INV-ABT907 Sinserstrasse 21, 23, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ABT907
Signatur Archivplan:ABT907
Titel:Sinserstrasse 21, 23
Bezirk:Muri
Gemeinde:Abtwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Sinserstrasse 21, 22
Versicherungs-Nr.:76 (westlicher Hausteil), 79 (östlicher Hausteil)
Parzellen-Nr.:537 (westlicher Hausteil), 597 (östlicher Hausteil)
Koordinate E:2669706
Koordinate N:1225316
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2669706&y=1225316

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:In der Tradition der Tätschhäuser stehendes Doppelwohnhaus, dessen Baugeschichte zumindest bis ins mittlere 18. Jahrhundert zurückreicht. Trotz erheblicher baulichen Veränderungen haben sich wesentliche Teile der historischen Wand- und Dachkonstruktion erhalten, denen aufgrund ihres Alters ein hoher baugeschichtlicher Zeugniswert zukommt. Durch seine Lage am östlichen Dorfeingang besitzt der langgestreckte Baukörper grosse Bedeutung für das Ortsbild. An beiden Hausteilen ist die originale Ständerkonstruktion heute durch jüngere Wandverkleidungen abgedeckt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das vermutlich um die Mitte des 18. Jh. entstandene Doppelwohnhaus steht seiner Erscheinung nach in der Tradition der Tätschhäuser, zu denen jeweils ein freistehender Scheunenbau gehörte (Getrenntbauweise). Dieser altehrwürdige Innerschweizer Haustypus, der auch im südlichen Freiamt verbreitet war und heute nur noch in wenigen Exemplaren überliefert ist, zeichnet sich durch ein flach geneigtes, ehemals mit steinbeschwerten Legschindeln bedecktes Rafendach aus [1]. Das hier beschriebene Doppelhaus, das gemäss einer nicht mehr erhaltenen Inschrift am Hauseingang des östlichen Wohnteils (Vers.-Nr. 79) möglicherweise aus dem Jahr 1742 datiert, ist nicht zweifelsfrei als Tätschhaus zu identifizieren, da es im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 bereits als Wohnhaus aus Holz mit Ziegeldach aufgeführt wird. Somit kann nicht eindeutig bestimmt werden, ob es von Anfang an ein Ziegeldach besass oder bereits sehr früh eine Umdeckung erfuhr. In jedem Fall steht das Doppelwohnhaus von seinem architektonischen Aufbau und der ursprünglichen Grundrissdisposition eng mit dem Bautypus des Tätschhauses in Verbindung. Die ursprüngliche Befensterung dürfte ursprünglich wohl aus Reihenfenstern bestanden haben, die im 19. Jh. zu axialsymmetrisch angeordneten Rechteckfenstern umgestaltet wurden.
2017 erfuhr die östliche Haushälfte (Vers.-Nr. 79) einen tiefgreifenden Umbau, bei dem der Dachstock ausgebaut, Geschosswohnungen erstellt und ein rückwärtiger Erschliessungsanbau errichtet wurden. In diesem Zusammenhang hat man den in der Stube stehenden, auf 1866 datierten Kachelofen mit Sitzkunst aus der Werkstatt des Boswiler Hafners Notter entfernt. Im selben Jahr wurde auf der strassenseitigen Dachfläche des westlichen Hausteils eine Photovoltaikanlage montiert [2].
Beschreibung:Das in der Tradition der Tätschhäuser stehende Doppelwohnhaus befindet sich an der Strassenbiegung am östlichen Dorfeingang Abtwils, wo es eine ortsbildprägende Stellung einnimmt. Der in Ständerbauweise errichtete Hauskörper trägt ein mittelsteiles Satteldach; zum Schutz der stirnseitigen Hauseingänge ist auf Traufhöhe jeweils ein Klebdach angebracht. Der verputzte Mauersockel birgt mehrere Kellerräume mit Balkendecken. Die im Erdgeschoss mit fassadenbündigen Flecklingen und im Obergeschoss mit Bohlen gefüllten Ständerwände sind am westlichen Hausteil (Vers.-Nr. 76) mit Eternitschindeln und am östlichen Hausteil (Vers.-Nr. 79) mit Holzschindeln verkleidet. Letztere bewahrt an der Giebelseite den historischen Hauseingang mit zweiläufigem Treppenpodest und schmiedeeisernem Geländer sowie einer baldachinartigen Verdachung.
Im Innern wurden beide Haushälften ursprünglich durch einen firstparallelen Mittelgang erschlossen, wobei die Stuben und Nebenstube nach Süden ausgerichtet waren. Während sich diese bauzeitliche Raumstruktur im westlichen Gebäudeteil erhalten hat, ist der östliche Teil im Innern weitgehend modernisiert. Erhalten haben sich in beiden Hälften Teile der historischen Deckenbalkenlagen, das Ständergefüge sowie die Dachkonstruktion aus dem 18. Jh. Diese besteht aus einem Pfetten-Rafendach mit stehendem Stuhl und Kniestock, das keine Rauchschwärze aufweist. Die Firstpfette ruht auf Firstsäulen, die von einem von zwei stehenden Stuhlsäulen gestützten Kehlbalken abgefangen werden. Die Holzverbindungen sind zum Teil geblattet, zum Teil gezäpft.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1 Grafschaft Baden und Freiamt, Basel 1996, S. 269-272.
[2] Gemeinde Abtwil, Baugesuchsarchiv: Baugesuch 2017/17.
Literatur:Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 160f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0462-0464, Brandkataster Gemeinde Abtwil, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung VIII-1/4.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Inventar der Hochstudbauten und Tätschdachhäuser im Kanton Aargau, ABT907.
- Gemeinde Abtwil, Baugesuchsarchiv: Baugesuch 2017/17.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28440
 

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