INV-OBH907 Benken 91, 1574 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OBH907
Signatur Archivplan:OBH907
Titel:Benken 91
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Oberhof
Ortsteil / Weiler / Flurname:Benken
Adresse:Benken 91
Versicherungs-Nr.:91
Parzellen-Nr.:480
Koordinate E:2644254
Koordinate N:1254754
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2644254&y=1254754

Chronologie

Entstehungszeitraum:1574
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Der zweigeschossige spätgotische Mauerbau im Benkenhof ist das älteste Haus der Gemeinde. Es bewahrt in seinem dickwandigen aufgehenden Mauerwerk von 1574 noch Teile der originalen Fenstergewände mit gekehlten Kreuzstockfenstern. Die gleichmässig gesetzten Lichter der talseitigen Stirnfront und die Dachkonstruktion stammen aus späterer Zeit. Bermerkenswert ist die Konstruktion eines Teils der Geschossdecken als Eichenbalkendecken mit dazwischenliegenden Mörteltonnen aus der Bauzeit.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Auf dem Benkenhof wirkten ein Bauer und ein Senn , die je einen Hof als Lehen bewirtschafteten [1]. Die alte Benkenstrasse teilte die beiden Hofgebiete in einen östlichen und einen westlichen Hof. Die Häuser dazu standen aber beide westlich der Strasse nahe beieinander, wobei sich die zum südlichen Haus gehörende, gesondert stehende Stallscheune immer östlich der Strasse befand. Der südliche Hof mit Vers. Nr. 91 wird in den Akten seit dem 16. Jahrhundert das "Bauernhaus" genannt, der nördliche Hof, 1708 erbaut und 1969 leider abgerissen, wurde stets als "Sennhof" bezeichnet, obwohl er eine Getreidemühle enthielt.
In diesem wirtschaftlichen Umfeld ist der Bau des südlichen Benkenhofs zu sehen. Das Wohnhaus wurde gemäss einer Urkunde vom 16. September 1708 im Jahre 1574 von dem aus Rheinfelden gebürtigen, in Offenburg wohnhaften und in Freiburg als Regenz Herr amtierenden Ludwig Eggs erbaut. Weitere Besitzer waren im 17. Jh. der Baron Grammont und Eggsische Erben. 1781 verkaufte Joseph Freiherr von Stotzingen den ganzen Hof, der ihm seit 1750 gehörte, an Major Heinrich Hunziker in Aarau. Hauptmann Gottlieb Hunziker veräusserte den Benkenhof im Jahr 1800, und zwar den Bauernhof an Josef Meier aus Frick und den Sennhof an Xaver Mettauer aus Oberfrick. Damit waren erstmals die Besitzer gleichzeitig auch die Bewirtschafter der Höfe. Über die Besitzergeschichte im 19.Jh. und 20.Jh. geben die Brandkatasterbücher von 1805–1898 Auskunft [2].
Der Befund an der noch bestehenden Bausubstanz, die einen gewissen städtisch-bürgerlichen Einfluss nicht ganz verleugnen kann, lässt den Schluss zu, dass wesentliche Teile des Gebäudes noch auf das Baujahr 1574 zurückgehen, obwohl mehrere Umbauphasen das äussere Erscheinungsbild stark verändert haben. Die der Strasse zugewandte Traufseite mit gotisch profilierten Fenstergewänden aus Hausteinen lässt erahnen, dass die talabwärts gerichtete Giebelseite im Erd- und Obergeschoss ursprünglich wohl ebenfalls in spätgotischer Manier mit asymmetrisch verteilten, vielleicht teilweise gestaffelten Fenstern versehen war. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts muss die heutige Gliederung mit den grossen Einzelfenstern und der giebelseitige Eingang entstanden sein. Der ursprüngliche Eingang befand sich gemäss Auskunft der Eigentümer an der strassenseitigen Fassade, wie bei einem Umbau zutagegetretene Gewändereste vermuten lassen. Auf Höhe des Dachgeschosses ist die Giebelseite als einfach gegliedertes, stark dimensioniertes und urtümlich wirkendes Fachwerk ausgeführt, welches aussen verputzt ist. Vor etwa 50 Jahren wurden die steil aufragenden Sparren entfernt und der First stark heruntergenommen, womit die heutige, sehr geringe Dachneigung entstand. Das rauchgeschwärzte Dachgerüst ist hingegen noch weitgehend erhalten.
Der südseitig angebaute Holzschopf scheint seit Anbeginn integrierender Bestandteil der Hausanlage gewesen zu sein, obwohl hier auf den ersten Blick keine originalen Bauteile mehr erkennbar sind. Er fügt sich an die grosse Küche, die wohl ehemals der Sennerei diente. Hier wurde die anfallende Milch zu Butter, möglicherweise auch zu Käse verarbeitet. Westlich der Küche schliesst ein grosser Keller mit einer Decke aus Eichenbalken an.
Zum Wohnhaus gehörte schon immer eine Stallscheune (Vers. Nr.93) zur Versorgung des Viehs, aber auch zur Aufbewahrung und Aufarbeitung der Ackerfrüchte. Dieses Gebäude stand offenbar schon seit jeher auf der andern Strassenseite. Noch 1805 handelte es sich um einen Holzbau mit Strohdach. Zwischen 1817 und 1828 wurde dieser Bau durch die noch heute bestehende, gemauerte doppelte Stallscheune mit Ziegeldach ersetzt, die in der Zwischenzeit allerdings mehrere Erweiterungs- und Modernisierungsphasen erlebt hat. Etwas südlich davon, leicht zurückversetzt, steht ein Schopf mit darunterliegendem Gewölbekeller (Vers. Nr.92).
Beschreibung:Den Benkenhof setzte sich aus dem nördlichen "Sennhof" (1708 erbaut und 1969 abgebrochen) mit zugehöriger Getreidemühle (1851 durch die Oberhofer Mühle, Bauinventar OBH903, ersetzt), und aus dem "Bauernhaus" mit Nebengebäuden zusammen. Der spätgotische Mauerbau ist im aufgehenden Mauerwerk weitgehend erhalten. Jedoch prägen eine spätbarocke Überformung der Schaufassade und bauliche Veränderungen des 19. und 20.Jh. (Verlust des Steildachs um 1940/50) das heutige Erscheinungsbild.
Der breitgelagerte, aus mächtigem Bruchsteinmauerwerk zweigeschossig aufgeführte Baukörper trug ursprünglich ein steiles Giebeldach. Erhalten ist davon die liegende Stuhlkonstruktion mit eingezäpften Kopfhölzern sowie Schrägstreben zur Versteifung des Gefüges in Längsrichtung. Um 1940/50 trug man die alte Sparrenkonstruktion bis auf den erwähnten liegenden Stuhl ab und setzte ein flachgeneigtes Rafendach darauf, womit die für spätgotische Mauerbauten charakteristische Steildachform verloren ging.
Die ursprüngliche Befensterung ist an der östlichen Trauffront überliefert. Hier finden sich am Obergeschoss unregelmässig verteilte und unterschiedlich grosse spätgotisch gekehlte Lichter. Diese ersetzte man im frühen 19.Jh. durch regelmässig angeordnete Fensteröffnungen mit Ladenfalz und profiliertem Sims. Der Hauseingang erhielt gleichzeitig eine segmentbogig ausgeschnittene Einfassung. Die Strebepfeiler an den Trauffassaden sind wohl eine spätere Zutat.
Die tragenden, in Fachwerk konstruierten und mit Kalkmilch bestrichenen Innenwände aus grossen breitrechteckigen Gefachen sind im OG teilweise sichtbar belassen. Das EG gliedert sich in das talseitige Vorderhaus mit Stube und Nebenstube sowie einen Stichgang, welcher der Strassenfront entlangläuft und auf den Treppenaufgang ins OG mündet. Im Hinterhaus sind die geräumige Küche und ein ebenerdiger Keller mit Schlitzfensterchen angelegt. Die Küche besitzt einen Hintereingang vom Holzschopf her. Die Zwischenräume der Eichenbalkendecke des Kellers sind in einer seltenen Gips-Mörtel-Gusstechnik mit Gewölben ausgeführt. Dieses Deckensystem wiederholt sich in den Erschliessungszonen des Hauses. Das Obergeschoss ist mittels eines über der Küche liegenden Vorraums erschlossen, von wo eine Treppe auf den Dachboden führt. Auf die Bauzeit von 1574 gehen wohl auch die raumteilenden Fachwerkwände zurück, die vor allem im Obergeschoss noch deutlich zu erkennen sind. Die bemerkenswerte Deckenkonstruktion, welche im EG (Kellerraum) als auch im OG stellenweise erkennbar ist, besteht aus einer eng verlegten Eichenbalkenlage, deren Zwischenräume mit einer Mörtelmasse tonnenförmig ausgestrichen sind. Auf dem Dachboden sind die Balkenzwischenräume als Brandschutzmassnahme mit einem Lehmestrich ausgefüllt. Aus der Bauzeit dürfte eine Blocktreppe mit aufgesattelten Stufen stammen, die vom Estrich auf den Kehlboden führt.
Anmerkungen:[1] Im Folgenden gemäss Quellenforschung Fasolin 1995: Pächter vor 1805, soweit bekannt: a) Bauernhof, auch Meierhof genannt: 1616: Leonhard Zimmermann; 1628: Martin Frey «Villico in Benckhen»; 1633: Hans Frey (und Margretha Ersam); 1647: Johann Jakob Frey, gest. 1.12.1683 (und Anna Müller); Vor 1692: Hans Jakob Frey «der Benckhenbaur» (gest. 1692); 1699: Joseph Frey; 1708: Johann Suter von Frick. b) Sennhof: 1512: Lorenz Rippstein von Kienberg war Rinderhirt auf dem Benken; 1615: NN Reimann; 1621: Jakob Bircher «Senn zu Benkhen»; Um 1626: Johannes Treier; 1630: Jakob Bircher «Lacticinari in Benckhen» (und Salome Ersam «Lacticinari uxor in Benckhen»); 1637: Johann Treier «Lacticinarius in Benckhen»; Vor 1664: Martin Leonhard Anckhli «gewester Senn zu Benckhen», gest. 25.03.1664; 1687: Christen Wittwen; 1699: Johannes Maurer; Vor 1708: Anton Frei von Oberhof; 1708: Anton Treier; 1732: Lukas Treier (und Eva Frey); 1750: Johann Treier; 1761: NN Lenzin; 1769: Anton Treier.
Zu ergänzen wäre, dass das gesamte Gelände der früheren beiden Benkenhöfe seit etwa 1800 laufend aufgesplittert wurde, was zum Bau mehrerer neuer Höfe führte: Stockmatt (2 Höfe, der östliche 1798 erbaut, im Gemeindebann Asp, früher jedoch zum Benkenhof gehörend), Benken (2 Höfe, der nördliche 1856 erbaut), Sennweid (3 Höfe, der eine (Nr. 94) 1845 erbaut, 1898 abgebrannt und wieder aufgebaut, der zweite 1863 erbaut, 1878 abgebrannt, der dritte vor 1876 erbaut, nach 1970 abgebrochen), sowie Neusiedlungen im Zuge der Güterregulierung (Benkenhof (Passhöhe), Ämmethof (an der Stelle des 1878 abgebrannten Hofs), Sennweid).
[2] Nr. 91 (Alte Nummern: 1876: 85, 1850: 78, 1828: 81, 1805: 96 (LB Herznach!) Besitzer: 1805: Josef Meier auf dem Benken; 1817: Ferdinand Treier und Agatha Meier; 1828: Heinrich Wehrli; 1850: Heinrich Wehrlis Witwe; 1854/1876/1898: Jakob Senn; Nach 1898: Jakob Rohr, Jakobs, in Rohr; 1931: Erben des August Hofer, Antons. Nach 1931: Werner Hofer; 1955: Julius Pfister; 1958: August Eisinger, Liestal; Zurzeit: Fam. Bruno Bircher-Schüttel.
Detailinformationen (aufgrund der Lagerbücher) Beschrieb: 1805: a: Ein zweistöckiges, gemauertes Haus, mit Ziegeldach. b: Eine hölzerne Scheune und Stall, mit Strohdach. c: Ein angebautes Holzhaus, mit Ziegeldach. 1828: Ein Wohnhaus samt angehängtem Holzschopf, von Stein, 2 Stock hoch, 2 Feuerwerke, 1 ungewölbter Keller, mit Ziegeldach. 1850: Wohnhaus mit Schopfanbau, aus Stein, 2 Stock hoch, mit Tremkeller, mit Ziegeldach. 1876: Wohnhaus mit Schopfanbau, aus Stein, mit Tremkeller, mit Ziegeldach. Samt Anbau. 1898: Wohnhaus und Schopf aus Stein, Riegel und Holz, mit Ziegeldach. Änderungen 1955: Wohnhaus und Schopf aus Stein und Holz, mit Ziegeldach. Mass: 1828: L 57’, B 40’. 1850: L 66’, B 53’, H 19’. 1876: L 12,6, B 12,9 m, H 5,4 m. Anbau L 12,6 m, B 8,4 m, H 2,7 m. Wert: 1805: 2000; 1828: 3000; 1850: 3600, später 5150; 1876: 9000; 1898: 9000; 1931: 11000; 1955: 20000; 1958: 35000.
Detailinformationen (aufgrund der Lagerbücher) zu Nr. 93 (Alte Nummern: 1876: 86, 1850: 79, 1828: 82, 1805: 108 (fehlt im Lagerbuch 1805)). Besitzer: 1828: Heinrich Wehrli; 1850: Heinrich Wehrlis Witwe; 1854/1876: Jakob Senn; 898: Wie oben Nr. 91 mit Zusatz, dass Landwirt Rudolf Wehrli vor 1915 (?) diese Gebäulichkeiten noch besessen hat (zwischen Jakob Senn und Jakob Rohr). Beschrieb:1805: Eine hölzerne Scheune und Stall, mit Strohdach (s.Nr. 91). 1828: Eine abgesonderte doppelte Scheuer mit doppelter Stallung von Stein mit Ziegeldach. 1850: Gebäude mit 2 Scheunen und 2 Ställen, aus Stein, mit Ziegeldach. 1876: Gebäude mit 2 Scheunen und 2 Stallungen, aus Stein, mit Ziegeldach. 1898: Scheune aus Stein, mit Ziegeldach. Ergänzung 1906: Einfahrt. Ergänzung 1918: Schopf und Anbau; Ergänzung 1955: Scheune und Anbauten aus Stein, mit Ziegeldach. Mass: 1828: L 58’, B 33’. 1850: L 57’, B 39’, H 18’. 1876: L 17,4 m, B 12,3 m, H 5,1 m. Wert: 1805: 600; 1828: 1900; 1850: 2000, später 2850; 1876: 4800. 1898: 5050; 1906: 7800; 1915: 11000; 1918: 12000; 1919: 13000; 1925: 19000; 1955: 35000; 1958: 38000; 1968: 73000.
Detailinformationen (aufgrund der Lagerbücher) zu Nr. 92 (Alte Nummern: 1876: 87, 1850: 80 , 1828: ?. Besitzer: 1850: Heinrich Wehrlis Witwe; 1854/1876: Jakob Senn; 1898: Wie oben Nr. 91! Beschrieb: 1850: Schopf aus Stein, mit Gewölbekeller, mit Ziegeldach; 1876: Schopf aus Stein, mit Gewölbekeller, mit Ziegeldach. 1898: Kellergebäude aus Stein, mit Ziegeldach. Mass: 1850: L 24’, B 15’, H 7’. 1876: L 7,2 m, B 4,5 m, H 2,1 m. Wert: 1850: 200, später 300; 1876: 3000. 1898: 1100; 1930: 2550; 1931: 2500; 1955: 4000; 1968: 8000.
Literatur:- Werner Fasolin, Quellenforschung zu einigen Gebäuden in Oberhof, Dezember 1995.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Brandkataster, CA.0001/0335-37 1850 - 1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, VI-13/1.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-OBH839.001 Benken 91, Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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