INV-BES915 "Chroosihuus" Hombergstrasse 23, 1784 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BES915
Signatur Archivplan:BES915
Titel:"Chroosihuus" Hombergstrasse 23
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Ortsteil / Weiler / Flurname:Steineggli, Hobacher
Adresse:Hombergstrasse 23
Versicherungs-Nr.:214
Parzellen-Nr.:1809
Koordinate E:2657623
Koordinate N:1235480
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657623&y=1235480

Chronologie

Entstehungszeitraum:1784
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Autorschaft:Hans Rudolf Gloor, Zimmermann, Birrwil
Inschriften:"1784" (Tenntor)
Würdigung:Ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das wohl 1784 durch den Birrwiler Zimmermann Hans Rudolf Gloor für Jakob Eichenberger errichtet wurde. Das stattliche Gebäude, das an der Rückseite noch den in Strohdachhäusern ehemals verbreiteten, zunehmend seltenen „Stock“ besitzt, erhielt im ausgehenden 19. Jahrhundert seine heutige Stubenfront. Seither unterblieben grössere Eingriffe, wodurch sich das Haus aussen wie innen weitgehend intakt erhalten zeigt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Für das Baujahr des Gebäudes liegen zwei geringfügig unterschiedliche Angaben vor: Am Tenntor findet sich die Jahrzahl 1784; gemäss der Überlieferung soll das Haus hingegen im Jahr 1790 erbaut und 1791 bezogen worden sein. Bauherr war gemäss derselben, in dieser Hinsicht sicherlich zutreffenden Überlieferung Jakob Eichenberger; ausgeführt wurde der Bau durch Zimmermann Hans Rudolf Gloor aus Birrwil. Neben der Landwirtschaft soll Eichenberger nach 1800 auch eine kleine Eigengewächswirtschaft betrieben haben, bis er 1814 den kurz zuvor neu errichteten „Alten Löwen“ an der Kreuzung Feldstrasse / Sandstrasse kaufte [1].
Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1829 wird die Liegenschaft als „Wohnhaus mit Bescheuerung von Holz und Stein mit gewölbtem Keller und Strohdach“ beschrieben [2]. Erst im ausgehenden 19. Jh., wahrscheinlich bei einer im Brandkataster 1895 vermerkten Erneuerung, wurde der Wohnteil in üblicher Weise überformt und mit einer im verputzten Fachwerk aufgeführten neuen Stubenfront versehen. 1906 erfolgte die Umdeckung auf Ziegel.
An grösseren Erneuerungen ist in der Folge nur die Modernisierung des Stalls im Lauf des 20. Jh. zu nennen. Heute dient das im Eigentum der Gemeinde befindliche Gebäude als Brockenstube. Im Volksmund trägt es den Namen „Chrosihaus“ (oder „Chrusihaus“), wobei dieser Begriff früher mit der Bedeutung „Geld“ verwendet wurde [3].
Beschreibung:Das stattliche, ehemals strohgedeckte Hochstudhaus ist quer an die zur Entstehungszeit sicherlich bereits bestehende Hombergstrasse gestellt; heute nimmt es eine markante Eckstellung an der Kreuzung mit der etwas jüngeren Kirchstrasse ein. Der langgestreckte, gedrungen wirkende Baukörper wird von einem für ehemalige Strohdachhäuser charakteristischen, hier vergleichsweise wenig steilen Vollwalmdach abgeschlossen. Er weist als Mittertennhaus die klassische Gliederung in einen Wohnteil mit gemauertem Stock sowie Tenn, Stall und Futtertenn auf, wobei sich der hangseitig gelegene Wohnteil mit seiner Stubenfront nach Süden orientiert. Von der ursprünglich hölzernen Bauweise des Wohnteils zeugen noch die hübsch beschnitzten Büge der Flugpfette. Heute präsentiert sich die Stubenfront als verputzte Fachwerkkonstruktion mit einer axial bezogenen Einzelbefensterung wohl von 1895. Aus dieser Umbauphase sind noch die holzgesprossten Fenster samt Vorfenstern sowie das Türblatt des tennseitig gelegenen Hauseingangs mit Schmiedeeisenvergitterung erhalten.
Ein gemauerter „Stock“, wie er als feuersicherer Raum in Strohdachhäusern teilweise zu beobachten ist [4], liegt in üblicher Anordnung im rückwärtigen Bereich des Wohnteils. Er ist mit einem kleinen Gewölbekeller versehen, im Unterschied zur verbreiteten Disposition allerdings vertikal zu den angrenzenden Räumen nicht versetzt. Seine Bruchsteinmauern waren vielleicht schon ursprünglich über die gesamte Rückfront und die Stirnseite verlängert, um dort in einer verbreiteten Weise über die Flucht der Stubenfront auszugreifen. Die Stirnseite ist im Bereich des Stocks mit einem Doppelfenster, die Rückfront mit einem Doppel- und einem Einzelfenster in Holzeinfassungen versehen. Im Obergeschoss liegt hier eine kleine Fensteröffnung, die mit einer Verbretterung verschlossen und in Trompe-l’oeil-Manier mit aufgemalten Sprossen versehen ist. Die gegen das Tenn hin zurückspringende Flanke des Stocks nimmt in einer lokal verbreiteten Disposition [5] den hinteren Hauseingang auf, der in einer stichbogigen Holzrahmung noch die mit Rahmenwerk aufgedoppelte Brettertür des 18. Jh. besitzt.
Der Ökonomieteil ist ringsum von einer schrägen Heubühne als Hängekonstruktion umfangen, die zweiseits original, vorne aber jüngeren Datums ist. Zum originalen Baubestand gehören ausserdem die Tenntore sowie die ganze Schmalseite. Der Stall wurde dagegen im 20. Jh. neu aufgemauert; gleichzeitig erhielt das Futtertenn vorne eine Schiebetüre.
Im Grundriss weist der Wohnteil, der rückwärtig über die Flucht des Ökonomieteils vorspringt, die gewohnte Gliederung auf: Der Tennwand entlang läuft der Gang durch das ganze Haus; die übrige Grundfläche ist viergeteilt in Stube, Küche und zwei Schlafkammern. Dementsprechend weist das Obergeschoss drei grosse Kammern auf, die dem Rauchgaden angeschlossen sind. In der Küche und im Rauchgaden ist der grosse einstige Rauchfang noch auszumachen. Der verrusste Zustand im oberen Geschoss lässt darauf schliessen, dass die Küche wie andernorts ursprünglich zweigeschossig war und die Kammern nur durch eine Galerie erschlossen wurden. Im Erdgeschoss wurden die Stuben beim Umbau des 19.Jh. mit einem schlichten neuen Täfer versehen, während der Gang und das Obergeschoss die ursprüngliche rohe Bohlenständerkonstruktion zeigen.
Von den ursprünglich vier Hochstüden sind drei noch intakt, während ein vierter einer Ersatzkonstruktion gewichen ist. Die gefächerte Rafenlage des Walms scheint im wesentlichen original zu sein, wurde aber beim Wechsel zum Ziegeldach mit einer auf stehende Böcke gesetzten Mittelpfette verstärkt [6].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Gautschi 1985, S. 161, wohl gemäss Eichenberger 1951, S. 39.
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[3] Vgl. Schweizerisches Idiotikon, Bd. III (1895), Sp. 863 (Digitalisat: https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id3.htm#!page/30863/mode/2up).
[4] Vgl. Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 214f.
[5] Vgl. in Beinwil am See etwa die Häuser Hombergstrasse 18 und Rankstrasse 44 (Bauinventarobjekte BES916, 928).
[6] Inneres gemäss Aktennotiz von Jan. 1985 im Archiv der Kantonalen Denkmalpflege.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 53.
- Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des Gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 161.
- Hans Eichenberger, Beitrag zum 100jährigen Jubiläum des Hotel Löwen in Beinwil am See, in: Heimatkunde aus dem Seetal, Jg. 25 (1951), S. 39f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Denkmalschutzakten.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29802
 

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