Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1937 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bergwerk |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das 1937 bis 1967 kommerziell betriebene Herznacher Bergwerk steht in der Tradition des seit dem 13. Jahrhundert belegten Eisenerz-Abbaus im Fricktal. Von der weit verzweigten Anlage sind die beiden Stolleneingänge und das imposante trichterförmige Verladesilo, eine Eisenbetonkonstruktion von 1941, als eigentlicher Blickfang erhalten. Das Herznacher Bergwerk ist ein wertvolles industriegeschichtliches Denkmal, welches die einstige Bedeutung dieses Industriezweigs für die gesamte Region bezeugt. Teile des ausgedehnten Stollensystems sollen der Öffentlichkeit zu Demonstrationszwecken und als Ausstellungsraum zugänglich gemacht werden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der Eisenerzabbau ist im Fricktal seit 1207 urkundlich belegt. Die frühen Gruben befanden sich auf Wölflinswiler und Oberfricker Gemeindegebiet, wo das Erzflöz zuerst im Tagbau und später mittels bescheidener Stollenbauten gewonnen wurde. Im Laufe des 18. Jh. kam die Erzgewinnung praktisch zum Erliegen. Im Zuge der massiven Verknappung und Verteuerung von Roheisen während des Ersten Weltkriegs aber machte man sich wieder verstärkt auf die Suche nach inländischen Erzvorkommen. Damals besann man sich auch auf den mittelalterlichen Erzabbau im Aargauer Jura. 1919 wurden in einem verlassenen Steinbruch an der Ostseite des Hügelzugs Hübstel westlich von Herznach Proben entnommen, die einen recht hohen Eisengehalt von 20 bis 32 Prozent ergaben. Noch im Frühjahr 1919 stellte die "Studiengesellschaft für die Nutzbarmachung schweizerischer Erzlagerstätten" ein Bergbau-Konzessionsgesuch, dem die Aargauer Regierung noch im selben Jahr entsprach. Nach ausführlichen Sondierschürfungen begann man 1937 mit dem kommerziellen Abbau. Während der Kriegsjahre waren im Herznacher Bergwerk zwischen 100 und 150 Personen beschäftigt. 1940 übernahmen die Jura-Bergwerke mit Sitz in Frick den Betrieb. 1942 ging eine neue Transportanlage, eine Seilbahn zur Verladestation in Frick, in Betrieb. Da in der Schweiz ein geeigneter Hochofen fehlte, wurde das Fricktaler Eisenerz zur Verhüttung ins deutsche Ruhrgebiet exportiert. Als Kompensation erhielt die Schweiz Roheisenlieferungen, die den Fortbestand der inländischen Maschinenindustrie sicherten und letztlich auch für die Landesverteidigung von Bedeutung waren. Ab 1947 erfolgte die Verhüttung in den Von-Roll-Werken von Choindez. Mit der Umstellung des Hochofens auf phosphorarmes Eisen machte die Verarbeitung des Herznacher Erzes keinen Sinn mehr, so dass der Grubenbetrieb 1967 eingestellt werden musste. Zwischen 1937 und 1967 wurden in Herznach insgesamt 1,6 Mio. Tonnen Eisenerz gefördert. Nach der Stilllegung 1967 ging das Bergwerk in die Hände des Mühlenbauers und Schlossers Ulrich Hohl über. 2002 baute er das Silo in ein Wohnhaus mit Gästezimmern um. 2009 wurde das Projekt "Zurück in den Stollen" ins Leben gerufen, mit dem ein Teil des einsturzgefährdeten Bergwerks wieder zugänglich gemacht werden soll [2]. |
Beschreibung: | In den ersten Betriebsjahren wurde das Erz auf Rollwagen, welche von Diesellokomotiven gezogenen wurden, aus den Stollen geführt. Lastwagen brachten das Material nach Frick auf die Eisenbahn. 1941/42 wurde der steigenden Abbauleistung mit der Errichtung eines Verladesilos, einer Transportseilbahn und einer Verladestation in Frick Rechnung getragen. Aus den Stollen gelangten nun die Rollwagen über eine Zufahrtsbrücke auf die Plattform des kreisrunden Silos und wurden hier gekippt. Das kürzlich sanierte Silo ist eine trichterförmige Eisenbetonkonstruktion auf kreisrundem Sockel, mit einem Fassungsvermögen von 1000 Tonnen. Den Trichter und die Kipp-Plattform schützt ein flachgeneigtes Dach mit interessanter hölzerner Zangenkonstruktion. Zum Schutz der Anlage wurde das offene Dachgerüst vor einiger Zeit mit einer Bretterverschalung versehen. Die mit Eisenbetonmasten ausgestattete Seilbahn führte auf einer Länge von 4,2 km praktisch in gerader Linie über den Kornberg nach Frick. Mit ihren 120 Wagen, die je 600-700 kg Erz zu befördern vermochten, galt sie als eigentliches Pionierwerk in der Geschichte des Seilbahntransports [1]. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Bühler 1986, S. 74-82. [2] "Zurück in den Stollen des ehemaligen Bergwerks": Bericht in der Aargauer Zeitung vom 28. Okt. 2011. |
Literatur: | - Rolf Bühler, Bergwerk Herznach. Erinnerungen an den Fricktaler Erzbergbau, Aarau 1986. - Albert Schmid, "Mer luege zrugg", Herznach seit dem Jahre 1097, Herznach 1999, S. 45-52. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=14254 |
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