DSI-ZUZ004 Gassenbach 22, 1803 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-ZUZ004
Signatur Archivplan:ZUZ004
Frühere Signaturen:KI-ZUZ902
Titel:Gassenbach 22
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Zuzgen
Adresse:Gassenbach
Versicherungs-Nr.:69
Parzellen-Nr.:112
Koordinate E:2634759
Koordinate N:1263745
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2634759&y=1263745

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):9/13/2022
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:1803
Grundlage Datierung:Inschrift am Schlussstein des Tenntors. Vermutlich ist er in Folge eines Dorfbrandes im Juli 1801, dem sechs Häuser zum Opfer fielen, entstanden. (Franz Xaver Bronner, Der Kanton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert, St. Gallen 1844, Bd. 1, S. 109.)

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Dokumentation

Würdigung:Der stattliche Baukörper von 1803 bewahrt mit den Bruchsteinmauern, der Dachkonstruktion sowie den aus Sandstein gehauenen Gewänden von Türen und Fenstern seine handwerklich sorgfältig ausgeführte Originalsubstanz sowie sein bauzeitliches spätbarockgeprägtes Äusseres. Mit seiner für Juragiebelhäuser typischen Gliederung in einem Wohnteil mit vierteiliger Grundrissdisposition und einem gemauerten Ökonomieteil mit mittigem Tenn ist er ein aussagekräftiges Beispiel dieses vor allem im Fricktal sehr verbreiteten Bautypus. Für das Ortsbild von Zuzgen stellt er als Zeuge der his­torischen Bebauung ein wichtiges und prägendes Element dar.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Im vorderösterreichischen Fricktal wurden im Zuge der bildungspoliti­schen Reformen unter Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Joseph II. in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Gemeinden Schulen eingerichtet. Da die dazu vorhandenen finanziellen Mittel in
den meisten Gemeinden bescheiden ausfielen, wurde der Unterricht meist in einer Bauernstube oder in der Wohnung des Schulmeisters abgehalten. In Zuzgen fand der erste Schulunterricht im Vorgän­gerbau des heutigen bäuerlichen Vielzweckbaus Gassenbach 22 statt. Jener gehörte dem Lehrer Sebastian Frisch. Da das erste Schulhaus erst 1811 gebaut wurde, fand der Unterricht wohl zeit­weise im heutigen bäuerlichen Vielzweckbau statt, wofür ebenfalls eine mündliche Überlieferung be­steht. Im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als "Wohnhaus samt Scheune und Stall nebst Anbau mit gewölbtem Keller und Schopf mit Weintrotte, zwei Wohnungen unter Ziegeldach beschrieben" beschrieben (StAAG, CA.0001/0594-0596, Brandkataster Gemeinde Zuzgen 1850-1938). Damaliger Eigentümer war Wilhelm Frei. Ab 1870 gehörte das Gebäude Emil Frei. Die beiden separaten Wohneinheiten waren wohl geschossweise aufgeteilt und gehörten im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Emil Frei, Sohn und Emil Frei, Vater. Beide Parteien besessen zudem einen Anteil an der Scheune, dem Schopf und dem Anbau. 1996/97 erfolgte eine sorgfältige Gesamtsanierung, welche die historische Bausubstanz und die äussere Erscheinung des Kernbaus respektierte. Der von einem Pultdach bedeckte Anbau an der westlichen Stirnseite unter dem sich ein grosser tonnengewölbter Keller befunden hatte, wurde abgebrochen und durch einen Neubau mit Satteldach ersetzt.
Beschreibung:Bei dem stattlichen bäuerlichen Vielzweckbau Gassenbach 22 handelt es sich um ein charakteristisches Juragiebelhaus, wie sie für die historischen Ortsbilder im Fricktals und am Jurasüdfuss prä­gend sind. Der längliche, zweigeschossige Baukörper ist aus verputztem Kalkbruchstein-Mauerwerk errichtet und gliedert sich in einen westlichen Wohnteil und einen östlichen Ökonomietrakt mit mitti­gem Tenn und äusserem Stall, was dem Bautypus eines Mittertennhauses entspricht. Nur das Bruchsteinmauerwerk der östlichen Stirnseite ist unverputzt. Das durchlaufende, geknickte Sattel­dach ist mit einer doppelten Biberschwanzdeckung versehen und weist über dem Wohnteil eine ge­wölbte Untersicht auf. Konstruktiv handelt es sich um ein Sparrendach mit Aufschieblingen. Die Süd­fassade des Wohnteils ist in vier Achsen gegliedert. Die axialsymmetrische Befensterung mit den Stichbogengewänden aus Sandstein verleiht dem Gebäude eine spätbarocke Prägung. Die sechstei­ligen Sprossenfenster sind Neuanfertigungen, die sich an dem originalen Bestand orientieren. Der ebenfalls mit einem stichbogigen Sandsteingewände gestaltete Hauseingang besitzt ein teilweise er­neuertes Türblatt, dessen rautenförmigen Aufdoppelung aus profilierten Friesbrettern zum Teil noch bauzeitlich ist. Die Südfassade des Ökonomietraktes wird durch das mächtige Tenntor zwischen dem Wohnteil und dem Stall bestimmt. Es verfügt über ein kämpferloses Rundbogengewände aus Sandstein mit Radabweisern. Der hervorgehobene Schlussstein zeigt das Baudatum «1803» und die Initialen «FIS» und «HIM», die sich wohl auf den Bauherren beziehen. Das Fenstergewände des Stalls greift mit seinem stichbogigen Sturz die Fensterform des Wohnteils auf, besteht aber aus Holz. Über dem Stall im Bereich der Heubühne ist die Fassade zwecks guter Durchlüftung mit gewändelosen, schlitz­
artigen Lüftungsöffnungen versehen. Rückwärtig wurde an den Ökonomietrakt nachträglich ein Anbau unter einem Pultdach angefügt. Die rückwärtige Fassade des Wohnteils zählt zwei Achsen, die mit gefalzten Rechteckfenstern aus Holz besetzt sind.
Im Innern wurde der Wohnteil modernisiert, wobei die bauzeitliche Raumstruktur mehrheitlich erhal­ten blieb. Er zeigt die für Juragiebelhäuser charakteristische vierteilige Grundrissdisposition beste­hend aus einem südseitigen Vorderhaus mit Stube und Nebenstube sowie einem nördlichen Hinter­haus mit Küche und Kammer. Parallel zum Tenn verläuft ein durchgehender Gang. Erhalten sind auch die originalen Deckenbalkenlagen. Im Zuge der letzten Baumassnahmen wurden die damals schlecht erhaltenen Innentüren mit Zargen unter Verwendung der originalen Bänder und Beschläge nach historischem Vorbild erneuert. Der Kachelofen in der erdgeschossigen Stube bei der Ge­samtsanierung 1996/97 eingebaut. Beim ursprünglichen Kachelofen handelte es sich um ein Werk des in der Region renommierten Hafners Wolfgang Schmidt aus Gipf-Oberfrick. Davon zeugt eine überlieferte Frieskachel im Besitz der Eigentümerschaft mit den Initialen «FrISAK» und der Jahres­zahl «1815». Im Obergeschoss über der Treppe befindet sich eine Lampe von 1902 aus der rö­misch-katholischen Pfarrkirche Zuzgen (Kantonales Denkmalschutzobjekt ZUZ002). Sie besitzt einen blütenkelchformigen Lampenschirm aus Glas und einen Ausleger mit schmuckvoll geschwungenem Rankenblatt aus Metall. Die Türrahmen, Türblätter und Stuckprofile der Zimmerdecken sind teils erneuert, wobei sie sich am bauzeitlichen Bestand orientieren.
Erwähnung in anderen Inventaren:KI-ZUZ902
Literatur:- Edith Hunziker, Peter Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IX: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 457–458; 471.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Basel 2002, S. 162, Abb. 308.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
KI-ZUZ902 Ehem. Bauernhaus von 1803, Keine Angabe (Dossier (Kurzinventar))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139845
 

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