Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-AUW923 |
Signatur Archivplan: | AUW923 |
Titel: | Hinterdorfstrasse 9 |
Bezirk: | Muri |
Gemeinde: | Auw |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Hinterdorf |
Adresse: | Hinterdorfstrasse 9 |
Versicherungs-Nr.: | 70 |
Parzellen-Nr.: | 161 |
Koordinate E: | 2670089 |
Koordinate N: | 1229580 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1871 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | AUW939 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätklassizismus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Spätklassizistisch-biedermeierliches Wohnhaus, das 1871 zusammen mit einer freistehenden Stallscheune für Joseph Amhof errichtet wurde. Der Ständerbau, der vor einiger Zeit seinen hölzernen Schindelschirm zugunsten einer Eternitverschalung einbüsste, präsentiert sich in zeittypisch straffer Gestaltung als zweigeschossiger Baukörper von vier auf drei Fensterachsen, der unter einem geraden Satteldach mit ausgeschiedenen Giebelfeldern und Zwerchgiebel zur Strasse liegt. Das Innere birgt eine einfache, aber gepflegte und bemerkenswert gut erhaltene Ausstattung aus der Bauzeit, welche die bäuerliche Bau- und Wohnkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts dokumentiert. In seiner prominenten Lage am Ortseingang kommt dem Gebäude zusammen mit der zugehörigen Stallscheune (Bauinventarobjekt AUW939) zudem ein erheblicher Situationswert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Angabe im Brandkataster wurde das Gebäude 1871 für Joseph Amhof errichtet. Die Beschreibung lautete auf ein «2stöck[iges] Wohnhaus mit Tremkellern und Holzschopf mit Schweinställen von Holz unter Ziegeldach» [1]. Im gleichen Zug entstand die 1873 fertiggestellte Stallscheune (Bauinventarobjekt AUW939). Um 1980/90 wurde der Holzschindelschirm der Fassade durch Eternitschindeln ersetzt. Im Inneren erfuhr das Haus im Lauf seines Bestehens nur vergleichsweise geringfügige Veränderungen. |
Beschreibung: | Das Wohnhaus erhebt sich nördlich des alten Dorfkerns in markanter Lage leicht erhöht über der Hauptstrasse nach Rüstenschwil. Es handelt sich um einen spätklassizistisch geprägten Freiämter Ständerbau, der in zeittypischer Weise streng axial durchgebildet ist. Der zweigeschossige Baukörper setzt auf einem zur Strasse hin geschosshoch freiliegenden Kellersockel auf und wird von einem geraden Satteldach mit ausgeschiedenem Giebelfeld und schmalem Zwerchgiebel zur Strasse abgeschlossen. Der charakteristische Holzschindelschirm wich um 1980/90 einer Eternitverschalung. Die beiden nach Norden und Süden gerichteten Stirnseiten sind in identischer Gestaltung mit vier eng gereihten Achsen von Einzelfenstern gegliedert, während die traufseitige Strassenfront drei Achsen mit grösserer Laufweite zeigt. Die Mittelachse ist unter dem Zwerchgiebel zusätzlich durch verdoppelte Fenster betont. Den axial angeordneten Hauseingang erschliesst ein hoher zweiläufiger Treppenaufgang (erneuert) mit 1882 datiertem Schmiedeeisengeländer. Türöffnung und flankierende Ganglichter werden von einer einheitlichen Holzrahmung eingefasst. Das bauzeitliche Türblatt (heute aufgedoppelt) ist mit Rauten, Rosetten und Festons noch ganz in biedermeierlichen Formen gehalten. Die Giebelfelder zeigten als charakteristisch biedermeierliche Zierform ehemals Lünetten (Halbrundfenster), von denen heute noch die bei der Fassadenrenovation über der Eternitverschalung angebrachten Jalousien zeugen. Fenstereinfassungen, -flügel und Jalousieläden sind durchgehend erneuert. Das Dach ist heute mit Falzziegeln eingedeckt. An die Rückfront schliesst auf leicht eingezogener Bauflucht ein grosser quergiebliger Schopfanbau an, der als Ständerbau ausgeführt ist und mit vertikalen Brettern verschalt ist. An der Südfassade sind hier die bauzeitlichen Fenster und Jalousieläden erhalten. Das Dach des Schopfanbaus ist noch mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Das Hausinnere ist in wesentlichen Teilen noch im bauzeitlichen Zustand erhalten. Es wird auf beiden Geschossen über einen durchlaufenden Quergang erschlossen, an den im Erdgeschoss südseitig Stube und Nebenstube, nordseitig Küche und Kammer anstossen. Ein doppelläufiges Treppenhaus im rückwärtigen Bereich erschliesst auf den Podesten auch den halbgeschossig versetzten Schopfanbau. Die erdgeschossigen Wohnräume wie auch die Kammern im Obergeschoss zeigen überwiegend holzsichtiges gestemmtes Weichholztäfer; in einer der Kammern ist dieses mit einem charakteristischen grünen Anstrich aus dem 19. Jh. versehen. Die Nebenstube besitzt einen schönen nussbaumenen Tafelparkett und ein entsprechend dazu ebenfalls um 45 Grad abgewinkeltes Deckentäfer. In den übrigen Räumen sind die ursprünglichen Böden wohl noch unter den jüngeren Belägen erhalten. In der Stube steht ein bauzeitlicher Kastenofen samt Sitzkunst aus hellblauen Füll- und weissen Randkacheln. Balkenkeller beidseits des Mittelgangs sind auf der Strassenseite ebenerdig zugänglich. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion über liegendem Stuhl. Auf der Südseite des Wohnhauses erstreckt sich im leicht erhöhten Zwickel zwischen den Strassen nach Rüstenschwil und der Steiggistrasse ein ausgedehnter Nutz- und Ziergarten, der einen schönen Bestand von Obstbäumen und einen mächtigen alten Nussbaum besitzt. Die erneuerte Stützmauer zur Strasse besitzt vor der Strassenfront des Hauses einen Treppenaufgang. Zwei Platanen, welche den Hauseingang flankierten, sind bedauerlicherweise verschwunden. Nördlich erstreckt sich das ebenfalls noch mit einigen Obstbäumen durchsetzte Kulturland des Hofs und in einiger Distanz vom Wohnhaus die zusammen mit dem Wohnhaus erbaute, freistehende Stallscheune (Bauinventarobjekt AUW939). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] StAAG, Brandkataster Auw. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0470-0472, Brandkataster Gemeinde Auw, 1850-1938 (alte Vers.-Nr. vor 1899: 244). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Auw VIII-3/12. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29010 |
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