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INV-BES912 Rankstrasse 41/43, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Baugeschichtlich interessantes, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das wohl als Vielzweckbau mit hangseitiger Ökonomie erstellt und wohl nachträglich um einen zweiten Wohnteil erweitert wurde. Das Äussere hat im wesentlichen sein Erscheinungsbild des späten 19. Jahrhunderts mit zwei teils gemauerten, teils im verputzten Fachwerkbau erstellten Wohnteilen und mittigem Tenn bewahrt. Die grösstenteils intakte Hochstudkonstruktion sowie Restbestände der originalen Ausstattung verleihen dem Gebäude baugeschichtlichen Zeugenwert. Am gut einsehbaren Steilhang zwischen Dorf und See gelegen, kommt dem Haus zusammen mit seinem talseitigen Nachbarhaus Rankstrasse 44 (Bauinventarobjekt BES 928) zudem erheblicher Situationswert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das ehemalige Strohdachhaus, für das der Hausname „Hübel“ überliefert ist, dürfte nach seinen konstruktiven und bautyplogischen Merkmalen auf das frühe 18. Jh. zurückgehen. Hinweise auf mögliche Baujahre liefern ein ehemals im talseitigen Hausteil (Vers.-Nr. 35B) eingebauter Schrank mit der Jahrzahl 1728 [1] und ein im hangseitigen Wohnteil (Vers.-Nr. 35A) vorgefundener grüner Kachelofen aus dem Jahr 1737 [2]. In einem Zwischenboden des talseitigen Hausteils wurden zwei 1769 bzw. 1796 datierte Schriftstücke gefunden. Auf dem einen wird ein Hausverkauf festgehalten, auf dem anderen einige Gerichtsurteile, die mit der Unterschrift des Untervogts Rudolf Eichenberger, wohl dem damaligen Besitzer und Bewohner des Hauses, gezeichnet sind. Vielleicht schon ursprünglich ist die Zweiteilung des Hauses, die bereits im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1829 erscheint [3]. Beschrieben wird die Liegenschaft dort als „Wohnhaus mit Bescheuerung von Holz mit Strohdach“; Eigentümer beider Hausteile waren beinahe über das ganze 19. Jh. Angehörige eines Familienzweigs der Eichenberger, der mit dem Beinamen „Schutzhänsels“ bezeichnet wurde. Vielleicht auf einen Umbau verweist eine dekorierte und in das Jahr 1833 datierte Frieskachel eines ehemaligen Kachelofens im talseitigen Hausteil. 1844/45 sind im Brandkataster für beide Hausteile „Verbesserungen“ vermerkt, und 1850 war nach Angabe der nächsten Brandkatasteraufnahme ein Teil der ursprünglich reinen Holzkonstruktion durch Mauern ersetzt [4]. Die Umgestaltung des hangseitigen Wohnteils mit verputzten Fachwerkwänden lässt sich vielleicht in das in das Jahr 1871 datieren, als dieser Hausteil eine deutliche Wertsteigerung erfuhr. 1888 entstand am gleichen Hausteil ein Anbau. Sukzessive war seit dem späten 19. Jh. die Umdeckung vorgenommen worden, so dass sich das Dach um 1900 teils mit Stroh-, teils mit Ziegeldeckung präsentierte (vgl. histor. Aufnahme in der Bilddokumentation). Noch zu diesem Zeitpunkt bestand der talseitige Hausteil in der ursprünglichen, reinen Holzkonstruktion. Die vollständige Umdeckung auf Ziegel wie auch der Ersatz der Bohlenständerkonstruktion durch gemauerte Aussenwände mit Einzelfenstern wurden wohl erst 1924 vorgenommen, womit das Haus im wesentlichen seine heutige Form erhielt. Im Beinwiler Volksmund hat sich um das Gebäude die Sage vom Friesenzug erhalten, der von Norden her kommend von Zeit zu Zeit durch das Tenn zwischen den beiden Hausteilen gezogen sein soll, um seine Toten in den Grabhügeln des Breitholzes zu bestatten. Diesem Friesenzug halten die Bewohner seit alters her tagaus, tagein das vordere und das hintere Mannstürli offen [5]. Um 1970 wurde die Erschliessungssituation des talseitigen Wohnteils grundlegend verändert, indem man ein auf der Nordseite angebautes Hühnerhaus in ein Treppenhaus mit Badeinbau umwandelte. In jüngerer Zeit haben in beiden Hausteilen Renovationen stattgefunden. |
Beschreibung: | Das langgestreckte, quer zum Hang errichtete Hochstudhaus erhebt sich in landschaftlich exponierter Situation am Steilhang zwischen dem Dorf und dem See, unmittelbar oberhalb des ebenfalls noch auf das 18. Jh. zurückgehenden Hauses Rankstrasse 44 (Bauinventarobjekt BES 928). Es vereinigt unter seinem ehemals strohgedeckten Vollwalmdach in seinem heutigen Bestand zwei durch ein Tenn getrennte, jeweils zweigeschossige Wohnteile. Der Kernbau dürfte allerdings ein Mittertennhaus mit talseitigem Wohnteil und hangseitiger Ökonomie gewesen sein. Wohnteil und Wirtschaftstrakt waren hier (Vers.-Nr. 35B) ursprünglich sicherlich in reiner Holzbauweise erstellt, von der noch einzelne Bohlenständerwände im Bereich des Tenns zeugen. Im Verlauf des 19. Jh. ersetzte man die hölzernen Fassaden durch verputztes Mauer- bzw. Fachwerk mit grösseren, regelmässigen Fensteröffnungen. Diese werden von gefalzten Steingewänden gerahmt, die im Erdgeschoss Blockbänke, im Obergeschoss lippenförmige Simse besitzen Der durch eine Verlängerung des Daches gewonnene hangseitige Wohnteil (Vers.-Nr.35 A), den eine zweigeschossige Bruchsteinmauer gegen den Hangdruck schützt, war wohl gleich von Anbeginn in Fachwerkbauweise erstellt. Er ist mit mehrheitlich axial bezogenen Einzelfenstern versehen, die gefalzte Holzeinfassungen besitzen. Das zwischen den Wohnteilen gelegenen Tenntor dürfte aus dem 19. Jh. stammen. An der rückwärtigen Nordseite sind beide Wohnteile um jüngere Schleppdachanbauten erweitert. Die Erschliessung des älteren talseitigen Wohnteils, der die gewohnte Vierteilung mit Stube und Nebenstube auf der Südseite aufweist, erfolgt von der Nordseite her. Ursprünglich führte ein Eingang direkt in die Küche, von der die Obergadenräume über eine schmale Treppe zugänglich waren; heute liegt sie im nordseitigen Anbau. An älteren Ausstattungselementen sind in diesem weitgehend modernisierten Wohnteil noch die alte Feuerwand der Küche (mit blauen Füllkacheln) samt der Rauchhutte und einem Eisenofen vorhanden. In der Stube steht eine zweistufige grüne Sitzkunst mit weissen, teils bemalten Frieskacheln. Vom abgegangenen Kastenofen ist lediglich eine dekorierte und in das Jahr 1833 datierte Frieskachel übriggeblieben. Der hangseitige Wohnteil ist ebenfalls in der gewohnten Art viergeteilt. Ein Stichgang öffnet sich auf die Stube und die Küche, von der aus eine schmale Treppe ins Obergeschoss führt. Denkbar wäre, dass auch dieser Wohnteil schon älteren Ursprungs ist und als kleine Wohneinheit mit Küche, südseitiger Stube und einer Obergadenkammer bestand. Jedenfalls datiert ein hier vorgefundener und im Ortsmuseum von Oftringen wiederaufgesetzter grüner Kachelofen aus dem Jahr 1737. Reste der sonstigen Ausstattung stammen aus dem 19.Jh. Ein kleiner Stallanbau auf der Nordseite wurde teilweise in ein Bad umgebaut, ansonsten ist der Gebäudeteil zurückhaltend renoviert. Zwei von aussen her zugängliche Trämkeller liegen unter den talseitigen Räumen der östlichen Haushälfte. Von der Dachkonstruktion des Ursprungsbaus sind noch die Firstständer beidseits des Tenns vorhanden, während der über dem Wohnteil abgefangene östliche Hochstud beim Einbau des Kamins durch eine Hilfskonstruktion ersetzt worden sein dürfte. Intakt ist auch noch die russgeschwärzte gefächerte Rafenlage im Bereich der Längswalme. Deutlich abzulesen ist die westseitige Verlängerung der Dachkonstruktion um einen weiteren Hochstud samt Firstpfette, Unterfirst und Rafenlage. Die zusätzlichen Holzteile weisen jedoch keine Rauchschwärze auf, so dass diese Bauphase eher im späteren 19.Jh. anzusetzen ist (Inneres gemäss Kurzinventar 1992). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] 1992 bei einer Familie Rohr in Hunzenschwil (gemäss Kurzinventar 1992). [2] Wiederaufgesetzt im Ortsmuseum von Oftringen. [3] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. [4] Ebd. [5] Gautschi 1985, S. 308. |
Literatur: | - Peter Steiner et al., Pfarrei Reinach: Kirchenbuchdaten (1549-1820), Häuserfotos (1872-2012). Reinach, Leimbach, Menziken, Burg, Beinwil am See, CD-Rom, Hrsg.: Historische Vereinigung Wynental, 2012 (histor. Ansicht). - Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des Gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 308. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29784 |
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