INV-AUW901 Sinserstrasse 3, 1715 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-AUW901
Signatur Archivplan:AUW901
Titel:Sinserstrasse 3
Bezirk:Muri
Gemeinde:Auw
Adresse:Sinserstrasse 3
Versicherungs-Nr.:90
Parzellen-Nr.:345
Koordinate E:2670185
Koordinate N:1229367

Chronologie

Entstehungszeitraum:1715
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Unmittelbar nach dem Dorfbrand von 1715 entstandenes Wohnhaus, das mit seiner hochragenden Giebelfront an der Sinserstrasse im Dorfkern von Auw markant in Erscheinung tritt. Der Ständerbau, der zwei Vollgeschosse sowie einen typologisch seltenen Kniestock umfasst, wird von einem mächtigen Krüppelwalmdach mit der für das Freiamt typischen Klebdachreihe abgeschlossen. Nach dem bedauerlichen Verlust des gesamten früheren Innenausbaus durch eine Auskernung im Jahr 2001 bewahrt das Gebäude noch sein altes Dachgerüst, das als seltene Übergangsform Elemente einer altertümlichen Hochstudkonstruktion mit stehen Stuhljochen verbindet.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude konnte dendrochronologisch (Jahrringmethode) auf 1714/15 datiert werden, was auch im Hinblick auf die spezielle Dachkonstruktion plausibel scheint [1]. Es dürfte damit wie etliche Gebäude im Ortskern kurz nach dem Dorfbrand von 1715 entstanden sein. Im ersten verfügbaren Brandkataster wird es als «2stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller von Holz unter Ziegeldach», im Eigentum von Josef Konrad, beschrieben [2]. 1858 erfolgte beim Übergang an die Erben eine eigentumsrechtliche Teilung der Liegenschaft in zwei Hälften, die gleichzeitig mit einer Verbesserung im Jahr 1873 wieder vereinigt wurden. Eine weitere bauliche Verbesserung ist 1893 verzeichnet. 1912 ging die Liegenschaft an Johannes Brunner über, dem später Johannes Burkard, Käser, 1919 Xaver Bütler und 1927 Josef Bütler folgten.
2001 erfolgte ein durchgreifender Umbau zum Mehrfamilienhaus, wobei das Gebäude im Inneren unter Verlust der gesamten ursprünglichen Innenkonstruktion ausgekernt und mit einer Betonkonstruktion vollständig neu ausgebaut wurde. Die Fassaden wurden mit einer Wärmedämmung und einem neuen Holzschindelschirm versehen.
Beschreibung:Das Wohnhaus ist im Dorfkern von Auw mit seiner hochragenden Giebelfront zur Sinserstrasse ausgerichtet und nimmt damit im Ortsbild eine wichtige Stellung ein. Der mächtige Baukörper, der zwei Vollgeschosse sowie einen Kniestock umfasst, ist über einem eichenen Schwellenkranz als Ständerbau aufgeführt und wird von einem Krüppelwalmdach mit regionaltypischer Klebdachreihe abgeschlossen. Die Wandfüllungen des Ständergerüsts bestanden ursprünglich wohl durchgehend aus Bohlen, die nachträglich teilweise durch Flecklinge (Kanthölzer) ersetzt wurden. Eine Besonderheit ist die Dachkonstruktion, die Elemente eines Hochstudgerüsts mit jüngeren Konstruktionsprinzipien kombiniert [3]. Wie bei einer Hochstudkonstruktion wird die Firstpfette von einem Ständer getragen, der allerdings zu einer kurzen Spitzsäule reduziert ist und auf dem Kehlbalken eines stehenden Stuhljochs aufsetzt. Unterhalb des Bundbalkens setzt sie sich in einem kräftig dimensionierten Innenständer fort. Der Versteifung dienen Sperrrafen und Windstreben; anstelle eines Unterfirsts ist über dem Kehlbalken ein Mittellängsrähm zur Verstrebung in Längsrichtung vorhanden. Die Rafen sind am Fussende, wohl zur Erhöhung der Stabilität, mit den leicht über die Fassadenflucht vorspringenden Bundbalken verblattet. Die Dachfläche war ehemals nur an der westlichen Traufseite über einer Flugpfettenkonstruktion mit Aufschieblingen weit herabgeschleppt. Auf der Ostseite besteht eine zusätzliche Laubenschicht mit Hauseingängen, die wohl einer Umbauphase im 19. Jh. zuzuordnen ist. Aus der gleichen Zeit dürfte die spätklassizistische Fassadengestaltung mit axial bezogenen Einzelfenstern stammen.
Vor dem Umbau von 2001 war das Haus quer zum First in zwei Hausteile gegliedert. Ob diese nachträgliche Hausteilung anlässlich der 1858 im Brandkaster vermerkten und wenig später rückgängig gemachten eigentumsrechtlichen Aufteilung entstand war oder ob sie bereits älter war, ist nicht bekannt. Der Zutritt erfolgte vom traufseitigen Anbau in die im Gebäudeinneren gelegenen Küchen; die Stuben die beiden Hausteile lagen an der südlichen bzw. nördlichen Stirnseite. Im rund 1.5 Meter hohen Kniestock war als grosse Rarität ein aus kräftigen liegenden Bohlen gefügter, kastenartiger Speicherraum erhalten, der wohl zur Einlagerung von Korn oder anderen Nahrungsmitteln diente [4].
Nach dem durchgreifenden Umbau von 2001 sind noch Teile des Ständergerüsts und der Dachkonstruktion in der alten Substanz erhalten. Wandfüllungen wurden teilweise, die Schwelle wohl vollständig ersetzt und der Schindelschirm erneuert. Die ehemaligen Regendächlein über den Fensteröffnungen wurden in veränderter Form erneuert. Die Vordachkonstruktion, die ursprünglich nur an der wetterexponierten Westseite bestand, reproduzierte man an auch an der Ostseite. Die Höhenlage der Fenster ist teilweise verändert. Die Einfassungen sind ebenfalls erneuert und besitzen aufgrund der Innenwärmdämmung übermässig tiefe Laibungen.
Die innere Gebäudestruktur wurde beim Umbau mit Ausnahme der Dachkonstruktion weitgehend zerstört. Der heutige Innenausbau mit betonierter Wand- und Deckenkonstruktion setzt auf einem das ganze Haus unterfangenden neuen Kellersockel auf. Die Aussenwände sind mit einer Innenwärmedämmung versehen. Einzelne Hölzer des Dachgerüsts wurden ersetzt, die ehemals durchgehende Russschwärzung insgesamt stark reduziert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Dendrochronologische Untersuchung dendron (Raymond Kontic), Basel, 2004, im Archiv der Kantonalen Denkmalpflege.
[2] StAAG, Brandkataster Auw.
[3] Räber 1996, S 140.
[4] Räber 1996, S. 257.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 140 (Abb. 193), S. 148 (Abb. 208), S. 257 (Abb. 509).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0470-0472, Brandkataster Gemeinde Auw, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1850: 41A/B, 1875: 46).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Auw VIII-3/12.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Berichte: Dendrochronologische Untersuchung dendron (Raymond Kontic), Basel, 2001.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-AUW839.002 Sinserstrasse 3, Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28878
 

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