Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1803 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Gasthaus, Gasthof |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das im frühen 19. Jahrhundert, vielleicht nach dem Dorfbrand von 1803, in Mischbauweise errichtete Wohnhaus steht mit seinen schlichten Formen am Übergang vom Spätbarock zum Biedermeier und beherbergt seit 1904 eine Gastwirtschaft. Als gut erhaltenem Beispiel eines stattlichen Freiämter Hauses kommt ihm ein erheblicher baugeschichtlicher Zeugniswert zu. Auch nach der kürzlich erfolgten Umgestaltung der Zufahrtsstrasse bewahrt die Liegenschaft mit dem grossen Hausgarten, einem Bildstock (Bauinventarobjekt BEN907) und der mit Rosskastanien bestandenen Gartenwirtschaft wesentliche Elemente des alten Aussenraums. Mit seiner prominenten Lage an der Hügelkuppe über dem alten Dorfkern nimmt es eine dominierende Stellung im Ortsbild von Benzenschwil ein. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Nach den am Übergang vom Spätbarock zum Biedermeier stehenden Formen muss das ursprünglich nur den langgestreckten Hauptbau umfassende Haus um 1800 oder im frühen 19. Jh. entstanden sein, vermutlich nach dem Dorfbrand von 1803. Im Brandkataster von 1850 wird es als „Wohnhaus mit gewölbtem und Tremkeller samt Scheuer von Stein und Wickel unter Ziegeldach“ geführt [1]. Am 31. Dezember 1903 erhielt Alt-Ammann Fridolin Brun-Schärer, der 1901 das Haus gekauft hatte, die Bewilligung zur Führung einer Speisewirtschaft, die bis dahin in einem anderen Haus gelegen hatte und die er sodann auf ihren heutigen Standort übertrug [2]. Am 4. November 1907 wurde die Speisewirtschaft in eine "conzedierte" Tavernenwirtschaft umgewandelt und durfte mit dem Schild "Zur Sonne" versehen werden. Das Tavernenrecht erlaubte die Beherbergung von Gästen und ihre Verköstigung mit Speisen und Getränken aller Art sowie das Durchführen von "Tanzbelustigungen". Seit 1968 wirtet Theresia Lustenberger-Durrer auf der "Sonne". |
Beschreibung: | Das Gasthaus "Zur Sonne" steht nördlich der nach Merenschwand führenden Strasse prominent auf dem Hügelrücken über dem alten Dorfkern von Benzenschwil. Nach Süden ist dem Wohnhaus ein grosszügiger Garten vorgelagert, dessen jüngst erneuerte strassenseitige Stützmauer an einen kleinen Bildstock der Zeit um 1900 (Bauinventarobjekt BEN907) anschliesst. Eine Gartenwirtschaft mit altem Baumbestand von Rosskastanien lag früher, von einem hohen Lebhag umfriedet, östlich der direkt zum Haus führenden Zufahrtsstrasse. Diese wurde im Zusammenhang mit der regen Bautätigkeit auf den Nachbargrundstücken jüngst auf die andere Seite der Gartenwirtschaft verlegt. Die zum ehemaligen Landwirtschaftsbetrieb gehörige freistehende Stallscheune existiert seit etlichen Jahren nicht mehr. Das Wohn- und Wirtshaus ist ein stattlicher, traufbetonter Putzbau, der mit seiner Fassadengestaltung am Übergang vom Spätbarock zum Biedermeier steht. Über einem hohen, allseitig fast freiliegenden Kellersockel setzen die beiden Wohngeschosse auf, die teils aus Bruchsteinen massiv gemauert, teils in verputztem Fachwerk aufgeführt sind. Sie liegen unter einem geraden Rafendach mit alter Biberschwanzdeckung, dessen Giebelseiten mit Klebdächern in klassizistischer Manier ausgeschieden sind. Die nach Süden und zur Strasse gewandte traufseitige Stubenfront zeigt sechs regelmässig verteilte Fensterachsen mit hölzernen Gewänden, während die beiden Stirnseiten mit je zwei Achsen spärlicher befenstert sind. Die östliche Traufseite nimmt, etwas aus der Mittelachse gerückt, den Eingang zur Wirtsstube auf. Dieser wird von einer in ihrem heutigen Bestand erneuerten Freitreppe erschlossen, unter welcher der stirnseitige Kellereingang liegt. Die westliche Giebelseite zeigt im Unterschied zu den übrigen Fassaden ein mit Schindeln verrandetes Giebelfeld. An den Kernbau wurden noch im 19. Jh. zwei unterschiedlich breite rückwärtige Vorbauten angefügt, die beide mit einem Querfirst an das Dach des Haupthauses stossen. Erst im 20. Jh. wurde auch der Bereich zwischen den beiden als Querflügel in Erscheinung tretenden Annexbauten mit einem Neubau für die Küche aufgefüllt. Ein charakteristisches Element des Hauses sind die drei markanten Blitzableiter auf dem Hauptfirst und dem höheren der beiden Querfirste. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. - ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Benzenschwil 4225-10. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0478-0481; Brandkataster Gemeinde Benzenschwil, 1850-1938. Das bei Vollenweider / Klausner 1989, S. 74 und in Abhängigkeit davon bei Müller / Sauerländer 2014, S. 184 angegebene Baujahr 1877, das schon angesichts der Architekturformen des Gebäudes unwahrscheinlich scheint, ist unzutreffend. [2] Geschichtliches zum Wirtsbetrieb nach Vollenweider / Klausner 1989, S. 74. |
Literatur: | - Martha Vollenweider / Peter Klausner, Dorfchronik 1189-1989 von Benzenschwil, Benzenschwil, 1989. - Hugo Müller / Dominik Sauerländer, Benzenschwil. Geschichte der Gemeinde Benzenschwil, 1811 2011, Merenschwand 2014. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0478-0481; Brandkataster Gemeinde Benzenschwil, 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Benzenschwil VIII-5/1. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29490 |
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