DSI-MWI012 Schloss Wildegg, Schlosshof, Gartenanlage, 1600 (ca.)-1835 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-MWI012
Signatur Archivplan:MWI012
Titel:Schloss Wildegg, Schlosshof, Gartenanlage
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Möriken-Wildegg
Parzellen-Nr.:111
Koordinate E:2655184
Koordinate N:1252384
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655184&y=1252384

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Kleinbauten und -anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Garten privat
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):7/18/2022
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:A (nationale Bedeutung)
Kantonaler Schutzumfang:integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:approx. 1600 - 1835
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Geschichte der heutigen Gartenanlage reicht in die Bauphase des spätgotischen Schlosses zurück. Vor 1600 wurde östlich unterhalb des Schlosshofes auf einer Terrasse der Alte Schlossgarten gebaut. Noch in der ersten Hälfte des 17. Jh. wurde der Weingarten ummauert. Ab 1687 veranlassten Bernhard Effinger und seine Gemahlin Barbara von Salis-Soglio umfangreiche bauliche und betriebliche Modernisierungen der Domäne sowie die Gestaltung zur feudalen Schlossanlage. In diesem Zusammenhang wurde um 1690 der Neugarten (heute "Lust- und Nutzgarten") am westlichen Hang des Schlossberges errichtet. 1777 erfolgte der Bau der Lindenterrasse westlich unterhalb des Schlosshofs sowie dessen Zusammenschluss mit dem alten Terrassengarten. In den 1830er Jahren wurden die Gartenanlagen umgestaltet und in den im Wesentlichen heute noch bestehenden Zustand gebracht. Dabei wurde unter anderem eines der Gartenportale Bernhard Effingers versetzt. Der sogenannte Französische Garten (heute "Rosengarten") im Nordosten der Anlage wurde 1834/35 angelegt, wobei man auch ein Rebhaus erbaute. Im frühen 20. Jh. wurden die beiden baufälligen Eckpavillons des Neugarten abgebrochen. Nach dem Übergang der Schlossanlage an das Schweizerische Landesmuseum wurden sie 1926/27 rekonstruiert und das Gartenareal als Niederstamm-Obstanlage und Gemüsegarten genutzt. Von 1996 bis 1998 wurde auf der Grundlage eines gartendenkmalpflegerischen Gutachtens unter der Leitung von Stöckli, Kienast & Koeppel, Landschaftsarchitekten, Wettingen, eine Rekonstruktion des Neugartens vorgenommen.
Beschreibung:Die Gartenanlage von Schloss Wildegg gliedert sich in mehrere zu verschiedenen Zeiten entstandene Kompartimente. Den ältesten Freiraum der Schlossanlage stellt der Schlosshof dar. Von Nordosten her wird er durch einen Torbogen aus Muschelsandstein mit ziegelge-decktem Treppengiebel betreten, der an seiner Aussenseite im Scheitel die Jahreszahl 1618 und eine skulptierte Wappentafel trägt. Nach und nach erhielt der Schlosshof durch die Zufügung von Gebäuden (1661 Schlossscheune; 1825 Erlacherhaus;1886 Landhaus von Julie von Effinger) seine heutige Gestalt und räumliche Wirkung. Zwischen dem eingeschossigen Erlacherhaus und der Schlossscheune befindet sich ein eleganter, halbrunder Treppenaufgang. Vom oberen Ende der Treppe führt der Weg zur Brücke über den Schlossgraben und zum Eingangstor des Schlosses. Nordwestlich neben der Brücke führen einige Stufen zu einem baumbedeckten Plätzchen neben der Schlossscheune, von wo sich ein eindrückliches Panorama mit Jurakette und Aaretal darbietet. Westlich hinter der Scheune findet sich ein weiterer exponierter Aussichtspunkt mit einem Erker und einem Gedächtnisbaum in Form einer schattenspendenden Rosskastanie. In der südöstlichen Ecke und am tiefsten Punkt des Schlosshofs steht ein achteckiger Hofbrunnen, begleitet von einer Winterlinde. Am westlichen Rand des Hofes tritt eine elegante Toranlage aus Muschelkalk in Erscheinung, die von Obelisken flankiert wird. Das barocke Rundbogenportal verfügt über Pilaster und einen gesprengten Dreiecksgiebel, in dessen Zentrum sich der Sechsberg (bzw. doppelter Dreiberg) aus dem Wappen der Effinger erhebt. Das Gebälk schmückt auf jeder Seite ein lateinischer Sinnspruch als Hinweis auf die sittlichen Grundsätze der Schlossherren. Das barocke Portal bildete ursprünglich den oberen Eingang zum Neugarten vom Treppenweg her und wurde in den 1820er Jahren an seine heutige Stelle versetzt. Hinter der Toranlage führt eine zweiflügelige Treppe mit einem schmiedeeisernen Podestgeländer und steinernen Wangen auf die tiefer liegende Lindenterrasse. Die Lindenbäume lassen die 15 mal 45 Meter messende und 1777 gebaute Terrasse als schattigen Freilicht-Saal erscheinen. Dessen rechte Seite ist als Rasenparterre mit zwei buchsgefassten Kompartimenten gestaltet, die linke Seite ist ein chaussierter (bekiester) Platz. Mittig unter der Treppenanlage befand sich hier eine ebenfalls 1777 gebaute Grotte mit einem Wasserbassin, gespeist vom Überlaufwasser des Hofbrunnens. An deren Stelle steht heute der 1936 gebaute Wandbrunnen von G. Gull dessen Wasserspeier als Löwenkopf gestaltet ist.Östlich an die Lindenterrasse schliesst der Alte Schlossgarten an. 1702 wurde er von zwei Türmchen flankiert, das östliche diente als Treppenabgang und das westliche als Gartenpavillon. Noch bis in die 1840er-Jahre wurde der Alte Schlossgarten als "Krautgarten" genutzt, um dann mit Bäumen bepflanzt zu werden. Heute beherbergt er zwei Rosskastanienbäume und ein Rhododendronbeet und tritt als unscheinbarer Kiesplatz in Erscheinung. Der Alte Schlossgarten wurde vor 1600 erbaut und ist damit der älteste noch erhaltene Garten auf Schloss Wildegg. Auf der Lindenterrasse, gegenüber der Brunnenanlage, beginnt zwischen zwei Torpfosten der ursprünglich 240 Meter lange Treppenweg, welcher die Bernstrasse und die zum Schloss gehörende Taverne (später Gasthof Bären) am Fuss des Schlosshügels mit dem Schlosshof verband und einen Höhenunterschied von rund 70 Metern überwand. Heute existiert nur noch der obere, 60 Meter lange Abschnitt von der Lindenterrasse zum Neugarten. Der Treppenweg war eine Achse, welche Schlosshof, Neugarten und Weingarten miteinander zu einer Gesamtkomposition verband. Entlang des restaurierten Treppenwegs wurden anstelle von verkümmerten Obstgehölzen 30 Eibenbüsche als zukünftige Formschnittgehölze gepflanzt. Inzwischen ist eine Allee aus vier Meter hohen, kegelförmig geschnittenen Eiben entstanden. Der in Abgrenzung zum Alten Schlossgarten sogenannte Neugarten (bzw. "Lust- und Nutzgarten") liegt losgelöst vom Schloss auf halber Höhe zwischen diesem und der Talstrasse. Durch Abtrag von Fels und dem Bau von Stützmauern wurde um 1690 eine leicht geneigte, halbtrapezförmige Gartenfläche von 3300 Quadratmeter gewonnen und somit ein weitherum sichtbarer, mit zwei Eckepavillons geschmückter, herrschaftlicher Garten erstellt. Möglicherweise wurde Bernhard Effinger während seiner diplomatischen Mission beim französischen König Ludwig XIV. im Jahr 1687 zum Bau des barocken Neugartens inspiriert, als er die kurz vor der Vollendung stehenden Gärten in Versailles von André Le Nôtre erblickte. Nach dem Bau der Lindenterrasse 1777 verlor der Neugarten als Erholungs- und Repräsentationsraum zunehmend an Bedeutung, behielt aber bis ins frühe 20. Jh. seine Funktion als Produktionsort von Obst und Beeren, Gemüse und Blumen für die Schlossherrschaft. Die reiche Binnenstruktur des Gartens, insbesondere das Wegsystem, wurde aber aufgegeben, und die beiden Eckpavillons abgebrochen. Die heutigen Eckpavillons sind Rekonstruktionen von 1926/27 und tragen ein geknicktes und abgeschlepptes Spitzdach. 1996-1998 wurde der Neugarten gestützt auf historische Pläne und Ansichten und anhand zeitgenössischer Vergleichsobjekte rekonstruiert. Das Bepflanzungskonzept wurde von der Stiftung ProSpecieRara realisiert, die es auch weiterhin betreut. Einen kulturhistorischen Höhepunkt bilden die vielen Kartoffelsorten, denn die Wirtschaftsbücher von Bernhard Effinger belegen, dass die Effinger zu den Pionieren bei der Einführung der Kartoffel in der Schweiz gehörten. Bergseitig schliesst eine kräftige 3,6 m hohe, mit Obstspalieren bedeckte Stützmauer den Neugarten ab. Der Weingarten erstreckt sich bis zum Fusse des Hangs und besitz eine Einfriedung aus der ersten Hälfte des 17. Jh. An der Ostmauer befindet sich auf der Höhe des Neugartens eine barocke Portalanlage. Der 1834/35 angelegte Französische Garten (bzw. Rosengarten) ist der jüngste Teil der Anlage.
Literatur:- Die Burg Wildegg und ihre Umgebung, 1949.
Inschriften:Am westlichen Rand des Hofes tritt eine elegante Toranlage aus Muschelkalk in Erscheinung, die von Obelisken flankiert wird. Das barocke Rundbogenportal verfügt über Pilaster und einen gesprengten Dreiecksgiebel, in dessen Zentrum sich der Sechsberg (bzw. doppelter Dreiberg) aus dem Wappen der Effinger erhebt. Das Gebälk schmückt auf jeder Seite ein lateinischer Sinnspruch als Hinweis auf die sittlichen Grundsätze der Schlossherren: Nordseite: OMNIA PRUDENTER ET RESPICE FINEM (In allem was du tust, tue es klug und bedenke das Ende. Kurzfassung von "Quidquid agis, prudenter agas et respice finem" aus den Gesta Romanorum); Südseite: NOMEN BONUM MELIUS QUAM DIVITIA MULATE, ODOR VIRTUTIS ME-LIOR (Ein guter Name ist besser als viel Reichtum, noch besser ist der Schmuck der Tugend).
Im Zentrum der talseitigen Längseite befindet sich ein weiteres von Obelisken flankiertes barockes Schmucktor, das von einem gesprengten Rundgiebel und dem Effingerschen Sechsberg bekrönt ist und ebenfalls am Gebälk Sinnsprüche aufweist (Nordseite: NON MINUS EST QUAERERE QUAM QUESTA PARTA TUERI (Es ist nicht geringer, das Erreichte zu bewahren, als es zu erwerben. Kurzform von "Nec minor est virtus, quam quaerere, parta tueri", Ovid, Ars Amatoria, 2, 13).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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