INV-HEK927 Bahnwärterhaus, 1874 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HEK927
Signatur Archivplan:HEK927
Titel:Bahnwärterhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Gleisseitige Ansicht von Norden (2020)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Hendschiken
Adresse:Dintikerstrasse 20
Versicherungs-Nr.:45, 46
Parzellen-Nr.:1288
Koordinate E:2658902
Koordinate N:1248181

Chronologie

Entstehungszeitraum:1874
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bahnwärterhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:In den Formen des Schweizer Holzstils errichtetes Bahnwärterhaus von 1890, das zur Sicherung des östlichen Niveauübergangs von Hendschiken diente. In leicht vergrösserter Ausführung entspricht das Gebäude einem Typenprojekt der Schweizerischen Centralbahn (SCB) aus der Entstehungszeit der Aargauischen Südbahn. Beim gleisseitigen Rundbau handelt es sich um eine Schrankenwärterbude aus der Zeit um 1930, die wohl anlässlich des Doppelspurausbaus errichtet wurde und dem Bahnwärter als Witterungsschutz beim Bedienen der Schranken diente. Die aus zwei verschiedenen Epochen stammenden Bauten bilden ein kleines, intakt erhaltenes Ensemble, dem im Zusammenspiel mit der Bahnhofanlage von Hendschiken (Bauinventarobjekte HEK921 und HEK926) ein erheblicher eisenbahngeschichtlicher Zeugenwert zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Unter der Regie der Schweizerischen Centralbahn (SCB) wurde 1874-1882 die Aargauische Südbahn (ASB) als Gotthardzubringer von Brugg bis Immensee erbaut. Auf dem Gemeindegebiet von Hendschiken gab es mehrere Niveauübergänge, die durch Bahnwärterhäuschen gesichert wurden. So sind mit Brandkatastereintrag von 1874 insgesamt vier "Bahnwärterhäuschen von Holz mit Blechdach" verzeichnet, welche vermutlich sehr einfach ausgestaltet waren und im Laufe der Zeit wieder abgegangen sind [1]. Vermutlich als Nachfolger eines dieser Gebäude entstand 1890 das bestehende Bahnwärterhaus. Der entsprechende Eintrag im Brandkataster lautet auf "Wärterhaus von Stein und Holz", im Besitz der Schweizerischen Centralbahn und später der Schweizerischen Bundesbahn.
Wohl in Zusammenhang mit dem um 1930 erfolgten Doppelspurausbau der Bahnlinie wurde gleisseitig eine Schrankenwärterbude errichtet, die dem Bahnwärter bei Bedienen der Schranken als Witterungsschutz diente.
Mit der zunehmenden Automatisierung der Bahnschranken kamen die Bahnwärterhäuschen ausser Gebrauch und wurden in der Folge vielerorts abgebrochen. Das vorliegende Bahnwärterhaus wurde vor einigen Jahren von der SBB an eine Privatperson veräussert und dient heute zu reinen Wohnzwecken.
Beschreibung:Das ehemalige Bahnwärterhäuschen steht am östlichsten der insgesamt drei Bahnübergänge von Hendschiken, auf der Südseite der Geleise. Es handelt sich um eine etwas grössere Variante des von der Schweizerischen Centralbahn bereits um 1855 entwickelten Typenprojektes "Bahnwärterhaus" (vgl. Fotodokumentation). Das Gebäude ist in den für den Bahnbau damals typischen Formen des Schweizer Holzstils gehalten. Es handelt sich um ein auf annähernd quadratischem Grundriss erstelltes kleinformatiges Gebäude mit Hauptgeschoss und ausgebautem Dachgeschoss, geborgen unter einem mittelsteilen, ausladenden Satteldach. Das Hauptgeschoss ist aus Kalksandsteinen errichtet, der Oberbau als Holzkonstruktion in der für den Schweizer Holzstil typischen Blockbauweise. Die Blockvorstösse wie auch die Pfettenköpfe weisen kunstvoll ausgesägte bzw. beschnitzte Profile auf, was dem an sich schlichten Gebäude einen gewissen Charme verleiht. Erwähnenswert ist auch der sorgfältig gefügte hölzerne Windfang des ehemaligen Hauseingangs, welcher an der südöstlichen, strassenzugewandten Traufseite als eingeschossiger Vorbau unter Pultdach in Erscheinung tritt. Die Fenster im gemauerten Erdgeschoss weisen stichbogige Gewände aus Kunststein auf, während die doppelt angeordneten Giebellichter am hölzernen Oberbau mit einem feinen, ornamental gestalteten Blendrahmen ausgestattet sind. Erhalten sind auch die bauzeitlichen Brettläden mit effektvoll ausgeschnittenen pflanzlichen Ziermotiven.
Im Innern hat sich die ursprüngliche Raumstruktur in wesentlichen Teilen erhalten. Trotz teilweiser Modernisierung sind die für den Haustyp charakteristischen engen Verhältnisse und der einfache Ausbaustandard heute noch spürbar, so am Beispiel der schmalen, halbrund gewendelten Holztreppe ins obere Geschoss. Gegen Nordwesten schliesst an den Kernbau ein jüngerer Anbau unter Schleppdach an, welcher einen Sanitärraum enthält (Anbau nicht Teil des Schutzumfangs). Unter dem Kernbau erstreckt sich ein vergleichsweise geräumiger Keller (Kellerdecke erneuert und auf eine kräftige Holzsäule abgestützt).
Dem Bahnwärterhäuschen ist gleisseitig eine sogenannte "Schrankenwärterbude" vorgestellt, die dem Bahnwärter als Witterungsschutz beim Bedienen der Schranken diente. Die Anlage stammt aus der Zeit um 1930, als die Bahnstrecke zu einer Doppelspur ausgebaut wurde und entsprechend mehr Zugsverkehr generierte. Der schlichte, eternitverkleidete Flachdachbau weist einen auffälligen polygonalen Grundriss und grosse Fensterflächen auf, was eine ungehinderte Sicht auf die Geleise ermöglichte.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137694
 

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