Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1693 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Kellertür) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Pfarrhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1693" (Kellertürsturz), "1774" (Hauseingang, Schlusstein) |
Würdigung: | Das Pfarrhaus ist ein dreigeschossiger Mauerbau spätgotischer Prägung mit steilem Satteldach und rundem Treppenturm an der westlichen Traufseite. Reste einer dekorativen Farbfassung an einer vermauerten Fensternische weisen ins 16./17. Jh., eine illusionistische Muschelkalotte in grünlichblauer Camaïeu-Malerei schmückt eine Wandnische aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Auf dem Hügelsporn über dem Dorf entfalten das Pfarrhaus, die Pfarrkirche (Bauinverntarobjekt WWI901) und das Alte Schulhaus (Bauinverntarobjekt WWI904) als harmonische Baugruppe eine weithin sichtbare Fernwirkung. Noch immer umgibt die alte verputzte Bruchsteinmauer mit Ziegelabdeckung das mit 90 auf 50 m beachtliche Geviert des Pfarrhofs, welche auch die freistehende Pfrundscheune (Bauinverntarobjekt WWI903) mit einschliesst. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Pfarrhaus geht in seiner volumetrischen Erscheinung und seinen Giebellichtern ins 16. / 17.Jh. , mit seiner übrigen Befensterung hingegen in die zweite Hälfte des 18. Jh. zurück [1]. Datierte Bauteile und Baunachrichten setzen im Jahr 1684 (datierter Biberschwanzziegel) und 1693 ein, als unter der Osthälfte des Hauses zwei Keller abgetieft wurden. Der Umbau belegt, dass das Pfarrhaus damals bereits in seiner heutigen Abmessung Bestand hatte. 1748 wird der Zustand des Hauses mit Ausnahme der Umfassungsmauern als baufällig bezeichnet. 1759 führte Meister Luntzj Freÿ einen grossen Umbau durch, bei dem der Baukörper und der bestehende Treppenturm neue Öffnungen erhielten und ein neuer Dachstuhl konstruiert wurde. Ein neuer Abortanbau kam an die südliche Giebelseite zu liegen. Die Jahreszahl 1774 am Sturz des Hauseingangs bezieht sich wohl auf den Abschluss der Umbauarbeiten. 1831 wurden erneut umfangreiche Reparaturarbeiten an Öfen, Kaminen, Fenstern und Böden vorgenommen. Erstmals wird ein Saal genannt. 1915 befand sich vor allem der Treppenturm in bedenklichem Zustand, so dass ein Neubau erwogen wurde. Architekt End aus Boswil und Zürich rettete den typologisch aussagekräftigen ursprünglichen Bauteil mit Hinweis auf die traditionelle "Bestimmung und Bezeichnung" des Pfarrhauses. Weitere Renovationen fanden 1957/58, 1983 (Dachpartie über dem Treppenturm komplett erneuert) und 1997 statt. Letztere führte zur unsachgemässen Auskernung der beiden Obergeschosse, welcher die Balkendecken mit Schiebböden und Bretterböden zum Opfer fielen. Die Sanierung förderte Wandmalereifragmente zutage, die von Restaurator Bruno Häusel, Rheinfelden, konserviert und teilweise sichtbar gemacht wurden. |
Beschreibung: | Der über einem nahezu quadratischen Grundriss errichtete dreigeschossige Baukörper zählt an der talseitigen Trauffassade wie an den Giebelfronten zwei weit auseinandergerückte Achsen mit Rechteckfenstern. Der gemauerte Treppenturm besetzt ungefähr die Mitte der östlichen Trauffassade. Mit Ausnahme des Kellertürgewändes (am Rundbogen aus Kornbergstein datiert 1693), dem Schlussstein der Haustür (datiert 1774) und den Giebellichtern wurden sämtliche Fenster- und Türgewände in jüngerer Zeit erneuert. Das auf der nördlichen Giebelseite und am Treppenturm betretbare Gebäude gliedert sich pro Stockwerk in vier ungefähr gleich grosse Räume. Die hölzerne Spindeltreppe des Treppenturms erschliesst auf allen Geschossen das nordwestliche Zimmer. Im Nordostzimmer des 1.Obergeschosses kamen bei der jetzigen Innenrenovation in beiden Aussenwänden stichbogige Leibungen der früheren Befensterung zum Vorschein. Nach Norden handelt es sich um ein einzelnes Fenster, das genau vom heutigen Licht überschnitten wird. Nach Osten zeichnen sich zwei vermauerte Öffnungen ab, zwischen denen das heutige Fenster sitzt, so dass jeweils nur die eine Leibung der früheren Lichter erhalten ist. Die inneren Leibungskanten sind jeweils in Form von gekehlten, in einem sphärischen Dreieck auslaufenden Nischen abgeschrägt. Diese tragen auf der untersten von drei gut erkennbaren Putzschichten eine dekorative Farbfassung vermutlich aus dem 16. Jh. Die Nischenkanten sind rot gefasst und von schwarzen Doppellinien begleitet. Die Putzschichten der Nischen sind in die später vermauerten Leibungen hineingezogen. Da die jetzt entfernte Nischenverfüllung mit der übrigen Vermauerung nicht identisch ist, muss die Gestalt der Fensteröffnungen in verschiedenen Etappen verändert worden sein. Von den im Südostzimmer des 1.Obergeschosses freigelegten Wandmalereien gehören jene an der Südwand (graue Rahmenfassung und Bollenfries sowie eine Lorbeergirlande mit Kordelgehänge) eher dem 16. Jh. an. Die Ostwand birgt eine nachträglich verfüllte Wandnische, die von einem gemalten Architekturrahmen (grau mit dunkleren Konturlinien) vermutlich aus dem 17. Jh. gefasst wird. Seine Bekrönung bildet ein schmucke Fächerrosette. Unter der talwärts gelegenen östlichen Gebäudehälfte befinden sich zwei Keller mit Kreuzgratgewölben. Der nördliche ist mit Tonplatten, der südliche mit Kornbergerstein in fugenlosen Reihen mit Schrägschnitt belegt. Der alte kirchenseitige Kellerhals wurde verschlossen und im Hausinneren durch eine steile und kaum mannsbreite Treppe mit Segmentbogengewölbe ersetzt, welche sich längsschief durch das Mauerwerk zum Nordwestzimmer im Erdgeschoss bohrt. Das Sparrendach über doppeltem liegendem Stuhl mit kräftig ausgebildeten, gezäpften Kopfhölzern stammt wohl von 1759 und weist Ähnlichkeit mit dem Dachgerüst über der Pfrundscheune (Bauinverntarobjekt WWI903) auf. Noch immer umgibt die alte verputzte Bruchsteinmauer mit Ziegelabdeckung das mit 90 auf 50 m beachtliche Geviert des Pfarrhofs, der mit seiner Längsseite die Hangkante säumt und nur an der Westseite durch ein breites Tor betreten werden kann. Direkt am Eingang innerhalb der Ummauerung liegt die freistehende Pfrundscheune, in der Südwestecke und südlich des Pfarrhauses ist je ein Gartenhäuschen angeordnet. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, 4182-6. |
Anmerkungen: | [1] Baugeschichte gemäss Bossardt 2010. |
Literatur: | - Patrick Bircher, Wölflinswil Oberhof, Zwei Dörfer - ein Tal. Hsg. Gemeinden Wölflinswil und Oberhof, 1991. - Rückblende, Dorfchronik Wölflinswil und Oberhof. Kulturkommission Wölflinswil-Oberhof, 1997, S. 91. - Jürg Andrea Bossardt, Manuskript KDM, 2010 (Kantonale Denkmalpflege Aagau). - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 159. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Brandkataster, CA.0001/0366-68, Brandkataster Wölflinswil 1850 - 1938. |
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Related units of description |
Related units of description: | Mutiert nach: DSI-WWI002 Stöckli 29, röm.-kath. Pfarrhaus und Pfarrhofmauer, 1693 (ca.) (Dossier (Denkmalschutzinventar))
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=15672 |
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