. grossen öffentlichen Bauten.
Literatur:- "Wie man auf dem Land baut. Der Schweizer Holzstil im 19. Jahrhundert" von Johann Jacob Jansen (ETH Zürich 2015)
- "Schweizer Holzbautradition. Ernst Gladbachs Konstruktion eines ländlichen Nationalstils" von Daniel Stockhammer (ETH Zürich 2015)
- "Hei­matstil: Reformarchitektur in der Schweiz 1896-1914" von Elisabeth Crettaz-Stürzel (Frau­enfeld 2005)
- "Historistisches Fachwerk. Zur Architekturgeschichte im 19. Jahrhundert in Deutschland, Grossbritannien (Old English Style), Frankreich, Österreich, der Schweiz und den USA" von Michael lmhof (Bamberg 1996)
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136772
 

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