INV-SUP904 Fatimakapelle, 1956-1957 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SUP904
Signatur Archivplan:SUP904
Titel:Fatimakapelle
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2021)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Schupfart
Ortsteil / Weiler / Flurname:Elsten
Adresse:Kirchgasse 86.1
Versicherungs-Nr.:86
Parzellen-Nr.:1018
Koordinate E:2639901
Koordinate N:1262246
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2639901&y=1262246

Chronologie

Entstehungszeitraum:1956 - 1957
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kapelle
Epoche / Baustil (Stufe 3):Konservative Moderne

Dokumentation

Würdigung:1956/57 südöstlich des Dorfes errichtete Kapelle zu Ehren der Marienerscheinungen von Fátima. Die schlichte Kapelle mit Glockenturm zeigt eine für die 1950er-Jahre charakteristische Zurückhaltung im architektonischen Ausdruck, der sich an heimatlich-regionalen Bauformen orientiert und im Innenraum auf eine wohnlich-geborgene Atmosphäre hinzielt. Die Chorwand mit der Statue der Madonna von Fátima sowie der in Sgraffito ausgeführten Darstellung der drei Seherkinder ist ein kultur- und religionsgeschichtliches Zeugnis der Marien- und Gnadenbildverehrung sowie den damit verbundenen Pilgerfahrten im 20. Jahrhundert. Mit der sorgfältigen landschaftlichen Einbettung der Fatimakapelle kommt ihr ein hoher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Schupfarter Fatimakapelle wurde 1956–1957 zu Ehren der Marienerscheinungen von Fátima errichtet. Ähnlich wie bereits 1846 in La Salette (Frankreich) und 1858 in Lourdes (Frankreich) erfuhren 1917 auch im portugiesischen Dorf Fátima Kinder aus sehr bescheidenen Verhältnissen Marienvisionen. Sechs Mal erschien die Gottesmutter den Hirtenkindern Lucia, Francisco und Jacinta. Während die Geschwister Francisco und Jacinta wenige Jahre nach den Erscheinungen an der Spanischen Grippe starben, wurde ihre Cousine Lucia Nonne. Noch vor der offiziellen Anerkennung der Erscheinungen durch die römisch-katholische Kirche im Jahr 1930 fand bereits eine rege Verehrung durch Gläubige am Ort der Erscheinung statt. 1920 fertigte der portugiesische Bildhauer Jose Ferreira Thedim (1892–1971) gemäss den Visionsbeschreibungen Lucias eine Marienstatue an. Anlässlich des dreihundertsten Jahrestags der Weihe Portugals an die Jungfrau Maria wurde der Madonnenfigur 1946 vom Nuntius Kardinal Aloisi Masella feierlich eine von renommierten portugiesischen Juwelieren angefertigte Krone aufgesetzt. Ab 1930 entwickelte sich Fátima zu einem internationalen Wallfahrtsort. Zusätzlich zu den Wallfahrten wurden auch Devotionskopien der Marienstatue auf Reisen zu den Gläubigen geschickt [1]. Von 1953 bis 1963 fanden zwei Pilgerfahrten durch die Schweiz statt. Der Weg der zweiten Reise im Herbst 1953 führte von Basel dem Rhein entlang Richtung Bodensee und dabei auch nach Schupfart [2]. Die Präsentation des Gnadenbildes Unserer Lieben Frau von Fátima in Schupfart kann als konkreter Anlass für den Kapellenbau gesehen werden.
2011 geriet der Glockenturm der Kapelle derart in Schieflage, dass er abgestützt werden musste. Zudem zeigten sich an der Fassade und auf dem Kapellenboden Risse. Untersuchungen des Untergrundes ergaben, dass locker gelagertes Material und die Auslaugung des darunterliegenden gipshaltigen Gesteins die Absenkung verursacht hatten. Das Fundament wurde durch Mikropfählung stabilisiert, wobei vier Mikropfähle die Last in die tieferliegenden tragfähigeren Schichten leiten. An der Sanierung beteiligten sich freiwillige Helfer aus der Bevölkerung. Im Rahmen der Instandsetzung wurde der Wandbrunnen an der Westseite des Glockenturmes entfernt, die Umgebung der Kapelle umgestaltet sowie ein neuer Zugangsweg geschaffen. Die Einweihung der sanierten Kapelle fand anlässlich einer Maiandacht an Pfingsten 2013 statt [3].
Beschreibung:Die Fatimakapelle befindet sich südöstlich des Dorfkerns allein in der Flur. Dem schlichten, mit einem Satteldach bedeckten Rechtecksaal ist an der Südwestecke ein kleiner Glockenturm beigestellt, der ebenfalls ein Satteldach trägt. An der nördlichen Giebelseite befindet sich der Eingang, der von einem Vordächlein geschützt ist. Die östliche Trauffassade weist drei, die westliche zwei Rechteckfenster mit Kunststeingewänden auf.
Der Innenraum zeigt hell verputze Wände, ein holzsichtiges Deckentäfer und zwei Reihen Holzbänke. Die Fensterscheiben sind mit verschiedenen Grün- und Gelbtönen gestaltet. Im Süden befindet sich an der Chorwand über dem Altar auf einer Konsole stehend die Statue der Madonna von Fátima. Sie folgt ganz dem 1920 von Thedim gemäss den Visionsberichten geschaffenen Typus einer auf einer Wolke stehenden Marienfigur mit weissem, an den Rändern mit goldigen Stickereien verziertem Kleid sowie Übergewand und den zum Gebet gefalteten Händen, über die ein Rosenkranz gelegt ist. Auch die üppig geschmückte Krone der Schupfarter Madonna orientiert sich ganz am Vorbild in Fátima. Im unteren Bereich der Chorwand sind in Sgrafitto (Kratztechnik) die Hirtenkinder dargestellt, denen die Marienerscheinung in Fátima zuteilwurde; auf der linken Seite wohl die Geschwister Francisco mit Hirtenstab und die kniende Jacinta, rechts deren Cousine Lucia mit zum Gebet gefalteten Händen und einem Schaf im Hintergrund.
Anmerkungen:[1] Mathilde Tobler, «Wahre Abbildung». Marianische Gnadenbildkopien in der schweizerischen Quart des Bistums Konstanz, in: Der Geschichtsfreund, Bd. 144, Stans 1991, S. 89–93.
[2] Die Stationen dieser Reise im Aargau waren Kaiseraugst, Wallbach, Mumpf, Obermumpf, Schupfart, Gansingen, Leibstadt-Schwaderloch, Leuggern, Döttingen, Klingnau, Koblenz und Zurzach. (Tobler 1991, S. 91, Anm. 72.)
[3] Schupfart Baugesuchsarchiv, Baugesuch Nr. 976 (2012); Römisch-Katholische Kirche im Aargau, Fatimakapelle, Schupfart, https://www.aargauerkapellen.ch/kapellen/FatimakapelleSchupfart/Index.php (30.08.2022).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Römisch-Katholische Kirche im Aargau, Fatimakapelle, Schupfart, https://www.aargauerkapellen.ch/kapellen/FatimakapelleSchupfart/Index.php (30.08.2022)
Quellen:- Gemeinde Schupfart Baugesuchsarchiv, Baugesuch Nr. 976 (2012).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139547
 

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